In Oberweier statten die jüngsten Narren Ortsvorsteher Richard Haas schon früh einen Besuch ab. Der wusste die kleinen Narren mit Süßigkeiten schnell zu besänftigen. Foto: Bohnert-Seidel Foto: Lahrer Zeitung

Fasent: Zünfte stürmen am Schmutzigen Donnerstag die Rathäuser der Region / Schwanauer Schultes muss als Erster dran glauben

Die Narren haben gestern in Friesenheim, Neuried, Meißenheim und Schwanau die Rathäuser und Ortsverwaltungen gestürmt. Tapfer kämpfende Bürgermeister und Ortsvorsteher mussten der närrischen Übermacht klein beigeben.

Friesenheim/Schwanau/Kürzell/Neuried. Wenn morgens um sechs in der Früh selbst dem Hahn ein Schnippchen geschlagen wird, weil nicht er die Nachbarn weckt, sondern laute, durchs Dorf ziehende Musikgruppen, weiß jedes kleine Kind – es ist "Schmutziger Donnerstag". Das ist auch der Tag, an dem die Kinder freiwillig aus den Federn springen, schnell in ihre schon Tage zuvor bereit gelegten Kostüme springen, um so schnell wie möglich in die Kindergärtenzu eilen.

Gemeinsam kündigten die Zünfte und Musik-Gruppen in den Ortsteilen die bevorstehenden Amtsenthebungen an. Bis die hohen Narrengerichte in Friesenheim, Heiligenzell, Oberschopfheim, Oberweier und Schuttern tagten, bedurfte es einiger Festakte in den Orten. Narrenbäume erhoben sich mit Bändern, bunten Luftballons und Figuren geschmückt als Erinnerung an die Narren-Herrscher. In allen Friesenheimer Ortsteilen zogen die Kinder durch öffentliche Einrichtungen und vor allem zu den Amtsträgern, die sie mit Süßigkeiten auslösten. In Oberweier befreiten sich die Kinder selbst von der Mühsal des Unterrichts. Außer Rand und Band waren die Driewili Stampfer und bis in die Abendstunden erklang muntere Fastnachtsmusik in den Straßen.

 Ichenheim: Zum Auftakt der "Ichener Stroßefasent" besuchte die Narrenzunft Ichener Duwackstumbe den katholischen Kindergarten. Dort hatten die Kinder die Narrenbäume geschmückt, die am Kindergarten, am Rathaus und am Abend bei der Langneurothalle aufgestellt wurden. Mit dem Narrenbaum fürs Rathaus zogen Kinder, Duwackstumbe und Ichener Hexe begleitet von der Guggemusik Scholledudler zunächst zur Grundschule, wo die Schüler befreit wurden.

Danach ging es zum Rathaus wo Oberzunftmeisterin Nicole Herrmann Ortsvorsteher Ralf Wollenbär unmissverständlich klarmachte, dass bis zum Aschermittwoch die Narren das Regiment in Ichenheim übernehmen. Wollenbär übergab notgedrungen die Rathausschlüssel und lud zu einem kleinen Umtrunk und Imbiss ins Rathaus ein.

 Schwanau: Benny Herr und Günter Schiff von den Gullerkepf Wittenweier "regieren" seit Donnerstag im Schwanauer Rathaus. Beide Guggenmusiker werden bis Aschermittwoch die Geschäfte von Bürgermeister Wolfgang Brucker übernehmen. Musikalisch umrahmt wurde die Entmachtung des "Königs von Schwanau" von den Riäd-Schlurgi, die am Abend zum Hemdglunkerball in die Rheinauenhalle einluden. Nachdem die Gullerkepf Brucker aus seinem Amtszimmer gezerrt hatten, bekam dieser von den neuen Machthabern einiges zu hören. Herr rief: "Schaut euch mal um, man könnte meinen, die graben ganz Ottenheim um".

Wegen der Baustelle in der Ortsmitte habe im vergangenen Jahr kein Fasentsumzug stattgefunden. Weiter wetterte Schiff: "In ganz Ottenheim gibt’s nur noch Löcher und Dellen, da kann man nicht einmal mehr einen Christbaum aufstellen." Entsprechend brachten die Gullerkepf, einen Weihnachtsbaum mit Ständer mit.

In Allmannsweier haben die Bäschli-Hexen um Claudia Probst und Jens Holzwarth Ortsvorsteherin Ria Bühler den Rathausschlüssel abgenommen. Nach der Machtübernahme der Bäschili-Hexen, zog der Narrentross zum Feiern in die Silberberghalle.   Meißenheim: Auch in Meißenheim und Kürzell ist die heiße Phase der fünften Jahreszeit angebrochen. Während am Morgen die Hubmattehexe die Schüler vom Unterricht befreiten und jede Menge Schabernack trieben, übernahmen am Abend die Ridd’l Schdägge in Kürzell das Zepter. Närrisches Treiben herrschte auf dem Platz vor dem Rathaus, ehe die "Riddler" gemeinsam mit dem Musikverein den Narrenbaum bei eisigen Temperaturen zum Rathaus brachten.

Doch bevor der Baum als äußeres Zeichen der Macht aufgestellt wurde, herrschte großes Gerangel. Wild klopften die Ridd’l Schdägge an die Tür der Ortsverwaltung, in der sich Ortsvorsteher Hugo Wingert und Bürgermeister Alexander Schröder noch gegen die Narren wehrten. Wingert wollte die Herrschaft über die Ortsverwaltung nicht den Narren überlassen und wehrte sich nach Kräften. Auch der Beistand des Bürgermeisters sowie alles Wehren und weigern half nicht, schließlich waren es die Ridd’l Schdägge die den Schlüssel in der Hand hielten und ein enttäuschter Ortsvorsteher.

Den Schlüssel in der Hand und die Macht über das Rathaus erobert, wurde die Fasent 2018 in Form einer Ridd’l-Schdägge-Puppe von Thomas Rheinberger, verkleidet als Pfarrer, getauft. Am Narrenbaum wurde schließlich die getaufte Puppe angebracht.