Peilt seinen siebten deutschen Meistertitel an: Trial-Fahrer Dominik Oswald. Foto: privat

Mit den "Finals" in Berlin in weniger als zwei Wochen beginnt für den Münchweierer Fahrradtrial-Fahrer Dominik Oswald der Wettkampfsommer. An dessen Ende kämpft er Anfang Oktober um eine weitere WM-Medaille.

Mit seinem 20-Zoll-Fahrrad nimmt Dominik Oswald Anlauf, springt – und muss absteigen. Es ist eine Szene mit Seltenheitswert, der 25-jährige Trialfahrer vom MSC Münstertal hat sein Sportgerät meist im Griff wie kaum ein Zweiter. Beim letzten Hindernis des Parcours in Thalheim im Erzgebirge muss der Münchweierer jedoch absteigen. Seine doch eher ungewöhnliche Reaktion auf das Scheitern: ein Lachen.

Im Gespräch mit der Lahrer Zeitung klärt Oswald die Szene auf, die der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) im Video festgehalten hat. "Ich habe vorher schon mit dem Punktrichter gescherzt. Er hat gesagt: ›Wenn das Hindernis einer schafft, dann Du‹", erzählt Oswald. Denn zum Abschluss des Parcours wartete auf die Trial-Fahrer ein echter Härtetest, nacheinander scheiterten die Teilnehmer – auch der souveräne Sieger Oswald. "Es hat nicht viel gefehlt", so der Weltmeister von 2019.

Eine weitere Erklärung für Oswalds Lachen dürften auch seine Fähigkeiten sein. Der MDR bezeichnete den Ortenauer als "Maß aller Dinge" und "König des Trials" – am Ende des Wettkampfs wusste Oswald daher schon, dass sein Abschneiden am letzten Hindernis am Gesamtergebnis wohl nichts mehr ändern wird. Denn dazu ist der 25-Jährige einfach zu gut, sechsmal wurde er in den vergangenen Jahren deutscher Meister, bei nationalen Wettkämpfen kann er sich eigentlich nur selbst schlagen. Was nichts an seinem Ehrgeiz ändert. "In der ersten Runde hätte es bei dem Fehler wohl einen Schrei gegeben", sagt er schmunzelnd.

So aber blieb der Abstieg vom Rad folgenlos, wie erwartet gewann Oswald den Vorentscheid zur deutschen Meisterschaft deutlich. Damit hat er die Qualifikation für die nationalen Titelkämpfe in der Tasche, dass er zur DM als Topfavorit fährt, liegt in der Natur der Sache. Etwas besonderes ist dieser Wettkampf dennoch, auch in diesem Jahr tragen die Trial-Fahrer ihre Titelkämpfe im Rahmen der "Finals" in Berlin aus.

Bei den "Finals" steht auch die Randsportart Fahrradtrial im Fokus

"Für uns ist das jedes Mal ein Highlight", sagt der Münchweierer. Immerhin übertragen die Öffentlich-Rechtlichen stundenlang live, auch die Randsportart Trial bekommt so eine deutschlandweite mediale Plattform. In diesem Jahr werden die Wettkämpfe zudem im Schatten des Berliner Fernsehturms ausgetragen, Oswalds Vorfreude ist dementsprechend groß. "Das gibt dem Sport einen Schub", ist er überzeugt.

Die "Finals" vom 23. bis 26. Juni sind für den Münchweierer auch so etwas wie der Startschuss in einen intensiven Wettkampfsommer. Im August steht ein Weltcup an, Anfang Oktober folgte mit der Weltmeisterschaft in Abu Dhabi der Jahreshöhepunkt. 2019 hat Oswald das Regenbogentrikot in China bereits gewonnen. Auch in diesem Jahr sieht er sich dazu in der Lage, um die Medaillen zu kämpfen. "Ich bin wieder gut in Form", sagt er, nachdem er im Jahr 2021 bei der WM nicht an den Erfolg von 2019 anknüpfen konnte.

Ob es in diesem Jahr für den ganz großen Wurf – den zweiten WM-Titel – reichen wird, ist aber unklar. "Es wird immer schwieriger, weil einige junge Talente nachkommen", sagt Oswald. Vor allem die Konkurrenten aus Spanien seien sehr stark, zudem professionalisiere sich der gesamte Trial-Sport mehr und mehr. Noch aber traut sich Oswald zu, ein paar Jahre auf höchstem Niveau zu fahren. Ganz so verbissen wie vor wenigen Jahren sei er jedoch nicht mehr. "Der Spaß-Anteil soll im Vordergrund stehen", sagt er. Und dass ihm der Sport nach wie vor großen Spaß macht, hat nicht zuletzt jene Szene in Thalheim gezeigt, als Oswald sein Scheitern am letzten Hindernis mit einem Lachen quittierte.