Einen anekdotenreichen Abend haben Manfred Maus (links) und Martin Herrenknecht (rechts) am Donnerstag in Allmannsweier geboten. Der von Steffen Auer (Mitte) moderierte Abend war das Geschenk der Gemeinde Schwanau zu Herrenknechts 75. Foto: Ruppert

Martin Herrenknecht und OBI-Gründer Manfred Maus erzählen von ihrem Weg zum Marktführer

Im Juni hat der Schwanauer Unternehmer Martin Herrenknecht seinen 75. Geburtstag gefeiert. Die Gemeinde schenkte ihrem Ehrenbürger jetzt eine Podiumsdiskussion mit dem OBI-Gründer Manfred Maus. Die beiden hatten viel zu erzählen.

Allmannsweier. "Was schenkt man jemandem, der schon alles hat?", fragt Schwanaus Bürgermeister Wolfgang Brucker bei der Begrüßung. Die Gemeinde habe sich mit der Frage schwergetan, gestand er: "2002 haben wir ihn zum Ehrenbürger gemacht und vor fünf Jahren eine Straße nach ihm benannt." Herrenknecht sei aber so aktiv, dass man sich einfach gedacht habe, man können ihn in das Geschenk miteinbinden und so entstand die Idee einer Podiumsdiskussion.

Über Steffen Auer, den Präsidenten der IHK Südlicher Oberrhein, der als Moderator gewonnen werden konnte, kam der Kontakt zu dem OBI-Gründer Maus zustande. Auers Familie betreibt diverse OBI-Märkte, unter anderem den in Lahr. Auer selbst hatte am Donnerstagabend in der Silberberghalle in Allmannsweier einen leichten Job. Die beiden Unternehmerpersönlichkeiten haben viel zu erzählen und verstehen es ihr Publikum zu begeistern. So muss Auer meist nur ein paar Stichworte geben und die beiden zeigen anschaulich, warum sie so erfolgreich geworden sind.

Zunächst geht es um die Anfänge. Da packt Herrenknecht die vielen bekannte Geschichte von seinem Vater aus, der ihn geschlagen hat und so den Wunsch in dem kleinen Martin entfachte, einmal seinen alten Herren zu übertrumpfen. Dennoch gesteht er ein: "Es war gar nicht einfach am Anfang Maschinen zu verkaufen." Es habe auch Durststrecken gegeben. Das führt zur ersten Lehre für die Gäste und alle angehenden Unternehmer. Man müsse einfach dranbleiben und hartnäckig sein, so Herrenknecht.

Hartnäckig war auch Maus. "Bei einer neuen Idee wird sofort diskutiert warum es nicht geht. Sie müssen aufpassen, dass man ihre Idee nicht kaputt macht", so Maus ans Publikum gewandt. Er hatte die Idee, dass man alles für sein Haus an einem Ort kaufen könne und das stieß erst mal auf großen Widerstand, erzählt er.

Der OBI- Gründer hat einen der größten Lacher des Abends auf seiner Seite als er bekennt: "Ich lieben die Frauen." Nach kurzer Pause fügt er hinzu: "Aber nicht wie Boris Becker oder Franz Beckenbauer." Er habe erkannt, dass er vor allem weibliche Kunden von seinem Konzept überzeugen muss und das sei einer der Schlüssel zum Erfolg gewesen.

Auer will dann wissen was die kritischen und wichtigen Punkte in der Unternehmensgeschichte waren. Herrenknecht sagt erst allgemein, dass die Mitarbeiter der größte Schatz des Unternehmens sind. Wichtig sei aber auch die Umwandlung in eine AG gewesen und damit die Einrichtung eines Aufsichtsrats. Erst als Lothar Späth als Aufsichtsratschef die Zahlen sehen wollte, habe Herrenknecht größeren Wert auf Gewinne gelegt. "Wir wollten einfach nur Maschinen bauen", sagt er. Der Gewinn sei zweitrangig gewesen. Für Maus war ein Meilenstein die Entdeckung der Franchise-Struktur in Amerika. Inzwischen mache OBI mit diesem Modell, das Marktleiter zu selbstständigen Unternehmern mache, einen Umsatz von sieben Milliarden Euro bei 44 000 Mitarbeitern.

Die beiden Unternehmer geizen an diesem Abend nicht mit Anekdoten. So erzählt Herrenknecht, wie er in der Türkei wegen Löchern in den Socken nicht in eine Moschee wollte und dass deshalb der damalige Ministerpräsident von ihm für weitere Auslandsreisen immer zwei neue Paar Socken forderte.

Maus erzählt, wie es zu dem Namen OBI kam. Er habe einen Franzosen getroffen der mit Akzent gesagt habe: "Mein Hobby ist Tapezieren." Da Franzosen das H nicht aussprechen kam bei Maus also nur "Mein OBI ist Tapezieren an." Deshalb ließ er sich den Namen gleich schützen.

Beim Geheimnis ihres Erfolgs lassen sich beide nicht festnageln. Natürlich seien das die Mitarbeiter und die eigene Hartnäckigkeit, so Herrenknecht, aber es sei auch wichtig, selbst mit dem Schweißer einen guten Kontakt zu pflegen und wenns brenzlig wird, selbst vor Ort zu sein. Für Maus basiert der Erfolg auf christlichen Werten. Dazu gehöre Ehrlichkeit. "Wenn Praktiker sagt ›20 Prozent auf alles‹ und am Tag davor alle Preise erhöht, merkt der Kunde, dass er betrogen wird und das Unternehmen ist pleite." Wer anfange unehrlich zu sein, ende wie die Familie Schlecker, so Maus.

Herrenknecht gehört an diesem Abend das letzte Wort. Auch wenn man sich manchmal kabbele, er fühle sich sehr wohl in der Gemeinde und will ihr noch lange erhalten bleiben: "Ich mache meine Übungen mit Boris Obergföll und habe vor 100 Jahre alt zu werden um auch noch das dritte und vierte Gleis an der Autobahn zu erleben."

INFO

Unternehmer in die Politik 

Die Windkraft in der Region ist Herrenknecht schon seit Längerem ein Dorn im Auge. Er tritt als prominenter Widersacher auf und fordert auch an diesem Abend wieder eher eine Leitung von den Windparks an der Küste herunter zu legen, statt neue Windräder im Schwarzwald aufzustellen. Das treibt ihn so sehr um, dass er bei weiteren Bauten überlegt eine Demo zu organisieren.

  Auch die große Politik treibt Herrenknecht um. Es gehe nur noch um Postengeschachere. Deshalb finde er den Ausstieg der FDP aus den Sondierungsgesprächen auch richtig. Es müsse mehr Unternehmergeist im Bundestag geben, damit die anstehenden Herausforderungen gemeistert werden können und es eine wirkliche Planung etwa für die E-Mobilität gebe.

  Ins selbe Horn stößt Maus. Seiner Ansicht nach müssten Unternehmer einen größeren Einfluss ausüben und sich aktiv in der Poltik einbringen mit konkreten Ideen. Dazu könne die IHK dienen, denn dort seien alle Unternehmer gebündelt.