Interessiert sahen sich die Besucher im Inneren der Jägertoni-Mühle um, in der der Weg vom Korn zum Mehl anschaulich nachvollzogen werden kann. Foto: Kiryakova

Mühlentag: Jägertonihof lockt zahlreiche Besucher an / Infos über das einstige Leben im Schwarzwald

Mühlen gelten als die ältesten naturkraftbetriebenen Maschinen der Welt. Sie üben heute noch eine große Faszination auf die Menschen aus, wie sich beim Mühlentag wieder gezeigt hat.

Dörlinbach. Für Alfred und Isolde Kopf ist der Mühlentag Anlass, zusammen mit den Besuchern am Pfingstmontag rund um den Jägertonihof ein Fest zu feiern. Das Fest habe klein angefangen, sich mit der Zeit aber entwickelt, erzählt Isolde Kopf, die sich über die vielen Gäste am Montag freute. Die ganze Familie war eingespannt, zusätzliche Hilfe kam von der Bremsdorfer Narrenzunft.

Der Reiz alter Mühlen besteht darin, dass sie keine Nachbauten im Museum sind, sondern echte Bauwerke, die einmal an Ort und Stelle in Betrieb waren und heute noch funktionieren. Sie sind eine "lebendige" Demonstration vergangener Zeit.

Viele Menschen nutzten am Mühlentag die Gelegenheit, dieses kulturelles Vermächtnis zu bewundern. Auf dem Jägertonihof kamen die ersten Besucher schon am frühen Vormittag, gegen Mittag war es richtig voll. Während einige auf der großen Terrasse des Bauernhauses saßen, schauten sich die anderen in der Mühle, im Backhaus und in den Hofladen um. Alfred Kopf erzählte den Interessierten viel über die Geschichte der Mühle und das Leben auf dem Bauernhof.

Von der ursprünglichen Mühle, die erstmals 1511 schriftlich erwähnt wurde, steht heute nichts mehr. Die jetzige Mühle wurde 1842 errichtet und stellt unter den Bauernmühlen der Region eine Besonderheit dar. Die Getreidemühle mit Wasserradantrieb ist in einem Kornspeicher integriert. Der doppelhäusige Kornkasten und der Mahlstuhl sind aus dem 18. Jahrhundert. Das eiserne Wasserrad ist das modernste Teil an der Mühle. Innen konnten die Gäste die gewaltige Mechanik aus Holz und die Mahlwerke bewundern, die 300 Jahre alt sind.

In einer Ecke gibt es ein Kuriosum der besonderen Art: Angeschlossen an die Mühle ist eine gusseiserne Waschmaschine, Baujahr 1945. Die wurde allerdings mittels Strom durch den an der Mühle betriebenen Generator, Baujahr 1928, angetrieben. Für heißes Wasser sorgte ein Holzfeuer. "Meine Mutter nannte das eine der größten Errungenschaften in ihrem Leben", sagte Kopf dazu.

Die Jägertoni-Mühle wurde 1983 bis 1985 mit Unterstützung der Denkmalpflege und in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Schuttertal renoviert. Hauptinitiator war der damalige Hofbauer Anton Kopf.

Am Montag war auch die Glatz-Mühle in Seelbach zu besichtigen.

Zählte man in Deutschland 1875 etwa 70 000 Getreidemühlen, gab es 1966 in der Bundesrepublik nur noch 6400. Dagegen spielten die historischen Getreidemühlen in der damaligen DDR vor der Wiedervereinigung eine größere Rolle, die mit festgelegten Mahlkontingenten einen Beitrag zur planwirtschaftlichen Ordnung leisteten.