Marianne Griesbaum aus Wittelbach ist seit 29 Jahren Dorfhelferin. Dieses Foto zeigt sie bei einer Familie in Seelbach. Foto: Dach

Soziales: Dorfhelferinnen springen ein, wenn eine Familie Unterstützung braucht, Änderungen durch Corona

SchuttertalDorfhelferinnen übernehmen Aufgaben in der Hauswirtschaft, der Pflege und der Erziehung. Einsatzort sind Haushalte, bei denen die Hausfrau oder der Hausmann ausfällt. Allerdings hat sich auch bei dieser Arbeit durch Corona einiges geändert.

Rund 90 Dorfhelferinnen in der Ortenau 

Rund 90 Dorfhelferinnen sind in der Ortenau tätig. Marianne Griesbaum aus Wittelbach arbeitet seit 29 Jahren in dieser Funktion im Schuttertal. "Mein Beruf bereitet mir viel Freude, weil er abwechslungsreich ist und man menschlich viel von den Familien zurückbekommt. Oft nehme ich positive Eindrücke mit nach Hause, von denen ich profitieren kann", erzählt sie.

Gertrud Mäntele aus Schuttertal ist für die gesamte Koordination der Einsätze im Ortenaukreis verantwortlich. Mit unserer Redaktion hat sie über die Besonderheiten in der Corona-Krise gesprochen. Ein typisches Beispiel für den Einsatz einer Dorfhelferin sehe so aus: Eine Mutter hat sich den Knöchel gebrochen, muss aber zwei Kinder von drei und acht Jahren sowie einen Säugling versorgen. Der Vater arbeitet ganztags, von 7 bis 19 Uhr. Alle Kinder sind zu Hause, da sie den Kindergarten und die Schule wegen der Pandemie nicht besuchen können. Das Baby kann die Mutter wegen ihrer Verletzung überhaupt nicht versorgen.

Täglich acht Stunden Unterstützung in der Familie 

Daher stellt die Familie bei der Krankenkasse einen Antrag auf Unterstützung durch eine Familienpflegerin oder Dorfhelferin. Der Antrag wird bewilligt, sodass die Familie bis zur Genesung der Mutter täglich acht Stunden Unterstützung durch eine Dorfhelferin erhält; die Kosten übernimmt die Krankenkasse. Hier ist nun die Arbeit von Gertrud Mäntele gefragt, die für diese Familie eine Dorfhelferin in ihrem Team sucht.

Seit der Corona-Krise seien die Einsätze der Dorfhelferinnen allerdings zurückgegangen, da viele Väter aufgrund von Kurzarbeit zuhause sind und so dort selbst helfen können, so Mäntele. Ein weiterer Grund sei auch, dass etliche Operationen oder Reha-Maßnahmen aufgeschoben werden. Im Ortenaukreis würden normalerweise wöchentlich 100 bis 160 Familien durch Dorfhelferinnen unterstützt, sagt Mäntele. Übrigens sei es kein rein weiblicher Beruf, auch wenn ihn momentan im Kreis ausschließlich Frauen ausübten. Früher hätten auch schon männliche Dorfhelfer in ihrem Team gearbeitet.

Mitarbeiter werden geschult und verpflichtet

Zurzeit werden zu Beginn eines Einsatzes die betroffenen Familien über Corona-Maßnahmen und Hygienevorschriften aufgeklärt, betont Mäntele. Alle Mitarbeiterinnen würden darüber hinaus kontinuierlich von der Geschäftsleitung des Dorfhelferinnenwerks Sölden über die Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen informiert. Bislang sei man vom Corona-Virus weitgehend verschont geblieben, lediglich eine Mitarbeiterin sei damit infiziert gewesen, berichtet Mäntele. "Alle Mitarbeiterinnen sind verpflichtet, alle Anzeichen einer Erkrankung wie Husten oder Schnupfen sofort zu melden und medizinisch überprüfen zu lassen."

Eine Dorfhelferin versorgt aktuell eine Familie 

Das Dorfhelferinnenwerk habe schon sehr früh jeder Mitarbeiterin Mundschutz, Handschuhe und Desinfektionsmittel zukommen lassen. Allerdings sei der Mundschutz bei den Einsätzen in den Familien keine Pflicht, die Dorfhelferin könne vielmehr individuell mit der Familie vereinbaren, ob er bei der Arbeit getragen werden muss, so Mäntele.

Aufgrund der Pandemie versorgt eine Dorfhelferin zurzeit nur eine Familie, zuvor waren es zwei bis drei. Mäntele und die Dorfhelferinnen sind froh und weiter motiviert, auch in diesen schwierigen Zeiten Familien in Not helfen zu dürfen.

Krankenkasse trägt Kosten

Voraussetzung für den Einsatz einer Dorfhelferin ist, dass ein Kind unter zwölf Jahren oder ein behindertes Familienmitglied im Haushalt lebt. Der Einsatz einer Dorfhelferin oder Familienpflegerin wird normalerweise ärztlich verordnet, das heißt Kostenträger ist die Krankenkasse. Weitere Kostenträger können auch die Rentenversicherungsträger, die Beihilfestelle oder das Sozial- und Jugendamt sein. Dorfhelferinnen und Dorfhelfer sollten gerne mit Menschen arbeiten und Spaß am Leben in einer Dorfgemeinschaft haben. Gefragt sind praktisch veranlagte, zupackende Persönlichkeiten, so die Caritas. Weitere Informationen: www.dorfhelferinnenwerk.de