Zur Begutachtung auf einem langen Tisch ausgelegt und sortiert: Die Pilzfunde der Sammler. Fotos: Kleinke-Bialy Foto: Lahrer Zeitung

Pilze: Christian Petersen wartet mit seinem Wissen als Sachverständiger auf – trotz relativer Trockenheit erstaunlich viele Funde

Obwohl Pilze auch in diesem Jahr wieder rar sind, brachte eine Exkursion mit dem Pilzsachverständigen Christian Petersen die unterschiedlichsten Funde zutage. Speise- vom Giftpilz zu unterscheiden, fiel vielen Gästen aber nicht so einfach, wie gedacht.

Zell–Entersbach. Als "halb Rentner, halb Rechtsanwalt" bezeichnet Petersen sich, Pilzwanderungen veranstaltet er aus reinem "Spaß an der Freude". In Lehrgängen hat er sich zum Sachverständigen in Sachen Pilzen fortgebildet, daher bietet er auch ehrenamtliche Führungen an, mit anschließender Begutachtung und Bestimmung der Pilzfunde. So ging es vom Treffpunkt im Gasthof Rebstock aus in Fahrgemeinschaften an den Waldrand, hier teilt sich die Gruppe auf: Wer weniger gut zu Fuß ist, wandert mit Petersen, die anderen halten sich an seinen Assistenten Bernd Firner. "Ich bin kein Sachverständiger, nur Hobby-Pilzfachmann, alles andere wäre übertrieben", betont der 42-Jährige.

Jeder der Teilnehmer hatte sich mit Korb und Messer ausgerüstet. Letzteres ist allerdings nicht zum Abschneiden der Pilze gedacht, sondern zum Ausgraben, weil häufig auch die Form der Basis ein wichtiges Bestimmungsmerkmal darstellt. Wie beispielsweise bei Perl- und Pantherpilz: Der eine ist ein guter Speise-, der andere ein berüchtigter Giftpilz. Gemeinerweise sind sich beide zum Verwechseln ähnlich.

Regenfälle begünstigen oft das Wachstum der verschiedenen Pilze

"Im letzten Jahr war es mit dem Pilzesammeln wegen der Trockenheit sehr schlecht", weiß Petersen, und auch in diesem Jahr ist es die erste Exkursion, die der 64-Jährige anbietet. Die Hoffnung liegt auf dem Regen, der vor einiger Zeit gefallen ist, denn Pilze mögen es nun einmal eher feucht. "In den oberen Lagen – also über 700 bis 800 Metern – regnet es immer mehr als in den unteren Lagen", ergänzt einer der Teilnehmer, "dort gibt es daher dann auch mehr Pilze". Wenngleich Ausnahmen die Regel bestätigen. Wie bei den Wiesenchampignons, von denen es, überraschenderweise, in diesem Jahr örtlich regelrechte Schwemmen gegeben hat. Warum? "Da müssen Sie die Wiesenchampignons fragen", brummt Petersen mit ungerührter Miene.

Firner dagegen meint: "Meiner Erfahrung nach – und andere haben mir das bestätigt: Wenn es lange trocken ist und sehr warm, wie in den letzten Jahren, und dann Regen einsetzt, dann wachsen die relativ schnell." Auch bei manch anderen Pilzarten sei das so, wie beispielsweise dem schmackhaften Parasolpilz. Das ist ein Schirmling mit der Betonung auf hochwachsend und groß, so dass sein Schirm durchaus wie ein Schnitzel in der Pfanne gebraten werden kann. Grundsätzlich hüten jedoch muss man sich vor kleinen Schirmlingen: "Die sind allesamt giftig", warnt Petersen.

Manche Pilze kennt fast jeder aus der Gruppe

Genießbar oder giftig beziehungsweise zumindest ungenießbar – genau darum geht es ja beim Sammeln jener Gewächse, die neben Tieren und Pflanzen eine eigenständige Art bilden. Beispielsweise einen Risspilz findet Petersen. Das Exemplar mit dem braunen, vom Rand her charakteristisch eingerissenen Hut ist dermaßen giftig, dass Petersen es in einen geleerten Kaffeebecher in seinem Korb deponiert, damit es nicht mit den anderen Pilzen in Berührung kommt. Einige wenige Pilze sind dabei, die kennt fast jeder in der Gruppe, wie beispielsweise der Steinpilz.

Was nach zwei Stunden des Sammelns dann aber zur Bestimmung ausgebreitet auf einer langen Tischreihe im Gasthof Rebstock landet, stellt sich als eine im wahrsten Sinne des Wortes bunte Mischung heraus. Ein goldgelb leuchtender Hörnling ist dabei – hübsch anzuschauen, doch ebenso wenig zum Verzehr geeignet wie der grünblättrige Schwefelkopf. Vor allem die Täublinge aber sorgen für Farbe. Einige dieser Lamellenpilze betören gar mit einem satten Rot – dass eben sie den Namen "Speitäubling" tragen, sagt jedoch alles.

Andererseits befinden sich sehr gute Speisepilze unter den nicht immer einfach zu bestimmenden Täublingsarten. Da trifft es sich gut, dass der leckere Frauenpilz eindeutige Merkmale besitzt: Sein Stiel bricht wie Styropor, zerfasert also nicht. Und wenn man über seine Lamellen streicht, entsteht kein Trümmerfeld, wie es bei anderen Täublingen der Fall wäre. Vielmehr geben die Lamellen dieses Exemplars elastisch nach. Als weiteres Merkmal schmeckt sein Fleisch mild, das aller ungenießbaren Täublinge hingegen scharf.

Eines auf jeden Fall muss jedem Sammler klar sein: Niemals darf man einen Pilz verspeisen, den man nicht mit 1000-prozentiger Sicherheit zu bestimmen weiß. Bei auch nur geringstem Zweifel gilt: Finger weg, oder einen Sachverständigen wie Petersen befragen.

Lange wurden sie zu den Pflanzen gerechnet, auch wenn sie keine Fotosynthese betreiben können. Heutzutage jedoch gelten die botanisch als "Fungi" bezeichneten Pilze als näher mit den Tieren verwandt, da sie sich wie diese durch die Aufnahme organischer Substanzen ernähren. Die allerdings nehmen sie in gelöster Form aus ihrer Umgebung auf.