Boris Obergföll mit seiner Frau Christina, die in Mahlberg aufgewachsen ist und 2013 in Moskau Speerwurf-Weltmeisterin wurde. Foto: Maurer Foto: Lahrer Zeitung

Leichtathletik: Bundestrainer Boris Obergföll und seine Speerwerfer haben große Ziele für Olympia 2020

In kaum einer Leichtathletik-Disziplin sind die Deutschen so stark wie im Speerwurf. Das ist auch Bundestrainer Boris Obergföll, der in der Ortenau lebt, zu verdanken. Der 45-Jährige ist außerdem Coach von Martin Herrenknecht.

Die Aufgabe, die Tunnelbau-Unternehmer Martin Herrenknecht dem Speerwurf-Bundestrainer Boris Obergföll für Olympia 2020 in Tokio mit auf den Weg gibt, hat es in sich. Drei Deutsche Fahnen wolle er bei der Siegerehrung der Speerwurf-Männer wehen sehen, sagte Herrenknecht bei einer Gesprächsrunde der Deutschen Sporthilfe Ende Oktober bei ihm im Unternehmen.   10 000 Euro für WM-Bronze: Herrenknecht selbst ist ein Förderer der deutschen Leichtathleten, zahlt pro Jahr etwa 250 000 Euro, wie er offen zugab. Einige der absoluten Stars werden von ihm finanziell unterstützt, darunter auch Speerwurf-Weltmeister Johannes Vetter von der LG Offenburg. Für seine WM-Bronzemedaille erhielt Vetter an jenem Abend Ende Oktober in Schwanau einen 10 000-Euro-Scheck von Martin Herrenknecht. Silber hätte das doppelte eingebracht, bei WM-Gold würde der Unternehmer sogar 40 000 Euro springen lassen.   Obergfölls Luxusproblem: Nicht ganz unschuldig an Vetters Leistung ist sein Trainer: Boris Obergföll, einst selbst erfolgreicher Speerwerfer (damals noch unter dem Nachnamen Henry) und Ehemann der in Mahlberg aufgewachsenen Christina Obergföll. Bereits seit 2008 ist Boris Obergföll Speerwurf-Disziplintrainer für den A- und B-Kader der Männer. Jene Disziplin, in der die Deutschen Athleten zur absoluten Weltspitze zählen. Die Vielzahl an Topwerfern wird bei der Olympia-Nominierung für Obergföll daher zum "Luxusproblem", über das er nicht so glücklich ist. Denn neben Vetter dürfen sich auch Olympiasieger Thomas Röhler (Jena), Vize-Europameister Andreas Hofmann (Mannheim), Julian Weber (Mainz) und Bernhard Seifert (Potsdam) Hoffnungen auf die Nominierung für Tokio machen.  Schwere Entscheidung: Die Entscheidung, welche drei für Deutschland starten werden, liegt dabei bei Obergföll, der diese Auswahl als "extrem schwer bezeichnet". Einen Freifahrtschein für Vetter – der Bundestrainer ist gleichzeitig auch sein Heimtrainer – wird es allerdings nicht geben. "Die besten drei werden gehen – und ich hoffe, dass sich drei herauskristallisieren", so Obergföll, der auch der Fitnesstrainer von Martin Herrenknecht ist.

Der 77-jährige Unternehmer lief in seinen besten Zeiten laut eigener Aussage die 100 Meter in handgestoppten 10,9 Sekunden. Eine respektable Zeit, auch wenn er damit wohl nicht in die Medaillenränge gelaufen wäre.   Herrenknecht hat großes Sportinteresse: Dafür sind nun andere zuständig, Herrenknecht kümmert sich um die Rahmenbedingungen der Sportler und ist ein interessierter Beobachter. Das zeigte sich auch bei der Gesprächsrunde. Siebenkämpferin Carolin Schäfer, Sprinterin Gina Lückenkemper und Ringer Frank Stäbler saßen schon wieder in der ersten Zuschauerreihe, als Herrenknecht noch einmal das Wort ergriff und Obergföll nach den Lehren von Doha befragte. Und der Speerwurf-Bundestrainer antwortete geduldig: "Es wird wohl noch mehr Hitzeschlacht als in Doha. Aber die Bedingungen am Wettkampfabend sind für alle gleich und der, der mehr Horsepower unter der Haube hat, wird das Ding gewinnen", so Obergföll, dessen Bestweite als Werfer bei 90,44 Metern liegt.  Das Ziel ist Olympia-Gold: In dieser Kategorie hat ihn sein Schützling Johannes Vetter (94,44 Meter) längst überholt, auch die Titelsammlung des 26-Jährigen ist bereits größer als die seines Trainers, der zweimal WM- und einmal EM-Bronze holte. Doch auch bei Vetter, dessen OP am Fuß gut verlaufen ist, fehlt noch eine Olympia-Medaille in seinem Satz. "Das Ziel ist Gold in Tokio", sagte Vetter kurz nach der Weltmeisterschaft in Doha. Eine Aussage, die auch von Martin Herrenknecht kommen könnte. Die Belohnung in Form eines Schecks für den Offenburger Vetter würde der Unternehmer sicher liebend gerne zahlen.