André Weinand beim Rennen am Samstag in einem 13-stöckigen Hochhaus in Hannover. Trotz der Strapazen kann er noch lächeln. Foto: privat

André Weinand kommt nach mehr als zehn Stunden als Erster ins Ziel. Fitnesstrainer von Beruf

Hannover/Rust - Die Gemeinde Rust hat seit Neuestem einen Weltmeister: André Weinand gewann den Titel beim Treppenhausmarathon in Hannover. Zehn Stunden und 13 Minuten lief er die Treppen eines 13-stöckigen Hochhauses immer wieder rauf und runter.

Nach Angaben des Veranstalters handelt es sich bei Weinands Zeit um einen neuen Weltrekord im Marathon auf Stufen. "Ich bin platt, aber glücklich", sagte der Sieger nach dem Rennen. "Jetzt muss ich erstmal alles sacken lassen." Auf den Zweitplatzierten Petru Muntenasa hatte Weinand im Ziel gut 40 Minuten Vorsprung.

In Rust lebt der gebürtige Rheinländer seit zehn Jahren – er ist des Berufs wegen dorthin gezogen. Der gelernte Radio- und Fernsehtechniker war zunächst im Fahrdienst der Europa-Park-Hotels tätig, seine Aufgabe bestand etwa darin, Hotelgäste vom Bahnhof abzuholen. Vor vier Jahren hat er umgesattelt und als Fitnesstrainer im Hotel "Bell Rock" angefangen. Hotelgäste, die etwas für ihre Kondition tun wollen, können ihn um Rat fragen.

Der drahtige 40-Jährige ist seit 20 Jahren Leistungssportler im Triathlon und Ultralangstreckenlauf – auf seiner Facebookseite stehen zahlreiche Fotos, die ihn als Teilnehmer von Läufen über extreme Distanzen zeigen. Auf den zuletzt hinzugefügten Bildern ist sein jüngster und größter Coup zu sehen – der Gewinn der WM im Treppenhausmarathon. Sein Siegerpreis bestand aus einem Pokal, einer Medaille und einer Urkunde, die er glücklich in die Kamera hält. Eine Geldprämie gab’s nicht, dafür darf er sich jetzt Weltmeister nennen.

Den Erfolg hat der Familienvater sich hart erarbeitet. Seit einem Jahr habe er intensiv für das Rennen trainiert, erzählt Weinand. Bereits 2017 hatte er an der WM im Treppenhausmarathon teilgenommen, damals ohne große Vorbereitung. Er wurde Sechster mit einem Rückstand von mehr als zwei Stunden auf den Sieger, woraufhin ihn der sportliche Ehrgeiz packte.

Sein Trainingsprogramm bestand aus mehreren Einheiten pro Woche, in denen er stundenlang Treppen hoch- und wieder runtergelaufen ist. Trainiert hat er am Aussichtsturm am Eichberg und an seinem Arbeitsplatz, im Hotel "Bell Rock". Inklusive Untergeschoss stehen ihm dort fünf Etagen zur Verfügung, um sich richtig fit zu machen. So ist er das Treppenhaus immer wieder hoch- und runtergewetzt. Und wieder hoch und wieder runter. Weshalb dieser Aufwand? "Treppenlaufen macht Spaß und ist ein sehr gutes Training. Man steigert seine Kondition viel schneller als mit normalem Laufen."

Weinand ist nun auf den Geschmack gekommen. Sein Treppenlauf-Training wird er fortsetzen, da er seinen WM-Titel im kommenden Jahr verteidigen will.

Info: 84 000 Stufen bewältigt

13 Stockwerke, immer hoch und wieder runter, das war die Aufgabe, die die Teilnehmer bei der Weltmeisterschaft im Treppenhausmarathon zu lösen hatten. Die Treppenläufer mussten die Strecke genau 194 Mal bewältigen. Die knapp 84 000 Stufen entsprechen 42,192 Kilometern in der Vertikalen, also der Marathondistanz. Erfinder und Organisator der Veranstaltung ist Horst Liebetruth. "Die Belastung ist viermal so hoch wie bei einem normalen Marathon", sagte er. 22 Sportler aus ganz Europa hatten sich für den Marathon im Treppenhaus in Hannover qualifiziert. Teilnehmen durfte nur, wer schon häufiger extreme Läufe absolviert hat und von einem Sportarzt untersucht worden war.