Rust/Stuttgart - Ein Foto von der Jungfernfahrt der "Piraten in Batavia" sorgt für Konfusion. Der Grund: Die Bootsinsassen sitzen dicht auf dicht. Die Frage: Entspricht das der Coronaverordnung? Die Antwort: Ja.

Beliebtes Fahrgeschäft nach zwei Jahren wiedereröffnet

Nach mehr als zwei Jahren sind die "Piraten in Batavia" zurück im Europa-Park. Die Wiedereröffnung des beliebten Fahrgeschäfts, das beim Großbrand im Mai 2018 ein Raub der Flammen wurde, lockte gut 100 Medienvertreter nach Rust. Freilich war auch die LZ am Dienstag vor Ort – um in ihrer Mittwochsausgabe von dem Ereignis zu berichten. Daraufhin meldeten sich viele Leser, die sich irritiert zeigten. Was sie störte: Das Bild, das dem Artikel beigestellt war.

Auf der Aufnahme zu sehen ist das erste Boot, das offiziell nach Batavia übersetzte. Neben der Inhaberfamilie Mack war es unter anderem Tourismusminister Guido Wolf (CDU), TV-Star Paola Felix und Rusts Bürgermeister Kai-Achim Klare vorbehalten, bei der Jungfernfahrt mit an Bord zu sein. So weit so normal, gäbe es da nicht Corona. Denn die Insassen saßen eng beisammen, zwischen ihnen: kein Zentimeter Luft. Alle 16 Plätze des Boots waren besetzt. Die Rückmeldungen, die die LZ zu dem Foto erhielt, hatten einen Tenor: Wie kann es sein, dass da auf Abstand komplett verzichtet wurde?

Mindestabstand muss in Achterbahn nicht mehr eingehalten werden 

Dank der aktuell gültigen Coronaverordnung des Landes, wie der Europa-Park am Donnerstag auf LZ-Nachfrage mitteilte. Vor dem Saisonstart hatte der Park ein Hygienekonzept entwickelt, in "enger Abstimmung mit den Behörden", wie man in Rust betonte. Darin ist auch geregelt, wo welche Abstandsregeln gelten. So waren Mitarbeiter an den Fahrgeschäften zunächst angehalten, Sitze oder sogar ganze Reihe freizuhalten. Dies ist mittlerweile Makulatur: "Aufgrund der Maskenpflicht muss in der Attraktion während der Fahrt der Mindestabstand (1,5 Meter, Anm. d.  Red.) nicht eingehalten werden", so Diana Reichle von der Pressestelle. Diese Regelung gelte mittlerweile in allen Attraktionen.

Kai Hockenjos, Sprecher des Landratsamts, bestätigt diese Aussage mit Verweis auf die neue Coronaverordnung, die seit 1. Juli gilt: "Solange sich nicht mehr als 20 Personen treffen, ist es als Schutzmaßnahme ausreichend, wenn Mund und Nase bedeckt sind. Abstandhalten ist dann nicht zwingend." Das gelte analog für die Fahrgeschäfte des Europa-Parks. Das Hygienekonzept sei in Absprache mit dem Gesundheitsamt entsprechend angepasst worden.

An Foto sei nichts auszusetzen

Tatsächlich trug die komplette Besatzung des ersten Piraten-Boots eine Maske. Auf diese Feststellung legt Robin Schray, Sprecher des Ministeriums von Guido Wolf, im Gespräch mit der LZ wert: "Natürlich gibt es eine Vorbildfunktion, die sich am geltenden Recht orientiert. Deshalb gibt es an dem Foto aus unserer Sicht nichts auszusetzen."

Auch der Ruster Rathauschef verweist auf die geltende Rechtslage, die offenbar noch nicht allen bekannt ist. "Wir haben uns an diesem Tag in jeder Situation an die Coronaverordnung gehalten, auch während der Fahrt mit der Piraten-Bahn", sagt Kai-Achim Klare im Rückblick. Überdies seien "wahrscheinlich 90 Prozent der Menschen auf dem Bild miteinander verwandt". Der Bürgermeister ist sich bewusst, dass er als öffentliche Person mit gutem Beispiel vorangehen müsse. "Ich laufe in jede Sitzung mit Maske und versuche mich Situationen, in denen es eng wird, zu entziehen".

Besucher könnten auch Abstand halten 

Die gelockerten Regeln im Europa-Park hält Klare derweil für angemessen: "In einem Flugzeug hätte ich mehr Sorgen als in einer Achterbahn." Park-Sprecherin Reichle betont, dass niemand gezwungen werde, seinem Nachbarn auf die Pelle zu rücken: "Natürlich ist es Besuchern in der Attraktion freigestellt, wie ein Boot besetzt wird."

Info: Nicht mehr als 15.000 am Tag

Der Europa-Park lässt wegen der Corona-Pandemie aktuell maximal 15 000 Besucher auf sein Gelände. Das wurde bei der Pressekonferenz zur Eröffnung der "Piraten in Batavia" ausdrücklich betont. "Es gibt immer wieder Nachfragen, weil einige offenbar das Gefühl haben, es seien mehr", erklärte Moderator Ingo Dubinski den Medienvertretern. Der Eindruck könne deshalb täuschen, weil viele Angebote im Park komplett geschlossen seien, etwa im Gastro- und Showbereich. So könne es vorkommen, dass es sich an der ein oder anderen Stelle manchmal "etwas ballt".