Karl-Heinz Debacher (links) und Günter Gorecky (rechts) machten auf die Mängel deutlich, an der das Klinik-Gutachten aus ihrer Sicht leidet. Foto: Mutz Foto: Lahrer Zeitung

Klinik-Debatte: Ruster SPD-Kreisräte werben für Erhalt des Krankenhauses / Solidarität allein reicht nicht

Die Ruster SPD hatte am Donnerstagabend zu einer Infoveranstaltung ins Narrenheim eingeladen. Thema des Abends: "Die Zukunft unseres Krankenhauses – Was geschieht mit Ettenheim?"

Rust. Gemessen an der Brisanz des Themas durfte Ortsvorsitzender Edgar Hauser nur wenige Bürger zum Vortrag von Günter Gorecky, Fraktionsvorsitzender der SPD im Kreistag, und SPD-Kreisrat Karl-Heinz Debacher begrüßen.

Gorecky gab einen Zustandsbericht zur Krankenhauslandschaft der Ortenauer Kliniken. Es bestehe Handlungsbedarf, weil vorhandene Doppelstrukturen ineffizient seien. Der Druck auf den Kreis als Träger, die Kosten in den Griff zu bekommen, sei hoch. Durch das neue Gutachten sei das Hauen und Stechen losgegangen. Gorecky und Debacher filetierten teilweise die Inhalte des Papiers, etwa die Kostenentwicklung, weil diese nicht der Wirklichkeit entsprächen. Bemängelt wurden "falsche Leistungszahlen" zulasten Ettenheims. Man habe den Eindruck, dass der Standort von vornherein abgeschrieben wurde, vermutete Gorecky, ohne das Gutachten "in Bausch und Bogen verdammen" zu wollen. Aber: Die Millionen Touristen in der Raumschaft, die als starkes Argument für Ettenheim gälten, seien im Gutachten nicht berücksichtigt.

"Das Gutachten hat keine Strahlkraft", bemerkte Rusts Bürgermeister Kai-Achim Klare. Die Klinik Ettenheim arbeite wirtschaftlich, "nutzen wir das, was da ist, und machen es nicht kaputt." Beate Kostanzer, stellvertretende Bürgermeisterin aus Ettenheim, befürchtet bei einer Schließung die Abwanderung von Ärzten und Pflegepersonal. Für eine Krankenschwester mit Kindern in Teilzeit sei die Wohnortnähe existenziell wichtig.

Achern habe bereits 26 000 Unterschriften für den Erhalt seines Hauses generiert. "Warum hat Achern früher getrommelt als wir?", fragte Gemeinderat Christian Fix. "Das Gutachten zwingt zur Entsolidarisierung", sagte Debacher, es sei kein politisches Farbenspiel, sondern eine harte Standortdebatte. Der Aussage, dass die Schließung Ettenheims bereits beschlossene Sache sei (Fix), widersprach Gorecky.

Uwe Müller, Vorsitzender der Ettenheimer SPD und Mitgründer der Initiative "LEBEN", redete Klartext: "Ich bin sauer und fühle mich veräppelt." Ettenheim habe sich spezialisiert und schreibe schwarze Zahlen. Er forderte eine stärkere Solidarisierung in der Region. Selbst wenn sich alle Kreisräte der Raumschaft zusammenschlössen, werde es schwierig, entgegnete Gorecky. "Wir müssen den Beweis liefern, dass Ettenheim leistungsfähig ist." Und an alle, die sich schwer tun, das Gutachten zu verstehen: "Wir haben 87 Kreisräte, ein Großteil davon ist auch verwirrt."

Unterschriftenlisten für den Erhalt des Krankenhauses liegen im Ettenheimer Bürgerbüro, den Ortsverwaltungen sowie in allen Ettenheimer Geschäften aus, ebenso in den Rathäusern der Region, etwa in Kappel-Grafenhausen, Rust, Ringsheim, Mahlberg, Rheinhausen und Herbolzheim. Zudem gibt es heute, Samstag, von 10 bis 13 Uhr Infostände in Ettenheim: am Marienplatz, vor dem Aldi-Markt und dem Family Center.