Auch wenn seine Wahl nur noch Formsache ist: Pascal Weber ist sehr engagiert bei der Sache. Foto: Braun

Der einzige Kandidat hat ambitionierte Ziele / Auch der Tourimus soll gefördert werden

Ringsheim. Wenn die Ringsheimer am 8. Oktober ihren neuen Bürgermeister wählen, steht nur ein Name auf dem Stimmzettel: Pascal Weber. Im Gespräch mit der "Lahrer Zeitung" verrät der 40-Jährige, wie es mit den drängenden Themen im Ort weitergehen soll, warum er die Expansion des Europa-Parks begrüßt und wie die Verwaltung künftig noch bürgerfreundlicher werden kann.

Herr Weber, die Bundestagskandidaten fiebern dem Sonntag entgegen, wenn sie endlich erfahren, ob sie nach Berlin dürfen oder nicht. Sie stehen schon vor den Wahlen praktisch als Sieger fest. Wie fühlt sich das an?

Ganz ehrlich: merkwürdig. Auf der einen Seite freue ich mich, weil ich weiß, dass die Kandidatur ziemlich sicher erfolgreich sein wird. Auf der anderen Seite ist es ein wenig schwierig, die Spannung aufrechtzuerhalten und die Leute dazu zu animieren, an die Wahlurne zu gehen. Unterm Strich ist es aber natürlich schon so, dass ich entspannter bin, seit feststeht, dass ich der einzige Bewerber bin.

Am Ende wird die Frage nur sein, wie groß der Zuspruch ist. Was für ein Ergebnis wünschen Sie sich?

Genau das ist der Punkt. Ich will die Leute abholen und sie für mich gewinnen. Schaut man sich die Bürgermeisterwahlen landauf landab an, wäre eine Wahlbeteiligung von 40 + x schon wünschenswert. Ich hoffe, die Ringsheimer bescheren mir ein gutes Ergebnis.

Amtierender Bürgermeister und Gemeinderat scheinen jedenfalls von Ihnen überzeugt, haben Ihnen bereits den ersten "Regierungsauftrag" gegeben ...

Sie meinen die Frage nach dem Standort für das neue Feuerwehrgerätehaus.

Richtig.

Ja, ist doch schön, wenn man sieht, dass die erste Aufgabe schon auf einen wartet. Nein, im Ernst: Ich glaube, man muss das Thema vom Kopf auf die Füße stellen. Wir brauchen jetzt keine Standort-Debatte, sondern müssen den Ist-Zustand betrachten und eine Bedarfsanalyse erstellen.

Aber hätte das nicht schon längst passieren müssen? Schließlich hatte sich der Gemeinderat bereits 2015 einstimmig auf den Standort im Grasweg fesgelegt.

Ich denke, wir sollten da schon noch mal in die Tiefe gehen. Sonst hätte es ja auch nicht den Ruf nach einem anderen Standort gegeben. Wir müssen jetzt schauen: Was brauchen Feuerwehr, DRK und Bauhof, um dann einen gemeinsamen Konsens zu finden und zu sehen, wo er am besten zu realisieren ist. Dafür nehmen wir uns die nötige Zeit.

Sehen Sie die vergangenen zwei Jahre und das bereits investierte Geld als verloren an?

Zumindest finanziell hoffentlich nicht. Ich bin guter Dinge, dass wir mit einem breit getragenen Konzept den Zuschussgeber davon überzeugen können, die Förderzusage aufrechtzuerhalten und die Mittel erst zu einem späteren Zeitpunkt auszubezahlen. Da will ich schnell das Gespräch mit dem Landratsamt suchen.

Grasweg, Kahlenberghalle, Leimenfeld – Sie haben wirklich noch keinen Standort-Favoriten?

Nein. Ich gehe standortoffen in die Gespräche.

Dann vielleicht bei einem anderen Vorhaben, das die Ringsheimer derzeit umtreibt. Es sieht so aus, als hätte das Bürgerbegehren Erfolg und die Bevölkerung dürfte darüber entscheiden, ob in der Ruster Straße ein Flüchtlingsheim gebaut wird oder nicht.

Ich denke, Verwaltung und Gemeinderat haben sich im Vorfeld viele Gedanken gemacht, was wo hingebaut wird. Auf der anderen Seite kann ich teilweise auch die Argumente der Standort-Gegner nachvollziehen. Klar ist: Wir müssen die Flüchtlinge, die man uns zuweist, unterbringen. Und zwar ziemlich schnell.

Es gäbe einen Weg, das Ganze abzukürzen: Der Gemeinderat hebt seinen Standortbeschluss auf und kommt so dem Bürgerentscheid zuvor.

Jetzt muss erst mal das Ergebnis des Bürgerbegehrens abgewartet werden. Ein Bürgerentscheid würde recht zügig auf ein erfolgreiches Bürgerbegehren folgen. Ist es erfolgreich, muss man nochmals diskutieren und nach Lösungen suchen, ansonsten sollte der Gemeinderatsbeschluss zeitnah umgesetzt werden. Wichtig wird jedoch sein, dass wir es schaffen, die Menschen im Ort zu integrieren. Egal, wo gebaut wird.

An einer Stelle wird schon seit Längerem gebaut: am Megaprojekt Wasserwelt. Der Europa-Park rückt noch ein Stückchen näher an Ringsheim heran. Ein Grund zur Freude oder sehen sie darin auch Nachteile für den Ort?

Ich sehe dem Projekt mit Freude entgegen. Für Ringsheim und die gesamte Region bietet das Projekt große Chancen, das werde ich unterstützen, wie den Tourismus in Ringsheim überhaupt. Und zwar in einem Maß, wie es dem Ort gut tut.

Wo liegt denn die goldene Mitte?

Große Nutznießer sind sicher die Anbieter von Ferienwohnungen, auch das Gastronomie- und Nahversorgungsangebot in Ringsheim hat Chancen, ebenso kann das Gewerbe profitieren. Aber wir müssen gleichzeitig schauen, dass sich die Einheimischen nicht erdrückt fühlen. Das erreichen wir etwa, indem wir genügend Bauflächen und Wohnraum schaffen.

... und die Verkehrsbelastung in einem erträglichen Maß halten. Wie wollen Sie erreichen, dass der aus Ringsheimer Sicht längst überfällige Ausbau des Bahnhalts umgesetzt wird?

Das ist ganz sicher ein dickes Brett zu bohren. Es helfen nur Gespräche mit der Bahn, das werde ich schnellstmöglich und immer wieder tun. Dabei müssen wir klarmachen, dass Gemeinden, Landkreis und Europa-Park bereit sind, ihren Teil zu leisten, beispielsweise, indem wir ein Grundstück für den Bau einer Toilettenanlage zur Verfügung stellen. Aber der größte Beitrag, das ist keine Frage, muss von der Bahn kommen. Denn in erster Linie sind die Fahrgäste Kunden der Bahn.

Da haben Sie sich schon vor Ihrem Amtsantritt ein straffes Programm auferlegt.

Ja, und das ist noch nicht alles. Wir müssen unbedingt im Bereich Kinderbetreuung etwas tun. Die Familienstrukturen sind im Wandel. Immer öfter arbeiten beide Elternteile. Da muss es mehr Ganztagsbetreuung geben, sowohl im Kindergarten als auch – und noch viel mehr – in der Grundschule.

Das heißt, sie wollen eine Ganztagsschule einrichten?

Nein – eine Ganztagsbetreuung an einer Halbtagsschule, alles auf freiwilliger Basis. Sodass diejenigen, die darauf angewiesen sind und es wollen, ihr Kind optimal versorgt und gefördert wissen. Das werden wir nicht von heute auf morgen schaffen, aber wir sollten jetzt die ersten Schritte gehen.

Sie haben zweifellos hehre Ziel, treten aber in große Fußstapfen. Ihr Vorgänger war 32 Jahre im Amt. Haben Sie Angst vor der Aufgabe?

Heinrich Dixa hat definitiv große Spuren hinterlassen und viel erreicht. Dem gebührt größter Respekt. Und genau so, aber auch mit der nötigen Freude werde ich an die Aufgabe herangehen. Ich denke, ich bringe viele Ideen, das nötige Fachwissen und vielleicht auch einen anderen Kommunikations- und Informationsstil mit. Da habe ich von vielen Bürgern gehört, dass sie sich Verbesserungen wünschen. Ich hoffe, ich kann sie erfüllen.

Und auf was müssen sich die Rathausmitarbeiter einstellen? Macht der neue Chef alles neu?

Ich denke, ein Chef, der alles neu macht, ist kein guter Chef. Ich will zunächst mit den Mitarbeitern reden, schauen, wo die Stärken liegen, wo noch Verbesserungspotenzial besteht und wie man das Rathaus optimal aufstellen kann. Das Gebäude ist modern, seine Strukturen sollten es auch sein. Ich will, dass man die Verwaltung wahrnimmt wie einen Dienstleistungsbetrieb. Wir müssen mit der Zeit gehen und beispielsweise mehr Angebote über das Internet schaffen, dürfen als kleine Gemeinde aber nicht vergessen, dass immer die Belange der Bürger im Mittelpunkt stehen.

Wie lief ihr "Erstkontakt" mit dem Gemeinderat?

Sehr freundlich. Ich habe das Gefühl, dass alle einem neuen Bürgermeister offen gegenüberstehen. Auch da war der Wunsch zu hören, die Kommunikation noch zu verbessern. Alle haben mir eine vertrauensvolle Zusammenarbeit angeboten. Darüber freue ich mich sehr.

Sie haben seit Wochen eine Doppelbelastung aus Wahlkampf und Ihrer Tätigkeit als Hauptamtsleiter von Seelbach. Haben Sie zwischen der Wahl und Ihrem Amtsantritt am 5. Dezember noch ein wenig Zeit durchzuschnaufen?

Etwas, ja, ich habe noch ein paar Tage Urlaub. Ich will in Seelbach auf jeden Fall noch den Katharinenmarkt gut über die Bühne bringen und mich dennoch weiter mit den Belangen Ringsheims beschäftigen. Ein verlängertes Wochenende mit meiner Frau sollte aber noch drin sein.

Sie beide wohnen in Mahlberg. Ist der Umzug schon geplant?

Nein, noch nicht. Aber klar, ein Bürgermeister gehört in seinen Ort. Mittelfristig werden wir umziehen.

Die Fragen stellte Felix Bender. 

INFO

Zur Person

> Vita: Pascal Weber studierte an der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl. Nach seinem Diplom arbeitete er zunächst in der Stabsstelle des Freiburger OB. Nach zwei Jahren wechselte er ins Haupt- und Personalamt der Stadt Lahr, bevor er 2008 zum Hauptamtsleiter in Seelbach berufen wurde. Der 40-Jährige lebt mit seiner Frau Tina, einer gebürtigen Ringsheimerin, in Mahlberg. Zu seinen Hobbys zählt er Rennrad- und Skifahren, Joggen, Brettspiele und die Fasent.

> Zeitplan: Die Wahl findet am Sonntag, 8. Oktober, statt. Zuvor hat Weber Gelegenheit, sich und seine Ideen für Ringsheim der Bevölkerung zu präsentieren, bei der Kandidatenvorstellung am Mittwoch, 27. September, ab 19 Uhr im Bürgerhaus.