Während im Hintergrund eine Testfahrt mit Simulationsgewichten läuft, sitzen die "überlebenden" Freibeuter in einem Boot: Ab heute setzten die "Piraten in Batavia" wieder für Europa-Park-Besucher die Segel. Foto: Ditfurth

Europa-Park: Themenfahrt wird heute nach mehr als zwei Jahren wiedereröffnet, Einige Vorab-Details

Rust - Es war die wohl schmerzhafteste Wunde, die das Großfeuer 2018 im Europa-Park geschlagen hatte: Die "Piraten in Batavia" brannten komplett ab. Am heutigen Dienstag kehren sie zurück – modern, aber mit altem Charme, versprechen die Macher. Kaum ein Fahrgeschäft des Europa-Parks weckt so viele Emotionen wie die "Piraten in Batavia". 1987 nach den Plänen von Park-Architekt Ulrich Damrau erbaut, war sie jahrzehntelange das Synonym für "Spaß für die ganze Familie", den die Ruster seit je her versprechen: Die Indoor-Wasserbahn sorgte bei Kindern, Eltern und Großeltern für leuchtende Augen – für nicht wenige war es der Einstieg und das Ende eines Tags im Park.

Als die Attraktion vor mehr als zwei Jahren ein Raub der Flammen wurde, ging ein Aufschrei durch die Europa-Park-Fangemeinde. Mit mehreren Initiativen und Petitionen wurde der Wiederaufbau der Piraten gefordert (siehe Info). Die Inhaberfamilie Mack, die immer wieder betonte, selbst sehr an den Piraten zu hängen, versprach, dem Wunsch nachzukommen – und hat Wort gehalten. Am 28. Juli 2020 stechen die Freibeuter wieder in See.

Ist die neue Bahn identisch mit der alten?

Nein. Ein 1:1-Wiederaufbau war schon deshalb nicht möglich, weil das Fahrgeschäft im Laufe der Jahre immer wieder verändert und angepasst wurde. Allerdings sollen die Piraten so nah am Original sein, dass Fans "ihre" Piraten definitiv wiedererkennen.

Was wurde von der Original-Bahn übernommen?

Acht Figuren haben den Brand "überlebt". Sie kehren nach einer Restaurierung zurück ins neue Batavia. Auch der sogenannte "Drop", die kurze, aber rasante Abfahrt mit dem Boot zu Beginn der Fahrt, gibt es wieder. Der Streckenverlauf ist laut Park-Angaben "nahezu identisch" geblieben. Die Fahrt, für die es keine Altersbeschränkung gibt, dauert nach wie vor knapp acht Minuten. Auch die Kapazität ist dieselbe wie früher. 16 Besucher können in einem Boot nach Batavia reisen. Macht pro Stunde: 1800.

Was ist neu?

Zum einen: rund 100 sogenannte Animatronics. Die Protagonisten der Fahrt, Piraten wie Tiere, werden elektrisch und mit Druckluft betrieben. Sie hat der Park mit drei Firmen aus Deutschland und den USA entwickelt und gebaut. Zum anderen sollen die Szenen der Themenfahrt nun besser voneinander getrennt sein. Heißt: Es wird nicht mehr eine große Halle mit Geräuschen und Lichtern aus allen Richtungen geben. Aus Angst, etwas zu verpassen und um alle Eindrücke mitzunehmen, lief man früher Gefahr, sich eine Nackenzerrung zu holen. An Hinguckern soll es dennoch nicht mangeln: Die Besucher erwarten einen Sternenhimmel, eine Wasserprojektion und Videoanimationen aus der hauseigenen Effekte-Schmiede Mack-Animation. Das neue Batavia-Becken soll übrigens 2,5 Millionen Liter fassen. Wie viel Strom die Attraktion verbraucht, lässt sich laut Park aktuell noch nicht sagen.

Gibt es eigentlich die "Schlüssel"-Szene noch?

Es ist vielleicht die bekannteste Szene der alten Piraten-Fahrt: Ein kleiner Affe hält einem Gefangenen einen Schlüsselbund vor die Nase, während dieser fleht: "Komm Äffchen, gib mir den Schlüssel." Ebenfalls in guter Erinnerung: der Papagei am Eingang, Tiger und Gorilla. Ob und wo sie künftig wiederzufinden sind, gibt der Park noch nicht preis. Nur so viel: Eine der vier Figuren ist nicht mehr in der Bootsfahrt zu Hause.

Wie viele Mitarbeiter waren mit dem Wiederaufbau beschäftigt?

Bei rund 20 Mitgliedern des Europa-Park-Teams lag der Hauptfokus in den vergangenen Monaten auf den Piraten. Mit externen Dienstleistern sollen sich bis zu 80 Personen auf der Baustelle aufgehalten haben, so der Park.

Wurde alles rechtzeitig fertig?

Ja, aber es war knapp. Der ambitionierte Zeitplan wäre wegen Corona beinahe nicht aufgegangen, weil am Projekt beteiligte internationale Firmen mit unvorhergesehenen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Plötzlich gab es Einreisebeschränkungen, fehlten Arbeiter oder steckten wichtige Materialien an Grenzübergängen fest. Am Ende hat es aber offensichtlich gepasst, sodass am heutigen Dienstag die Jungfernfahrt steigen kann.

Wie sieht der Eröffnungstag aus – und vor allem: Wann dürfen Besucher in die Boote?

Wie üblich bei Park-Neuheiten wird es auch für Batavia ein großes Eröffnungszeremoniell geben. Am Vormittag geht’s mit geladenen Gästen aus Politik, Gesellschaft und Medienvertretern los. Gegen 12 Uhr heißt es dann erstmals offiziell "Leinen los!" – natürlich fanden bereits diverse Testfahrten mit Dummies und echten Menschen statt. Für "normale" Park-Besucher soll die Attraktion ab dem späten Nachmittag geöffnet sein und ab dem 29. Juli dann täglich.

"Retter" dabei

Eine der ersten Initiativen, die sich nach dem Brand für den Wiederaufbau des Fahrgeschäfts einsetzte, war die Facebook-Gruppe "Rettet die Piraten in Batavia". Sie ist mittlerweile mehr als 10 000 Mitglieder stark. Gründer Christian Haupt aus Rheinstetten, den die LZ direkt nach dem Brand interviewt hatte, ist nach wie vor die treibende Kraft. Er wird auf Einladung des Parks heute bei der Eröffnung dabei sein – mit einem eigens gedruckten T-Shirt.