Oberzunftmeister Hanjo Bolanz, hier umringt von zwei Eulen, freut sich auf den Start der Fasent, die in Seelbach zahlreiche Höhepunkte bereithält. Foto: Zunft Foto: Lahrer Zeitung

Eulenzunft: Oberzunftmeister spricht über Brauchtumspflege und Höhepunkte der Kampagne 2019

In Seelbach tobt ab dem heutigen Samstag die Fasent mit dem Narrenbaumstellen und dem Zunftabend. Die Eulenzunft pflegt hier die Tradition und das Brauchtum. Darüber haben wir mit Hanjo Bolanz gesprochen. Bei den Eulen war er Zunftschreiber und fast 20 Jahre Zunftmeister, seit 2012 ist er Oberzunftmeister. Der 58-Jährige ist fest verwachsen mit der Fasent und ihren Bräuchen und Ritualen. Er versucht, diese in seiner Zunft möglichst intensiv am Leben zu halten.

Herr Bolanz, heute geht es richtig los für die Eulen. Überwiegt die Vorfreude oder der Vorbereitungsstress?

Die Fasent im eigenen Ort ist etwas ganz Besonderes, insofern überwiegt die Vorfreude. Denn die eigene Fasent hat in jedem Narrenort ihren ganz eigenen unverwechselbaren "Fingerabdruck", ihre ganz spezielle Charakteristika, und das macht sie so einzigartig. Insofern überwiegt trotz aller Organisation im Vorfeld die Vorfreude auf unsere Fasent.

Worauf können sich die Besucher des Zunftabends besonders freuen?

In diesem Jahr freuen wir uns ganz besonders auf unsere Narrenfreunde aus Tirol, die Amraser Matschgerer. Bei unserem großen Narrentreffen 2011 waren sie zum ersten Mal zu Gast in Seelbach. Seither verbindet uns eine ganz besondere Freundschaft. Die alpenländische Fastnacht mit ihren herausragenden Narrenfiguren und ihren ganz eigenen Präsentationsformen ist schon etwas ganz Besonderes. Insofern freut es uns sehr, dass wir die Amraser in diesem Jahr wieder bei uns begrüßen dürfen. Wir freuen uns aber auch und vor allem über die eigenen Protagonisten aus Seelbach, welche etwa als Schiewebueben oder als de Kurz un de Long das Dorfgeschehen unter die Lupe nehmen.

Was hält der Umzug für die Narrenfreunde parat?

Auch in diesem Jahr dürfen wir wieder nahezu 2000 Mitwirkende begrüßen. Doch geht es uns nicht um die Quantität, sondern vor allem um die Qualität. Umso mehr freut es uns, dass viele traditionelle Zünfte immer wieder den Weg nach Seelbach finden, wie zum Beispiel die Katzenzunft aus Hardt oder die Narrenzunft Zimmern mit wunderschönen Weißnarren. Gleichzeitig begrüßen wir auch die Ledigengesellschaft aus Sigmaringendorf, die mit ihrer Bräutelstange, den Bräutlingsgesellen und dem Bräuteln einen alten Fastnachtsbrauch nach Seelbach mitbringt.

Bei anderen Umzügen kommt viel laute Musik aus der Konserve, das soll es in Seelbach nicht geben. Warum ist Ihnen das wichtig?

In der Vergangenheit haben wir immer mal wieder den Spagat gewagt, mit höchstens drei großen Wägen, vor allem vom Kaiserstuhl, den Umzug in Seelbach zu bereichern. Trotz erheblicher Auflagen unsererseits, die Lautstärke und die Musikauswahl betreffend, haben sich die Gruppen leider nicht daran gehalten. Eine Musikkapelle, die den Narrenmarsch der jeweiligen Zunft spielt, hat dabei viel mehr Charakter und drückt viel mehr unser Fastnachtsgefühl aus als jeder Ballermannschlager aus der Konserve, den man das ganze Jahr auf vielen Festen und Anlässen zu hören bekommt. Vor allem ist das beliebig, hat etwas Anonymes und ist unendlich reproduzierbar. Das ist mit den Narrenmärschen und Narrenliedern eben ganz anderes.

Besonders der Narrensamen liegt der Eulenzunft am Herzen. Worauf wird bei der Nachwuchsarbeit Wert gelegt?

Die Nachwuchsarbeit liegt uns deshalb so am Herzen, da wir auch den nachfolgenden Generationen unsere Fasent näherbringen wollen. Das ist in der heutigen, schnelllebigen und reizüberfluteten Zeit, in der Vieles immer und überall zur Verfügung steht, nicht immer ganz einfach. Fasent vermittelt ein Stück Heimatgefühl, ein Stück Identität. Wir wollen versuchen, das weiterzugeben und zu pflegen. Vor allem freut es mich sehr, dass wir durch unsere Ehreneule und aktives Mitglied Frank Schwörer seit nun zehn Jahren einen närrischen Unterricht in der Schule in Seelbach anbieten. Neben einigen Informationen zur Seelbacher Fasent zielt dieser Unterricht ganz auf die Sinne ab: Wie hört sich Fasent an? Wie schmeckt Fasent? Wie riecht Fasent? Wie fühlt sich Fasent an? Auch die Kleinsten in den Seelbacher Kindergärtner werden von Aktiven der Eulenzunft besucht, um ihnen die Seelbacher Narrenfiguren und die Fasent ganz allgemein näherzubringen.

Heute erscheint auch das Zunftblättli als Beilage der Lahrer Zeitung. Warum lohnt sich die Lektüre?

Die Besonderheit des Zunftblättlis ist, dass ganz unterschiedliche Themen zur Fasent in Seelbach und darüber hinaus aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden. In diesem Jahr ist der Themenschwerpunkt der Narrensamen. Hier kommt zum Beispiel in einem Artikel der Narrennachwuchs selbst zu Wort und beschreibt, was sie in der Eulenzunft alles so erleben. Gleichzeitig bekommt man aber auch einen großen Überblick über die Veranstaltungen der Eulenzunft für unsere Kinder. Insgesamt werden in unserem Zunftblättli aber auch immer wieder unsere Traditionen und Bräuche erklärt; damit geht es ein bisschen in die Tiefe.  Fragen von Lars Weber

 Narrenbaum: Das närrische Wochenende in Seelbach beginnt am heutigen Samstag um 11.11 Uhr mit dem Narrenbaumumzug. Zimmermänner, Eulen und Hexen tragen den Narrenbaum durchs Dorf, um ihn auf dem Kirchplatz aufzustellen. Die Symbolfigur der Seelbacher Fasent, Geheimrat Dr. Philipp Carl Edler von Schmidt zu Dautenstein, wird aus der Flasche befreit.

  Zunftabend: Der Zunftabend, ebenfalls am heutigen Samstag, bietet etwas Besonderes: Die "Amraser Matschgerer" werden Tiroler Brauchtum zelebrieren, wie man es hierzulande selten zu sehen bekommt. Nicht fehlen dürfen bekannte Akteure wie "de Kurz unn de Long" oder die "Schiewebuabe". Umrahmt wird der Abend von der Showband des MV Seelbach.

 Umzug: Einer der Höhepunkte der Seelbacher Fasent ist der Umzug, der am morgigen Sonntag um 14 Uhr startet. Vor allem Zünfte der schwäbisch-alemannischen Fastnacht sind zu bewundern, die mit ihren Narrenfiguren bodenständiges Brauchtum präsentieren. Besonders freuen sich die Eulen auf die Amraser Matschgerer aus Tirol, die Katzenzunft Hardt und die Strohmannszunft aus Sigmaringendorf, die sich durch ihre schönen Masken auszeichnen.