Schwanau - Es war ein Zeichen der Anerkennung: "Martin Herrenknecht ist ein Vorbild, ein Beispiel für das, was wir in Deutschland brauchen." Das sagte Wirtschaftsminister Peter Altmaier anlässlich eine Besuchs des Schwanauer Tunnelexperten.

Die große Tunnelbohrmaschine, die beim offiziellen Fototermin im Hintergrund zu sehen war, ist imposant. Sie soll in den kommenden Wochen in die USA verschifft werden, um einen 1,9 Kilometer langen Straßentunnel zu bohren. Ihr Durchmesser: Mehr als 13 Meter. Doch im Mittelpunkt des Interesses von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) stand eine kleinere Maschine aus dem Portfolio von Herrenknecht für das "E-Power-Pipe"-Verfahren. In den Tunneln, die sie gräbt, passen gerade mal dickere Kabelstränge – Stromleitungen zum Beispiel.

Das Besondere: Für die Verlegung von Schutzrohren, die später Kabel aufnehmen können, braucht das Verfahren keinen durchgehenden Graben. Rund einen Kilometer gräbt sich der Bohrer unterirdisch durchs Erdreich, bevor er von oben versorgt werden muss. "Der Eingriff in die Natur ist damit sehr gering", erläutert Projektleiter Tobias Engel. Zudem sei der Bohrer auch in der Lage, nicht nur gerade Strecken zu überwinden, sondern auch Kurven.

Laut Engel gibt es weltweit weder ein vergleichbares Verfahren noch eine technische Lösung, mit der sich solch lange Strecken überwinden lassen und die mit einer Überdeckung von zwei Metern arbeiten – also in geringer Tiefe. Damit biete sie, so Unternehmer Martin Herrenknecht, "im Hochspannungsnetzausbau eine bodenschonende Alternative zur konventionellen offenen Bauweise". Mit dem E-Power-Verfahren, das Anfang 2016 projektiert und im gleichen Herbst bereits getestet worden ist, können auch Straßen und Bäche unterquert werden. Zweimal wurde es schon eingesetzt, der nächste Einsatz steht bald in Bacharach am Rhein an, so Engel.

Altmaier nannte – auch in Bezug auf die innovative Entwicklung – Herrenknecht ein Vorbild. Er sei "ein Beispiel für das, was wir in Deutschland brauchen". Der 60-Jährige verriet in diesem Zusammenhang, dass sein Besuch in Schwanau der erste große Unternehmensbesuch für ihn als Wirtschaftsminister sei. "Das war mir wichtig, auch um ein Signal zu setzen", sagte er. Schließlich sei Herrenknecht Weltmarktführer und in Segmenten aktiv, die für die Zukunft Deutschlands von großer Bedeutung sind.

Netzausbau ist Chefsache

Damit spielte Altmaier, der im März sein Amt als Wirtschaftsminister antrat, auf den Netzausbau an. Der Transport von Strom sei in Zeiten der Globalisierung immer wichtiger. Auch deswegen habe er das Thema zur Chefsache erklärt. Das E-Power-Verfahren stand daher für ihn im Mittelpunkt, zumal dessen Entwicklung von der Bundesregierung finanziell gefördert wurde. Ob damit in Zukunft Hochspannungsleitungen innerhalb Deutschlands verlegt werden, wollte Altmaier auf Anfrage nicht bestätigen. Allerdings sei klar, dass Handlungsbedarf bestehe.

Info: Grabenlos

Kabelschutzrohre ohne starke Eingriffe ins Landschaftsbild zu verlegen: Das schafft das E-Pipe-Verfahren. Nur alle 1000 Meter sind Schächte zu erstellen, um die Maschine neu anzusetzen und die späteren Kabel zu verbinden.