Foto: dpa

Schwanauer droht seiner  Partei nach  Nichtwahl von Merz mit Austritt. Kanzlerin reagiert umgehend

Schwanau/Berlin - Unternehmer und CDU-Mitglied Martin Herrenknecht droht damit, aus der Partei auszutreten. Das alarmiert sogar Kanzlerin Angela Merkel. Sie rief den Schwanauer deshalb persönlich an. Im Januar treffen sich die beiden zur Aussprache.

Die Ankündigung des Tunnelbauers, die CDU künftig weniger zu unterstützen und seine Parteimitgliedschaft ruhen zu lassen, hat für Wirbel bis hoch in die Parteispitze gesorgt. Bundeskanzlerin Angela Merkel, die engen Kontakt zum Schwanauer Unternehmer hält, hat diesen kurz nach Bekanntwerden seines Unmuts über die Entscheidung beim Hamburger CDU-Bundesparteitag persönlich angerufen.

Wie berichtet, hat der 76-Jährige offen angekündigt, seine Parteimitgliedschaft nach 36 Jahren vorerst ruhen zu lassen. Er wiederholte dies am Montagabend beim Herrenknecht-Forum: »Das sind doch Weicheier!«, merkte der Unternehmer zur Nicht-Wahl seines Favoriten Friedrich Merz an. Dieser war beim CDU-Bundesparteitag haarscharf Annegret Kramp-Karrenbauer unterlegenDie CDU setze »auf die bequeme Art«, statt sich den Zukunftsfragen zu stellen, erklärte Herrenknecht vor rund 150 Gästen in seinem Schwanauer Werk. »Wir fahren auf der Titanic, die Musik spielt laut und in drei Jahren fahren wir voll auf den Eisberg zu«, sagte Herrenknecht und spielte damit auf die nächste Bundestagswahl an.

Mit dieser Richtung sei er nicht zufrieden und er wende sich deutlich dagegen. »Jetzt gibt’s auf die Ohren!«, polterte er in seiner bekannt deutlichen Art. Er zeige der Partei jetzt »die gelbe Karte«. Austreten? Das deutete Herrenknecht immerhin an. Er machte deutlich, dass er jetzt Taten sehen wolle. Über Weihnachten werde er ein Programm aufstellen, das er im Januar mit Merkel besprechen wolle. Dazu würden Themen wie Digitalisierung, Bildung, Infrastruktur und Migration zählen. Diese Punkte und seine Sicht werde er in Berlin vortragen. »Dann warten wir ab, was sich tut und ob es nach der gelben auch die rote Karte gibt«, so der Unternehmer. »So geht’s jedenfalls nicht mehr weiter«, so Herrenknecht.

In der Vergangenheit hat Herrenknecht die CDU finanziell stark unterstützt, wie auch andere Parteien. Der CDU werde er keine Spenden mehr zukommen lassen, erklärte er. Am Sonntag habe es noch einen Spendenwunsch gegeben, dem sei er mit privaten Mitteln nachgekommen. »Aber seit Montag gab’s nichts mehr!«Der Unmut über die Nachfolge-Entscheidung für Merkel an der Parteispitze ist rasend schnell bei dieser angekommen. Noch am Samstag, als Herrenknecht mit einer Reisegruppe unterwegs war, von einer Preisverleihung seiner Lothar-Späth-Stiftung in Stuttgart, rief ihn die Kanzlerin auf dem Handy an, berichteten Herrenknecht und Teilnehmer der Fahrt.

Nach Informationen unserer Redaktion aus der CDU-Bundesspitze in Berlin sind die Christdemokraten besorgt über den öffentlichen Unmut des Schwanauers. Von daher sei ein persönliches Treffen zwischen Merkel und Herrenknecht anberaumt worden.Andere führende Parteiköpfe berichten, sie hätten gehofft, den Zorn des Schwanauers intern halten zu können. Jetzt sei es aber öffentlich herausgeplatzt und man müsse sich bemühen, den treuen Partei-Unterstützer wieder einzufangen. Dass Herrenknecht am Ende tatsächlich aus der Partei austritt, nach 36 Jahren, das glaube in der Partei noch niemand, heißt es aus Abgeordnetenkreisen. Doch wer Herrenknecht am Montag gehört hat, weiß, dass dieser auf der politischen Klaviatur gerne die lauten Töne anschlägt, wenn ihm etwas nicht passt. Oder, um ihn von Montagabend nochmals zu zitieren: »Dann packe ich die Keule aus!«

Info: Kanzler zu Gast

Martin Herrenknecht äußerte sich beim Vortragsabend in seiner Academy, zu dem er den früheren österreichischen Bundeskanzler Christian Kern eingeladen hatte. Dieser sprach über Europa, wir werden noch berichten.