Zur "Ouvertüre" von "Zorro" versammelt sich die Dorfgemeinschaft auf dem Platz der "Cantina" im Klostergarten. Foto: Baublies Foto: Lahrer Zeitung

Wie entwickelt sich aus einem Text ein Schauspiel? Das Skript enthält

Wie entwickelt sich aus einem Text ein Schauspiel? Das Skript enthält bloße Worte, die Geschichte, die in knapp zwei Wochen im Seelbacher Klostergarten als "Zorro" Premiere hat, erfordert die Interaktion von vielen Menschen, nicht nur auf der Bühne.

Innerhalb weniger Tage haben alle Darsteller eine Massenszene als eine Art Ouvertüre und die "Exposition", die Einführung zu "Zorro" entwickelt. Im klassischen Drama wird damit in der Eröffnung dargestellt, was das Thema des kommenden Schauspiels sein wird. Im "Zorro", so könnte man vermuten, wird das ein Stück über Gut und Böse, in dem von Anfang an alles klar sein sollte. Der Satz, dass Zorro geläutert werden müsse, zeigt aber an, dass das Stück zwischen Schwarz und Weiß sicher viele Schattierungen aufweisen wird, so der Beobachter,

Seelbach. Dass da aber jede Menge Schweiß, Arbeit und Engagement – gepaart mit der richtigen Dosis Spaß – dabei sind, werden die Zuschauer bei den Vorstellungen nicht mehr erleben.

"Auf Position." Es ist Freitagabend. Ab 18 Uhr beginnt die echte Kirche St. Nikolaus das Wochenende einzuläuten. Das verhindert den pünktlichen Start, der wie immer um 18 Uhr für die gesamte Crew – Wiener Schauspieler und alle Darsteller des Schuttertals – geplant ist. Die Mimen – alle in Zivil, das heißt, noch ohne Kostüme – haben sich neben, hinter und vor der Bühne versammelt. Dann, nach einer gefühlten Ewigkeit, gibt die Glocke Ruhe.

Reges und munteres Sprachwirrwarr auf Spanisch und Deutsch

Die erste Szene beginnt. Die Handlung hier ist einfach aber wichtig: Die Bewohner des Dorfes San Juan Capistrano versammeln sich auf dem Platz vor der Cantina. Dass der scheinbare Auflauf eine genaue Choreografie erfordert, liegt auf der Hand. Es sind jetzt sicher mehr als 20 Personen, die nach wenigen Augenblicken ihre exakten Positionen innehaben müssen. Am auffälligsten ist hier der Aufmarsch der Indianer, die später für die Zuschauer und jetzt für die Regie von rechts der Rampe empor tanzen, einen Kreis am Torbogen bilden und sich weiter im Kreis drehen. Jetzt kommt auch Leben in die Bewohner des Fleckens im Süden Kaliforniens. Mit einem Wirrwarr auf Spanisch und Deutsch werden Positionen für das Stück abgesteckt. Im Hause des Wirtes, Gernot Kogler, hängt der Haussegen wohl schief. Zank braucht aber keine Sprache, um verstanden zu werden. Kristina Fehse, die für die Choreografie verantwortlich ist, kann hier als Statistin ordentlich – vorerst auf Spanisch – wettern. Vielleicht ist es auch besser, da nicht alles zu verstehen.

Alle Darsteller haben ihre Positionen abgesteckt. Jetzt beginnt unmittelbar der Aufbau der eigentlichen Geschichte. Katja Thost-Hauser, die Regie führt, verkörpert mit ihrer wirklichen Tochter Chiara-Marie die gute Seite. Da sind eine Witwe und deren junge und hübsche Tochter genau richtig, Begehren – die Bösen im Stück – zu wecken. Jetzt reden endlich alle Deutsch: Die Fronten sind durch die Worte, Gesten und die Positionen klar.

Schauspieler sind schon textsicher, ein Blick ins Buch ist die Ausnahme

Bis hierhin ist das Stück nach einer Woche Proben mehr oder weniger ausgereift. Bei der Ouvertüre, dem Auflauf, sind fast alle Darsteller involviert. Es fehlen aber Zorro alias Thomas Koziol, als der Gute – und sein Gegenpart, der neue Gouverneur Jose Dariò Argüello alias Christian Peter Hauser, der das Böse schlechthin verkörpert. Das Böse erscheint mit ein wenig Geplänkel, einigen Nebenszenen, was für zusätzliche Spannung sorgt. Nur, der Gute fehlt jetzt immer noch. Da unterbricht Katja Thost-Hauser: "Hier beginnt dann die Läuterung des Zorro." Sie blickt in die Runde, dann heißt es erneut: "Auf Position". Der Anfang wird erneut durchgespielt.

Auch wenn das meiste hier bereits flüssig erscheint, so gibt es im Laufe der weiteren Durchgänge immer noch Details, die geändert werden. Das können ein Schritt mehr oder weniger sein oder eine einmal angedachte Pause, die dann wegfällt, damit es nicht nach einem Aussetzer aussehen könnte. Die Texte haben die Darsteller eigentlich alle parat. Textbücher sind auf der Bühne nur noch die Ausnahme. Hier ist es jetzt hauptsächlich um die Interaktion gegangen.