Rust - Mit klaren Worten hat Roland Mack gegenüber der Lahrer Zeitung die Seilbahn-Pläne des Europa-Parks für beendet erklärt. Grund zu bedingungsloser Freude bei den Kritikern? Nein. Naturschützer und Bürgerinitiative trauen dem Braten noch nicht.

"Wir haben das Thema Seilbahn ad acta gelegt. Das Thema ist durch", sagte Roland Mack Ende September im Rahmen seines Geburtstags-Interviews mit der Lahrer Zeitung. Zwei Sätze, die so unmissverständlich wie überraschend kommen – und nachhallen.

Kaum etwas hat die Region im vergangenen Jahr so sehr bewegt wie die Vision von Macks Sohn Michael. Als im November bekannt wurde, dass der Juniorchef des Europa-Parks eine Seilbahn von Rust ins Elsass bauen will, regte sich großer Widerstand unter Naturschützern. Während Michael Mack von einem umweltfreundlichen Transportmittel sprach, das den Verkehr dies- und jenseits des Rheins entlasten sollte, sahen sie in dem Vorhaben eine Bedrohung für die Naturschutzgebiete Taubergießen und Ile de Rhinau, die die Seilbahn kreuzen würde. Die Folge des lautstarken Protests: Der Ruster Gemeinderat und der Europa-Park einigten sich schnell darauf, das Seilbahn-Projekt für fünf Jahre auf Eis zu legen.

Schon damals verstummten die kritischen Stimmen nur langsam. Die Befürchtung: Hinter den Kulissen werde weiter geplant und die Öffentlichkeit irgendwann vor vollendete Tatsachen gestellt. Auch nach den jüngsten Worten von Roland Mack, die an Deutlichkeit kaum zu überbieten sind und objektiv betrachtet nichts weniger als den Todesstoß für die Seilbahn-Idee bedeuten, bleibt die Skepsis, wie sich nun zeigt.

Auf die Bitte nach einer Stellungnahme zu Macks Aussage reagiert der Landeschef des Nabu, Johannes Enssle, etwas ungläubig zunächst mit einer Frage: "Heißt das tatsächlich für immer?" Seine Einschätzung: "Wenn nun Vernunft einkehrt und der Europa-Park die Seilbahn-Pläne durch den Taubergießen wirklich ein für alle Mal ad acta legt und damit nicht in fünf Jahren wieder um die Ecke kommt, wären wir sehr erleichtert. Die Natur ist bereits so unter Druck, da müssen gewisse Grenzen einfach akzeptiert werden."

Seilbahn? "Gerne zu einem Bahnhof"

Ähnlich sieht es Stefan Auchter, der zum Jahresende beim BUND Südlicher Oberrhein die Nachfolge von Geschäftsführer Axel Mayer antritt: "Hält der Europa-Park Wort, sind das sehr positive Nachrichten." Der Taubergießen sei ein "Heiligtum, das unberührt bleiben" müsse. "Herr Mack darf jederzeit gerne eine Seilbahn zu einem Bahnhof bauen und seine Gäste dort abholen, aber bitte nicht über ein Naturschutzgebiet."

"Ich musste mir die Augen reiben, als ich das gelesen habe", sagt Normand Bellemare von der Bürgerinitiative "Jetzt langt’s" zu Macks Aussage in der LZ. Die Ruster Bewegung, die sich den Kampf gegen die unliebsamen Folgen des Tourismus auf die Fahnen geschrieben hat, wurde erst im Sommer gegründet. Auslöser: die Seilbahn-Pläne. "Wenn es tatsächlich so kommen sollte, dass die Pläne ein für allemal vom Tisch sind, würde uns das natürlich freuen." Allerdings: "Eine Akte, die ad acta gelegt wurde, kann auch wieder geöffnet werden. Und selbst wenn nicht, geht uns die Arbeit sicher nicht aus", sagt Bellemare. Die BI habe viele weitere Themen, mit der sie sich aktuell und in Zukunft beschäftigen würde (siehe Info). "Das Aus der Seilbahn wäre für uns kein Grund, die BI aufzulösen."

Das plant die Bürgerinitiative

Die BI "Jetzt langt’s" hat in den vergangenen Monaten einen enormen Zulauf erfahren, sagt Mitgründer Normand Bellemare. Waren es zum Start gut zwei Dutzend Mitglieder, seien es mittlerweile "um die 90". Man habe, wie angekündigt, Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit den Themen Flächenverbrauch, Verkehr, Lärm und Lichtverschmutzung rund um Rust beschäftigen. "Ziel ist", so Bellemare, "Forderungen und konstruktive Kritik zu formulieren, mit der wir uns dann an Bürgermeister, Gemeinderat und unter Umständen auch an den Europa-Park wenden werden."