Im Einsatz: Bei der Herbstübung 2017 war die Feuerwehr noch ohne zusätzliche Schutzkleidung unterwegs. Mittlerweile wurden coronabedingt einige Atemschutzmasken organisiert. Foto: Axel Dach Foto: Lahrer Zeitung

Corona: Pandemie hat Auswirkungen auf die Arbeit der Feuerwehr / Proben sind vorerst ausgesetzt

Seelbach. Abgesagte Proben und erhöhte Vorsichtsmaßnahmen. Die Corona-Krise hat auch die Einsätze der Feuerwehr deutschlandweit kräftig durcheinander gewirbelt. Wir haben über die Situation der Freiwilligen Feuerwehr Seelbach mit deren Kommandant Bernd Wagner gesprochen.

Herr Wagner, welche Auswirkungen hat die Corona-Krise für die Feuerwehr Seelbach?

D ie Coronakrise hat für uns in vieler Hinsicht Auswirkungen. So ist derzeit unser praktischer Übungsbetrieb bis auf Weiteres eingestellt. Die Jugendfeuerwehrversammlung am 22. März mussten wir leider absagen. Die Kinderfeuerwehr hat ihre Gruppenstunden bis auf weiteres ausgesetzt und unsere Alterskameraden treffen sich auch nicht mehr. Auch Altmaterial- und Altpapiersammlungen in Wittelbach und Seelbach mussten wir absagen. Natürlich machen wir das alles zum Wohle unserer Gesundheit und der unserer Mitbürger. Und natürlich, um rund um die Uhr auch in diesen Zeiten, unsere Einsatzbereitschaft zu gewährleisten. Sämtliche Nachholtermine stehen bislang noch nicht fest.

Welche Maßnahmen hat die Feuerwehr Seelbach aufgrund der Corona-Krise ergriffen?

Wir haben den praktischen Übungsbetrieb eingestellt, um gegebenenfalls eine gegenseitige Infizierung innerhalb unserer Gruppen zu verhindern. Kameradinnen und Kameraden, die grippeähnliche Symptome zeigen oder sich krank fühlen, sind aufgefordert bei Einsätzen zunächst zu Hause zu bleiben, um so das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Derzeit sieht es bei uns so aus, dass wir immer noch absolut einsatzfähig und bereit sind. Wir haben nur sehr vereinzelte Krankheitsausfälle, die bislang, meines Wissens nach noch in keinem Fall "coronaverdächtig" waren.

Wie sieht es mit Schutzkleidung bei der Feuerwehr aus?

Damit wir auch in diesen Zeiten bestmöglich gerüstet sind, haben wir bereits frühzeitig, in Abstimmung mit Bürgermeister Thomas Schäfer zusätzliche Schutzkleidung und ein paar Mundschutzmasken angeschafft, damit wir uns bei Einsätzen gut schützen können. Ein ausgearbeiteter Feuerwehreinsatzplan, den alle Feuerwehrkameradinnen und Kameraden per Mail bekommen haben, beschreibt ausführlich die zusätzlichen Vorkehrungen und Sicherungsmaßnahmen, die wir treffen, wenn wir zu einem Einsatz, der in Verbindung mit dem Coronavirus steht, gerufen werden. Die wichtigste Maßnahme jedoch in diesen Einsätzen ist: Mit dem Kopf und den Gedanken dabei sein und Gefahren undMaßnahmen abwägen. Das wichtigste auch in diesen Zeiten ist für uns, dass wir alle Einsatzkräfte wieder gesund nach Hause zu ihren Familien bringen. Zuletzt haben wir auch eine Art "Task Force" gegründet, der neben dem Kommando der Feuerwehr Seelbach auch Bürgermeister Schäfer und Hauptamtsleiter Kohlmann angehören. Wir tauschen uns über eine Videokonferenz regelmäßig aus, so dass wir alle auf dem neuesten Stand, sowohl landesweit als auch regional, sind.

Proben Sie zurzeit überhaupt?

Alle praktischen Proben sind abgesagt. Alle Ausschusssitzungen, aber auch theoretische Übungen und Unterrichte können wir via Videokonferenz oder sogar anhand von digitalen Fragebögen durchführen, so dass wir durchaus auch in diesen Zeiten in der Lage sind uns weiterzubilden. Hier muss auch mal das Engagement unserer jungen Feuerwehrkameraden, die im IT-Bereich bestens aufgestellt sind, gelobt werden. Sie organisieren das ganze Mediale und sorgen so dafür, dass wir uns auch in kontaktlosen Zeiten, weiterbilden und zumindest digital üben können. Die Feuerwehr Seelbach ist weiterhin so gut ausgebildet, dass der derzeitige Ausfall der Übungen keinesfalls zu Qualitätsverlusten in der Bewältigung von Einsätzen führt.

Was gibt es für die Feuerwehrkameraden Seelbach momentan zu beachten, wenn ein Einsatz ist?

Grundsätzlich ist der Eigenschutz bei Einsätzen ganz oben angesiedelt. Das tritt in diesen Tagen noch mehr in den Vordergrund. Das heißt, wir achten sehr auf das einwandfreie Anlegen der Feuerwehrschutzkleidung und wenn es sein muss, auch der Zusatzschutzkleidung. Natürlich achten wir derzeit im Einsatzfall auch darauf, dass wir, wenn möglich, genügend Abstand zueinander halten. Nach einem Einsatz halten wir uns nicht, wie sonst, noch für eine Nachbesprechung im Gerätehaus auf, sondern verlassen diese, schnellstmöglich, um so die Gruppenbildung zu verhindern. Ansonsten gelten die allgemeinen Einsatzgrundsätze und Schutzmaßnahmen, die wir bei jedem Einsatz anwenden.

Gibt es auch eine Verordnung des Landes Baden-Württemberg im Hinblick auf die Corona Pandemie für die Feuerwehren des Landes?

Es gibt keine Verordnung, die die Belange der Feuerwehren in "Coronazeiten" regelt. Das ist auch nicht notwendig, denn das Feuerwehrgesetz und unsere Dienstvorschriften regeln im Groben unser Vorgehen. Bis auf wenige besondere Maßnahmen, die uns dann vom Kreisbrandmeister und dessen Stellvertretern zur Verfügung gestellt werden, da sie ganz speziell für "Infektionseinsätze" gelten, sind wir auch diesbezüglich sehr gut gerüstet. Fragen von Axel Dach

Und wie wird zurzeit die Kameradschaft gepflegt? "Die kommt im Moment absolut zu kurz, da wir nicht mehr gemeinsam proben können. Nach den Einsätzen setzen wir uns aus Sicherheitsgründen auch nicht mehr zusammen, um so das Infektionsrisiko zu minimieren. Das ist natürlich schon etwas traurig und endet hoffentlich auch bald wieder", so Wagner. Denn ein großer Teil des Erfolges einer Feuerwehr werde auch von der Kameradschaft untereinander getragen. Aber auch dafür hat Wagner hat eine Lösung: "In diesem Zusammenhang habe ich ›angeordnet‹, dass bei den Übungen und theoretischen Abfragen von Sachverhalten per Videoschalte, bereits zu Beginn der Videokonferenz, wer will, zu Hause schon ein Bier trinken darf, was bei Proben und Übungen in der Praxis und im Gerätehaus, strengstens untersagt ist."