Die Athleten und Vereinsverantwortlichen der RG Lahr freuen sich über den Aufstieg. Foto: Heck

Verantwortliche der RG Lahr äußern sich im Interview zum Aufstieg, über mögliche Probleme und zu Zukunftsaussichten

Der Ringergemeinschaft (RG) Lahr ist der Aufstieg in die Bezirksliga gelungen (wir berichteten). Nachdem 2013 einige Leistungsträger dem Verein den Rücken kehrten, entschied die damalige Vorstandschaft, die Mannschaft aus der Verbandsliga zurückzuziehen. Ein Neustart in der Kreisliga war die Folge. Im Interview, am Rande der Weihnachts- und Aufstiegsfeier in der Gerolds- eckerhalle in Reichenbach, zogen die Verantwortlichen, Vorsitzender Ferrit Kellouche, seine Vorgängerin Dorothea Oldak sowie die Trainer Andreas Steinbach und Toni Oldak, Bilanz – und wagten einen Blick in die Zukunft.

Nach der Entscheidung, mit eigenen, jungen Ringern wieder ganz unten anzufangen, bestand die Gefahr, nicht mehr nach oben zu kommen. Was war letztendlich ausschlaggebend für den Aufstieg in die Bezirksliga?

Kellouche: Insbesondere der Mannschafts- und Teamgeist. Die Jungs haben bis zum Schluss alles gegeben und sich stets gegenseitig motiviert. Unser Neuzugang Jaroslaw Wasilowski zum Beispiel hat 20 Kilo abgenommen, um in verschiedenen Gewichtsklassen besser eingesetzt werden zu können.

Steinbach: Ich persönlich sah die Gefahr, nicht mehr nach oben zu kommen, nicht. Es war lediglich eine Frage der Zeit und der Geduld. Es bedarf viel Arbeit, um ein Team in unserer Situation zusammenzuhalten und es benötigt Zeit, um insbesondere die schweren Gewichtsklassen mit eigenen Jugendlichen aufzufüllen. Eine große Kunst besteht zudem darin, die eigene Jugend zusammenzuhalten und nicht an andere Vereine zu verlieren. Klar war uns allen: Unsere vielen Kinder und Jugendlichen benötigen eine erfolgreiche erste Mannschaft, zu der sie aufblicken können. Unser Kader war zwar recht dünn und durch einige Verletzungen und Ausfälle wurde es zum Ende nochmal richtig anstrengend. Aber auch ehemalige Ringer haben uns am Ende nicht im Stich gelassen.

War die Entscheidung, einen Schritt zurückzugehen und unten anzufangen, im Nachhinein also die richtige?

Kellouche: Definitiv. Damals haben meine Vorgängerin Dorothea Oldak und die damalige Vorstandschaft viel Kritik einstecken müssen. Aber im Nachhinein betrachtet war es der richtige Weg. Wir hatten zu viele Lücken und unsere Jugendlichen hätten sonst sehr viele Kämpfe verloren. Heute sehen das viele Sportfreunde zum Glück auch so. Der Weg ist kein leichter, das ist keine Frage – aber eine andere Lösung hätte es nicht gegeben.

Toni Oldak: In der Verbandsliga wären die damals verbliebenen Ringer untergegangen. Das hätte weder dem Verein noch den Ringern genutzt.

War bereits vor Saisonbeginn damit zu rechnen oder zu erahnen, dass der Sprung in die nächste Liga klappen könnte?

Kellouche: Ich gebe zu, dass ich Bedenken hatte. Bei einer recht dünnen Personaldecke ist jeder Ausfall eine Katastrophe.

Steinbach: Toni Oldak und ich haben an den Aufstieg geglaubt. Aber die Mannschaft war vom ersten Kampf an so hochmotiviert, da musste es einfach klappen. Wir haben uns aber auch riesig gefreut, dass ehemalige Ringer wie Alexander Bugaew, Maksim Lakman und Stefan Ell ausgeholfen haben. Selbst Marvin Gür und Eugen Zingraf, die aus beruflichen Gründen eigentlich nicht mehr ringen, wären im Notfall eingesprungen. Das zeigt uns, dass wir in den vergangenen Jahren vieles richtig gemacht haben.

Welche Probleme kommen in der Bezirksliga künftig auf die RG Lahr zu?

Kellouche: Im Gegensatz zur Kreisliga (acht Ringer, von denen mindestens sechs antreten und das Gewicht haben müssen/Anm. d. Red.) benötigen wir in der Bezirksliga zehn Ringer. Insbesondere im Schwergewicht müssen wir uns verstärken. Unseren Jugendlichen fehlt einfach noch etwas »Fleisch am Knochen«.

Steinbach: Ich sehe keine Probleme, sondern lediglich Herausforderungen. Wir arbeiten täglich an Lösungen und werden die Aufgaben, die auf uns zukommen, gemeinsam meistern.

Wird es Ab- oder Zugänge geben?

Steinbach: Abgänge wird es aus heutiger Sicht keine geben. Zugänge sind in der Planung, die ersten Gespräche wurden bereits geführt.

Welche Rolle glaubt die RG Lahr in der neuen Liga künftig einnehmen zu können?

Kellouche: Wir möchten mit unserer jungen Mannschaft Fuß fassen und uns in der Bezirksliga etablieren. Und mein persönlich größter Wunsch ist: Ich möchte nie mehr mit der ersten Mannschaft der RG Lahr in der Kreisliga ringen müssen.

Steinbach: Es kommt auch darauf an, wie gut wir uns verstärken können.

Wie könnte es gelingen, begehrte Leistungsträger auch künftig bei der RG Lahr zu halten? Oder muss man den einen oder anderen Ringer zwangsläufig eines Tages ziehen lassen?

Kellouche: Unser Hauptaugenmerk liegt im Zusammenhalt. Wir sind eine große Familie und haben viel Spaß. Egal, wohin unser Weg uns führt, es wird immer so sein, dass wir Ringer ausbilden, die vielleicht eines Tages höherklassig ringen können. Ihnen sollte man den Weg auch nicht verbauen. Wenn eines Tages der eine oder andere Ringer von uns höherklassig ringen kann und wir stolz sagen können, dass wir ihn ausgebildet haben, dann ist das doch toll.

Dorothea Oldak: Ich bin nach wie vor der festen Überzeugung, dass eine Ausbildungspauschale eingeführt werden sollte. Kleine, finanzschwache Vereine wie die RG Lahr leisten extrem gute Jugendarbeit und bilden erfolgreich Ringer aus. Rechnet man die Ausbildungsjahre in Euro um, so kommen schnell ein paar tausend Euro pro Ringer zusammen. Dafür müssen viele Würstchen verkauft werden, um das zu finanzieren. Auf der anderen Seite gibt es viele höherklassige Vereine, die kaum oder gar keine Jugendarbeit betreiben und sich dann für ein paar Euro ihre Ringer zusammenkaufen. Ich freue mich für jeden Sportler, der in einer höheren Liga ringen kann. Aber ich finde, die Arbeit des Ausbildungsvereins müsste stärker honoriert werden. Steinbach: Wer eines Tages höherklassig ringen kann, dem dürfen wir den Weg nicht verbauen. Wir sind ein attraktiver Verein, das ist sicht- und spürbar. Die Qualität des Trainings ist sehr gut, das können wir selbstbewusst sagen. Viele Vereine schauen sich einiges bei uns ab, sei es unser Spartakus-Test, unsere Trainingsmethoden oder auch unsere Präventionsarbeit, die von Ulrich Trosowski hervorragend in Kindergärten und Schulen gezeigt wird.

Auf was freut man sich in der Bezirksliga am meisten?

Toni Oldak: In erster Linie freue ich mich für unsere Mannschaft, dass sie nicht mehr in der Kreisliga ringen »muss«.

Kellouche: In den vergangenen Wochen haben die Zuschauerzahlen kontinuierlich zugenommen. Wir hoffen einfach, dass uns unsere Fans auch in der Bezirksliga treu bleiben und es vielleicht auch noch mehr werden.

Steinbach: Außerdem freuen wir uns auf Lokalderbys und spannende Kämpfe, zum Beispiel gegen Kappel oder Altenheim.

Welche Ziele hat die RG Lahr kurzfristig? Was steht als Nächstes an?

Steinbach: Wir sehen unsere Vereinsarbeit wie eine Treppe, die wir Schritt für Schritt empor steigen. Wir arbeiten täglich daran, die nächste Stufe anzuvisieren. Ein Verein ist wie eine Firma zu sehen. Regelmäßig muss bilanziert, sozusagen ein Soll-Ist-Vergleich angestellt werden.

Kellouche: Unser Ziel ist es auch, am kontinuierlichen Wachstum zu arbeiten. Derzeit sind durchschnittlich 70 Kinder im Training. Das muss gemanagt werden, dafür braucht es Trainer, Vorstandsmitglieder, Kampfrichter und Helfer.

Toni Oldak: Im neuen Jahr geht es gleich mit Bezirkswettkämpfen, südbadischen und deutschen Meisterschaften weiter. Inzwischen besuchen zehn Ringer der RG Lahr regelmäßig auch das Training beim Olympiastützpunkt in Freiburg.

Worauf freuen Sie sich langfristig gesehen?

Kellouche: Das »Hallen-Hopping«, das die RG Lahr betreiben muss (in Lahr in der Tennishalle, mal in Kuhbach in der Festhalle oder in Ausnahmefällen auch in der Geroldseckerhalle in Reichenbach) ist mit so vielen Kindern sehr schwierig. Ich persönlich freue mich langfristig gesehen auf die neue Halle. Im Zuge der Landesgartenschau 2018 wird in Lahr eine neue Sporthalle gebaut. Die RG Lahr wird anschließend einen Teil dieser Halle nutzen können. Das wird uns einige Abläufe erleichtern.

Die Fragen stellte Frank Seyen.