Tim Röttele zeigt an einer Werkbank die zwei Teile des G-Laders. Foto: Baublies Foto: Lahrer Zeitung

Rennschmiede Röttele Racing hat sich auf ein Unikat im Motorentuning spezialisiert / Interesse aus Wolfsburg

Von Endrik Baublies

Seelbach. Tim Röttele hat eine einzigartige Marktlücke gefunden. Seit zwei Jahren betreibt er eine Tuning-Werkstatt in der Seelbacher Eisenbahnstraße, die G-Lader baut. Vor kurzem hat der VW-Konzern Interesse an den Verdichtern für den Rennsport gezeigt.

Röttele zeigt an einer Werkbank die beiden Teile des Verdichters, der G-Lader genannt wird. Zwei Gewindegänge, die konzentrische Schneckenformen haben, drehen sich gegenläufig zueinander. Die Luft, die in das geschlossene Gehäuse eingesaugt wird, verdichtet sich dadurch. Sie wird in den Vergaser gedrückt und nicht – wie sonst üblich – angesaugt. Damit erhöht sich die Leistung des Motors. Im Prinzip hat der der G-Lader also eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Kompressor. Der bewegliche Teil beider Schneckengänge wird über den Motor angetrieben.

Diese G-Lader hat der Wolfsburger Volkswagen-Konzern in den späten 1980er-Jahren "aus Prestigegründen", wie Röttele erklärt, in bestimmte Fahrzeugtypen eingebaut, etwa den Polo oder Golf II. Der Kfz-Meister, heute 37 Jahre alt, war von den G-Ladern seit Beginn seiner Arbeit als Kfz-Mechaniker interessiert. Durch viele Versuche, Irrtümer und Geduld ist es ihm in Lauf der Jahre gelungen, einen eigenen G-Lader für seinen kleinen Betrieb zur Serienreife zu bringen. Seit zwei Jahren tüftelt er nun in der Eisenbahnstraße fast unbemerkt an den mechanischen Präzisionsteilen. Denn funktionieren kann der Lader je besser, desto geringer die Abstände zwischen den Schneckengängen sind. Berühren dürfen sich die Teile allerdings nicht. Daran war der VW-Konzern seinerzeit gescheitert: Die Modelle, die mit G-Lader in Wolfsburg vom Band liefen, waren zu anfällig.

Dafür ist man jetzt in Wolfsburg auf den Seelbacher Tüftler aufmerksam geworden. Röttele erinnert sich an den Anruf, der wie fast immer eher unverfänglich mit "Ich hab da mal eine Frage" begann. Es stellte sich heraus, dass der neugierige Anrufer Ingenieur bei VW ist. Die Rennabteilung von VW, Motorsport Classic mit Sitz in Hamburg, ist an den G-Ladern "made in Seelbach" höchst interessiert. Eine Zusammenarbeit ist jetzt vereinbart. Damit hat Röttele nun Kunden wie die renommierten Rennfahrer Bruno Ianiello und Markus Spöri.

In der Werkstatt steht ein in knalligem Orange lackierter Golf, rundum mit Spoilern versehen, tiefer gelegt und auf Breitreifen. "Der hat allerdings in Frankreich eine Straßenzulassung", erklärt Röttele. Für die Rennstrecke gedacht ist derweil ein – derzeit noch völlig unscheinbarer – Polo, der auf der Hebebühne steht.

Das erste Patent des G-Laders stammt übrigens aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Was damals theoretisch ausgedacht wurde, lässt sich allerdings erst heutzutage feinmechanisch auch wirklich bauen.