Die Beringung haben die Jungstörche gut überstanden. Foto: Webcam Seelbach Foto: Lahrer Zeitung

Beringung: Nachwuchs auf Seelbacher Rathaus ist markiert / Bald könnten Flugübungen beginnen

Vor rund einem Monat sind in Seelbach im Nest auf dem Rathaus drei Jungstörche geschlüpft. Nun wurden sie am Montag beringt. Mit dabei war auch Helmut Opitz, Ehrenpräsident des Nabu Deutschland.

Seelbach. Opitz fuhr zusammen mit Jürgen Vogelbacher vom Verein Weißstörche Ortenau mit der Drehleiter der Lahrer Feuerwehr zum Storchennest auf dem Rathausdach. Vogelbacher nahm die Beringung selbst vor.

Opitz beschreibt: "Wenn man sich langsam auf der Drehleiter dem Storchennest nähert, fliegt der anwesende Altstorch ohne Panik ab. Sieht man dann die drei Jungen von oben, fühlt man sich schon ein bisschen als Eindringling in die Intimsphäre der Storchen-Kinderstube." Die Jungstörche stellen sich dann tot, ein Reflex, der sinnvoll sei, weil einige potenzielle Beutegreifer nur lebendige Vögel schlagen, erklärt Opitz. Das erleichtere auch die Beringung. Daraufhin wird jedem Jungstorch ein farbiger Ring mit großen Buchstaben-Zahlenkombinationen oberhalb des Kniegelenks angelegt. Die ganze Prozedur dauert nur wenige Minuten, sodass die Störung sehr gering ist. Gleich darauf erscheint auch ein Altvogel wieder.

Der Ring könne mit guter Optik am lebendigen Storch abgelesen werden. "Wir sind gespannt, wann und von wo wir Nachricht von unseren Störchen erhalten. Vielleicht als Brutvogel in der Umgebung, der eine Altstorch wurde in Willstätt-Sand erbrütet, oder auf dem Zug in Spanien oder Afrika?" Im Gegensatz zu ihren Eltern, die aus Zucht- und Auswilderungsprojekten stammen, behalten die Jungstörche ihren vollen Zugtrieb, wenn sie nicht gefüttert und "gepflegt" werden.

Die drei Seelbacher Jungstörche seien in gutem körperlichem Zustand. "Wir werden bald ihre Flugübungen beobachten können", so Opitz. Dieses Jahr sei bisher ein gutes Jahr für Jungstörche, es seien viele von ihnen in der Region geschlüpft, anders als beispielsweise 2016. Entscheidend sei dabei, dass genügend Futter zur Verfügung steht und keine großen Unwetter vorkommen. "Ein großer Hagelschauer kann schnell eine ganze Brut vernichten", sagt Opitz auf Nachfrage. Gerade das Wetter ist auch ein wichtiger Faktor, der die Überlebenschancen der Seelbacher Jungstörche beeinflusst. Überstehen sie diese Zeit bis sie ausfliegen, komme es vor allem auf die erste Reise an. "Die erste Bekanntschaft mit der großen Welt ist gefährlich", sagt Opitz. Sind die ersten Reiseerfahrungen unbeschadet gemacht, seien die Überlebenschancen gut.

Auch im vergangenen Jahr schlüpften in Seelbach drei Störche, die ebenfalls beringt wurden. Im Herbst machten sie sich dann auf die Reise. Wohin sie flogen, ist allerdings noch nicht bekannt, sagt Helmut Opitz auf Nachfrage. Die Vogelwarte in Radolfzell, wo Sichtungen angezeigt werden, habe nach seinem Wissen noch keine Meldung bekommen, wo die drei Seelbacher abgeblieben sind.