In der Gemeinde Schuttertal stehen insgesamt elf Mitfahrbänke. Foto: Gemeinde Schuttertal Foto: Lahrer Zeitung

Mitfahrbänke: Bürgermeister von Schuttertal schreibt offenen Brief / Seelbachs Mitwirken erwünscht

Schuttertal möchte Seelbach beim Projekt Mitfahrbänke unbedingt dabei haben – doch die Nachbargemeinde will nicht mitmachen. Bürgermeister Carsten Gabbert hat sich deshalb in einem offenen Brief an den Seelbacher Gemeinderat gewendet.

Schuttertal/Seelbach. Das ausführliche Schreiben ist auch an Bürgermeister Thomas Schäfer adressiert, der bisher nicht gerade als Freund der Mitfahrbänke galt. Jedoch: Schäfer hat offenbar bei einem CDU-Wahlkampftermin in Schuttertal vor wenigen Tagen gesagt, dass sich der Seelbacher Gemeinderat nochmals mit den Mitfahrbänken beschäftigen wird.

Daran knüpft Gabbert in seinem offenen Brief an, den er am Freitag versendete – beim Schuttertaler Rathauschef ist durch Schäfers Äußerung offenbar die Hoffnung gewachsen, dass die Nachbargemeinde doch noch mit ins Boot kommt. Lahr mache bereits mit, auch Reichenbach und Kuhbach sind dabei, so Gabbert. Doch durch das Fehlen von Haltestellen talabwärts in Seelbach könnten Fahrten dort nicht fortgesetzt werden. "Unsere Erfahrungen sind bisher so, dass immer mal wieder Menschen bis zu einem Zwischenstopp mitgenommen werden und dann weiterfahren möchten", so Gabbert.

Gabbert schreibt von einer Schuttertäler Bürgerin, die ihm berichtet habe: "Ich wollte schon in die Firma nach Lahr fahren, aber wenn ich niemand erwische, der direkt nach Lahr fährt, habe ich unterwegs keine Anschlussmöglichkeit." Hier würden (über die noch aufzustellenden Bänkchen in Kuhbach und Reichenbach hinaus) Bänkchen in Seelbach und Wittelbach weiterhelfen, versucht Gabbert seinen Seelbacher Amtskollegen Schäfer zu überzeugen.

Mehr als 400 Menschen machen bisher mit

Das Mitfahrbänkchen erfreue sich großer Beliebtheit, so Gabbert. Mehr als 400 Menschen würden mitmachen, darunter mehr als 80 aus Seelbach. Man werde das Angebot aufgrund der positiven Erfahrungen bereits nach vier Monaten mit weiteren Bänkchen auf der Gemarkung erweitern.

Seelbach hat die Teilnahme an den Mitfahrbänken bisher auch deshalb abgelehnt, da man diese "moderne Form des Trampens" (Schäfer) für nicht ungefährlich hält (siehe Info). Dazu schreibt Gabbert: "Die mehr als 400 freiwilligen Fahrerinnen und Fahrer sind uns fast alle persönlich bekannt. Die Anfragen werden darüber hinaus stichprobenartig auf Plausibilität geprüft." Nichtsdestotrotz könne man keine absolute Sicherheit bieten. "Das können wir an keiner Bushaltestelle, auf keinem Radweg und auf keiner Straße", so Gabbert.

Viele Buslinien fahren nur bis Wittelbach beziehungsweise Seelbach, betont Gabbert. Die ÖPNV-Versorgung nach Schuttertal weise insbesondere am Wochenende große Lücken auf – "oder es fährt nichts", wird Gabbert deutlich. Dies sei für Schuttertäler Bürger, die selbst kein Auto haben oder das Auto stehen lassen wollen, eine große Einschränkung. "Hier wären Mitfahrbänkchen in Seelbach eine sinnvolle und hilfreiche Ergänzung zum ÖPNV", stellt Gabbert fest.

Der Bürgermeister betont, dass er seinen offenen Brief im Namen des gesamten Gemeinderats von Schuttertal verfasst. Und er appelliert an Schäfer und den Seelbacher Gemeinderat: "Wir möchten Sie bitten, uns das Aufstellen von einigen Bänken in Seelbach zu ermöglichen." Konkret schlägt Gabbert jeweils eine Bank in Wittelbach talauf- und talabwärts vor. "Darüber hinaus halten wir es für sinnvoll, in der Dorfmitte von Seelbach eine Möglichkeit in beide Richtungen zu haben", so Gabbert. Dies hätten Eltern von Schulkindern aus Seelbach vorgetragen. Auch ein Bänkchen am Schwimmbad wäre sehr hilfreich, ergänzt Gabbert, der betont, dass Schuttertal alle Kosten übernehmen würde. Verbunden ist sein offener Brief mit der Einladung zu einem gemeinsamen Gespräch beider Gemeinderäte. Es gehe um die Verbesserung der Mobilität im Schuttertal.

Warum macht Seelbach bei den Mitfahrbänken nicht mit? Bürgermeister Schäfer sagte dazu in einer Gemeinderatssitzung Ende Februar, dass die Gemeinde "erst sehr spät beteiligt wurde". "Wir hätten gerne mitdiskutiert bei dem Thema", so Schäfer, der die "moderne Form des Trampens" kritisierte. Die Plakette, die sich die Fahrer nach einer Anmeldung bei der Gemeinde Schuttertal in die Windschutzscheibe kleben sollen, banne nicht die Gefahr, die vom Mitfahren ausgehe.