Eulenzunft-Chef Hanjo Bolanz, hier umringt von zwei Eulen, sieht die aktuelle Entwicklung vieler Narrenzünfte kritisch. Ihm kommen Tradition und Brauchtum oft zu kurz. Foto: Zunft

Seelbacher Eulenzunft-Präsident Hanjo Bolanz über Traditionen, "Sauf-Kultur" und Gugge-Treffen

Seelbach - Nächste Woche tobt auch im Schuttertal wieder die Fasent. In Seelbach feiert die Eulenzunft mit viel Tradition und reichlich Brauchtum. Doch es wird immer schwieriger, diese aufrechtzuerhalten, sagt Eulen-Oberzunftmeister Hanjo Bolanz.

Von Kindesbeinen an lebt der Seelbacher und gebürtige Lahrer seine närrische Ader an der fünften Jahreszeit aus. Der 57-Jährige ist fest verwachsen mit der Fasent und ihren Bräuchen und Ritualen. Er versucht, diese in seiner Zunft möglichst intensiv am Leben zu halten. "Doch das wird auch bei uns immer aufwendiger", räumt der Oberzunftmeister ein.

17 Jahre lang wirkte Bolanz im Brauchtumsausschuss des Verbands Oberrheinischer Narrenzünfte mit. Dort und bei zahllosen anderen Narren-Umtrieben bekam und bekommt er hautnah mit, wie sich die Fasent-Kultur zunehmend verändert. Immer mehr junge, kleine Gruppen gründen sich, spalten sich von größeren ab und entwickeln eigene Zünfte. Nicht immer wirklich traditionsgerecht. "Viele sind einfach nur stillos", moniert Bolanz. "Das hat mit Brauchtumspflege oft gar nichts mehr zu tun".

Der Seelbacher Eulenzunft-Chef macht dies unter anderem am Erscheinungsbild vieler junger Gruppen fest. Eine Häs-Ordnung mit festgelegter Kleider-Richtlinie? Finde man meist selten. Handschuhe und einheitliches Schuhwerk? Oft Fehlanzeige. "Jeder läuft so rum, wie es ihm passt.", schimpft Bolanz. Verallgemeinern könne man diese Kritik natürlich nicht. "Auch viele frisch gegründete Zünfte pflegen die Tradition. Aber eben längst nicht alle", sagt er.

Dann der nächste Kritikpunkt: "Ich habe manchmal den Eindruck, es geht bei vielen nur noch ums Saufen", spricht Bolanz deutlich aus, was viele Traditionsfasnachter längst beklagen. "Klar, Alkohol gehört zur Fasent dazu. Aber wenn ich mir manche Veranstaltungen anschaue, die heutzutage beworben werden, dann geht es da nicht mehr um die Narretei, sondern einzig allein um Party, Party, Party", meint er.

Hanjo Bolanz weiß um die Bedeutung der Veranstaltungen für die Zünfte. "Da kommt das Geld herein, das für das ganze Jahr im Verein gebraucht wird". Dennoch sollte man den eigentlichen Hintergrund des närrischen Treibens nicht komplett ausradieren.

Fasent dürfe auch nicht nur das Privileg der Jugend sein. "Aber diesen Eindruck habe ich immer öfter. Es wird nur geboten, was Junge anzieht. Guggemusik-Treffen, zum Beispiel", moniert er. "Da wird sich der Tradition entledigt, um Umsatz zu machen".

Freilich, so weiß er selbst nur zu gut, wird es selbst in traditionsreichen Dörfern immer schwieriger, die Fahne der närrischen Kultur hochzuhalten. In Seelbach etwa gibt es längst keine Narrenmesse mit Predigt an der Fasent mehr. Grund: Der Pfarrer fehlt. Und auch an der Schule werde es immer aufwendiger, die närrischen Akzente zu setzen. Grund: Es gibt immer mehr auswärtige Lehrer, die sich mit der örtlichen Fasent schlicht nicht auskennen. Auch die Neubürger, die zuziehen, hätten oft keinen Draht zur heimischen Brauchtumspflege. Schließlich der Fanfarenzug: Der musste mangels Interesse vor einiger Zeit bereits aufgelöst werden. Die Uniformen hängen jetzt traurig in der Häs-Kammer.

Doch bei allem Kummer sieht Bolanz der diesjährigen Fasent mit großer Freude entgegen. 250 Mitglieder stehen hinter ihm, davon die Hälfte aktiv im Häs, von jung bis ins Rentenalter. "Wir freuen uns auf die närrischen Tage mit unserer unverwechselbaren Seelbacher Fasent!"

Info: Zunftblättli neu

Auch in diesem Jahr geben die Seelbacher Eulen ihr "Zunftblättli" in Zusammenarbeit mit der Lahrer Zeitung heraus. Es liegt der heutigen Ausgabe bei. Darin zu finden sind neben allen wichtigen Narrenterminen auch viele weitere Informationen rund um die Eulenzunft. Und ein kritischer Beitrag von Hanjo Bolanz über Alkohol-Exzesse.