Noch einmal schnürte "Altmeister" und Trainer Lars Schuler seine Ringerstiefel. Sein 1:0 gegen Michael Wettlin war der entscheidende Punkt für Haslachs hauchdünnen Gesamterfolg. Foto: Becker

KSV Haslach mit hauchdünnem 14:13-Sieg gegen den VfK Mühlenbach

Während im Fernsehen der Freitag-Polizeiruf ein Riesenpublikum in den Bann zog, spielte sich in der Eichenbachsporthalle vor großer Kulisse ein wahrer Ringerkrimi im Derby des KSV Haslach gegen den VfK Mühlenbach ab.

Hatten zur Pause beim Stand von 11:4 für die Gäste aus der Nachbarschaft selbst Optimisten kaum noch an den Erfolg für die Gastgeber geglaubt, so stand es nach Nerven aufreibender Aufholjagd kurz nach 22 Uhr 13:13 unentschieden. Dann betrat der 39-jährige Trainer und "Altmeister" Lars Schuler die Matte. Wegen des Ausfalls von Stammringer Felix Stiffel hatte er seine Ringerstiefel noch einmal vom sprichwörtlichen Nagel geholt und füllte die Klasse 75 B Kg griechisch-römisch aus.

Dort traf der ehemalige Bundesligaringer auf den ehemaligen deutschen Schülermeister und etragende Säule der Mühlenbacher Mannschaft, den 28-jährigen Michael Wettlin. Es war ein Kampf auf Biegen und Brechen. Beide Kontrahenten belauerten sich und warteten auf eine Schwäche des anderen. Davon gestatte sich jeder der beiden während der sechs Minuten eine, wofür es jeweils zwei Wertungspunkte gab. Da Lars Schuler seine Punkte in der vorletzten Minute errang und er die dramatische Schlussminute geschickt gestaltete, war dies das eine Pünktchen zum Gesamtsieg. Im Haslacher Lager herrschte unbeschreiblicher Jubel, während die Gäste verständlicher Weise sichtlich tief enttäuscht waren.

Der Ablauf des Abends im Einzelnen

Haslachs hoffnungsvolles Nachwuchstalent Nick Allgaier setzte gleich zu Beginn mit dem technische Überlegenheitssieg gegen den gleichaltrigen Markus Schmider ein Ausrufezeichen. Der 15-jährige Schüler wächst zusehends schneller in die rauhe Luft der Oberliga hinein.

Dem zur Zeit in bester Verfassung befindlichen Trainer und Schwergewichtler Patrick Schwendemann setzte der erfahrene Benjamin Lohrer zwar mit aller Kraft zu, konnte aber den einen Zweier nicht verhindern, der zum 1:0 Sieg führte. Zwar hat Suleiman Hutak, der sich immer tapfer seinem Kampf in der Oberliga stellt, seit letztem Jahr viel dazu gelernt, dennoch braucht es noch Zeit bis zu einem Erfolg. Sein starker Gegner Ferenc Kecskemeti schulterte ihn bei einem Blitzangriff. Mit ansehnlichem Ringen hatte der Kampf zwischen Josef Kempf und Alexander Müller nicht viel zu tun. Müller strotzte vor Kraft, derer sich Kempf mit allen Mitteln zu erwehren versuchte. Dennoch war die Disqualifikation durch den Mattenleiter überraschend und nicht ganz einleuchtend. Dies sorgte im Lager des KSV für heftige Proteste.

Im letzten Kampf vor der Pause trafen mit Jonathan Eble und Simon Volk zwei junge ehrgeizige Ringer auf Augenhöhe aufeinander. Am Schluss hatte der Mühlenbacher mit drei Wertungspunkten die Nase vorn. Der Pausenstand von 11:4 für die Gäste sorgte bei vielen KSV-Anhängern für Stirnerunzeln.

Dann kam die große Aufholjagd der Haslacher: So aggressiv wie selten ging Vojtech Benedek gegen Tobia Neumaier in den Kampf. Mit einem 4:1 Punktsieg verringerte er den Abstand auf der Anzeigetafel. Alle Ringerfreunde aus Haslach stellten sich jetzt die Frage, wer denn das Mühlenbacher Denkmal "Paule" Vollmer einmal vom Sockel stoßen kann. Der 24 Jahre jüngere Timo Stiffel war zwar mit zwei guten Wertungen nahe dran, im Endspurt ließ der mit allen Wassern gewaschene Routinier sein Konto auf 12:6 Wertungen anwachsen. Für Timo Stiffel und die Mannschaft waren die beiden Verlustpunkte jedoch ein Erfolg.

Im Kampf von Viorel Ghita gegen Mario Eble gab es seitens der Mühlenbacher Ringer und Zuschauer heftige Proteste gegen die Entscheidung des Mattenleiters. Die Frage war, ob die Viererwertung für eine Aktion Ghitas noch innerhalb der Zeit vor dem Pausengong war. Die Zeitnehmer bejahten dies, worauf die vier Punkte dem Haslacher gut geschrieben wurden. Nach zweieinhalb Minuten hatte dann Botond Lukacs ruhig und konzentriert seinen Gegner Louis Kurz mit einer 16:0 technischen Überlegenheit besiegt. Nun stand es 13:13 und das Finale begann. Die Nummer Zwei im Kinzigtal heißt nach Ende der Vorrunde nun KSV Haslach.

Einen KSV Haslach, der an diesem Abend in manchen Szenen eben ein bisschen mehr Glück hatte, sah Trainer Patrick Schwendemann vom VfK Mühlenbach. Seiner Mannschaft bescheinigte er bedingungslosen Einsatz und Siegwillen bis zum Schlussgong.

Es ist wohl das Verdienst von Trainer Hansi Megerle, dass er seinen Trainerkollegen Lars Schuler zum Einsatz überreden konnte. Am Schluss hat sich aber gerade diese Maßnahme als kampfentscheidend herausgestellt. Alle drei Trainer bestätigten jedoch, dass es ein super-spannender Abend mit Ringkampfsport auf hohem Oberligastandard gewesen sei.

KSV HASLACH – VFK MÜHLENBACH 14:13.

57 kg Freistil: Nick Allgaier – Markus Schmider TÜ 4:0.

61 kg Griechisch-römisch: Suleiman Hutak – Ferenc Kecskemeti SS 0:4.

66 kg FS: Jonathan Eble – Simon Volk PS 0:2.

71 kg GR: Timo Stiffel – Paul Vollmer PS 0:2.

75 A kg FS: Botond Lukacs – Louis Kurz TÜ 4:0.

75 B kg GR: Lars Schuler – Michael Wettlin PS 1:0.

80 kg FS: Viorel Ghita – Mario Eble PS 3:0.

86 kg GR: Vojtech Benedek - Tobias Neumaier PS 2:0.

98 kg FS: Josef Kempf – Alexander Müller DQ 0:4.

130 kg GR: Benjamin Lohrer – Patrick Schwendemann 0:1.