Christian Rook Foto: privat

Ringsheimer Unternehmer hat Lyrik-Band über Burn-Out geschrieben / Zwölf Gedichte enthalten

Ringsheim - Fünf Jahre lang hat der Ringsheimer Christian Rook ein Unternehmen geführt, liebte es, Verantwortung zu übernehmen. Immer erreichbar, permanent aktiv. Irgendwann schickte ihm sein Körper die ersten Warnsignale: Rückenschmerzen, Schwindel und Schweißausbrüche waren nur eine kleine Zahl der immer häufiger auftretenden gesundheitlichen Probleme. Eine Panikattacke veränderte dann von einem auf den anderen Tag Rooks Leben. Er begann Gedichte zu schreiben, um das Erlebte zu verarbeiten. Mittlerweile hat er einen Gedichtband herausgebracht.

Herr Rook, hat der Burn-Out Ihr Leben verändert?

Ja, grundlegend. Ich habe bis zum Zusammenbruch wirklich geglaubt, dass es keine Grenzen meiner Leistungsfähigkeit gibt. Habe die Symptome zwar bemerkt, aber nicht zugeordnet. ›Burn-Out‹ war ein Begriff, mit dem hatten andere Menschen zu tun – sicher nicht ich. Die Beschäftigung mit dem Thema, der sechswöchige und sehr intensive Klinikaufenthalt, die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, den Mustern, den Triggern, all das hat zu grundlegenden Entscheidungen für die Zukunft geführt.

War der anstrengende Beruf als Chef der Auslöser für den Burn-Out?

Ich liebe es, Verantwortung zu übernehmen. Ich liebe es, zu gestalten. In den letzten 25 Jahren habe ich immer genau das getan, was mir Spaß gemacht hat. Leider sind aber das, was uns Spaß macht und das, was uns gut tut, oft sehr unterschiedliche Dinge. Der Körper zwingt uns quasi irgendwann zuzuhören. Bei mir war es eine Panikattacke.

Wie sah Ihr Alltag in dieser Zeit aus?

Ich habe immer viel gearbeitet. Work-Life-Imbalance, sozusagen. Die Arbeit war das Wichtigste. Eine 60-Stunden-Woche die Normalität. Dabei kommen natürlich die Familie zu kurz und der Sport und die Freunde.

Wann kamen die ersten Anzeichen?

Zuletzt fühlte ich mich eigentlich immer krank. Rückenschmerzen, Schwindel, Schweißausbrüche, Gewichtszunahme, Müdigkeit. Ich glaube, deutlich wurde das schon zwei Jahre im Vorfeld. In der Firma wurde ich zum Schluss dünnhäutig, wurde laut, war ungerecht.

Wann haben Sie sich den Burn-Out eingestanden?

An einem Donnerstag im Februar stand ich morgens um 9.30 Uhr in meinem Büro und hatte eine Panikattacke. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung von Burn-Out und den Symptomen. Ich wusste nur: Hier läuft etwas gehörig schief. Das kriege ich nicht mehr alleine hin. Ich brauche professionelle Hilfe. Ich bin dann zum Arzt gefahren und habe einen Burn-Out-Fragebogen ausgefüllt. Das Ergebnis war mehr als deutlich. Fast volle Punktzahl. Ich hatte Burn-Out. Jetzt musste Hilfe her. Deshalb auch der den sofortige Klinikaufenthalt.

Wie haben Kollegen reagiert? Ihre Familie? Sie selbst?

In großen Firmen ist es oft schwierig, direkt und sofort über Krankheiten zu kommunizieren. Dazu kommt, dass Burn-Out heute scheinbar immer noch ein Tabu ist, obwohl alle darüber reden. Burn-Out bedeutet Erschöpfung. Und Erschöpfung bedeutet Schwäche. Und über Schwächen spricht man besser nicht. Also hat es erst einmal eine Weile gedauert bis ich überhaupt mit einigen Mitarbeitern darüber gesprochen habe. Die Familie hat sofort und ohne Umschweife voll hinter mir gestanden.

Wie kam es zur Idee ein Buch zu schreiben?

Ich hatte in der Therapie wieder angefangen Gedichte zu schreiben. "Wenn die Kreativität zurückkommt, verabschiedet sich die Depression" hatte meine Psychotherapeutin Dr. Kajda in einer Sitzung gesagt. Und das ging dann so weiter. Bis ich plötzlich mit zwölf Gedichten einen Umfang hatte, der einen kleinen Gedichtband füllten könnte. Die Zahl zwölf brachte mich auf die Idee. Ein Zyklus. Zwölf Monate im Jahr.

Wovon handeln die einzelnen Gedichte?

Die Gedichte sind ein emotionaler Erfahrungshorizont über die ganze Zeit. Die ersten beiden sind ein Ankommen der Krankheit. Danach beschreibe ich die einzelnen Stationen, die von dem Klarkommen, der Meditation und der Selbsterfahrung handeln. Den Schluss "Mein Zauberwerk zwölf" habe ich dann zu Ehren meiner Psychotherapeutin geschrieben, der meine Zeit nochmals zusammenfasst.

Wie kamen Sie auf den kuriosen Titel ihres Bands?

Das ist ein witziger Zufall. Im Restaurant in der Klinik auf der Bühlerhöhe ist eine Bestellung schiefgegangen, worauf der elsässische Kellner fälschlicherweise mit ›Es gibt für alles ein Problem‹ antwortete. Das Zitat trifft einfach so vieles gut.

Wie ging es nach dem Burn-Out für Sie weiter?

Die Firma und ich haben eine Übereinkunft getroffen, dass wir uns trennen werden. Aufgrund der langen Kündigungszeit bin ich bis November noch offiziell angestellt. Die Zeit wird zeigen, was danach kommt.  

Info: Der Band

Gemeinsam mit Sabine Ries hat der Ringsheimer Christian Rook den Gedichtband "Es gibt für alles ein Problem" veröffentlicht. Ries war eine Mitpatientin Hooks in der Max-Grundig-Klinik auf der Bühlerhöhe bei Baden-Baden. Sie hat dort viel gemalt. "Dann hatten wir die Idee, die Illustrationen und Gedichte zusammen herauszugeben", so Hook. Das Buch ist seit Juni für zehn Euro erhältlich.