Reginald Silberer (rechts) und Ortsvorsteher Bernd Dosch stellten das neue Inhaltsverzeichnis vor. Archivfoto: Ortsverwaltung Foto: Lahrer Zeitung

Archiv: Mahlberger erstellt digitale Akten / Einblicke in frühere Berufe möglich

Fünf Jahre lang arbeitete Reginald Silberer die Archive in Mahlberg und Orschweier auf. Jetzt ist’s geschafft: Am Dienstag gab er bekannt, dass das Inhaltsverzeichnis für etwa 60 Meter laufende Akten erstellt ist und digital eingesehen werden kann.

Orschweier. Allein um die 500 Akten und Bücher hat er in Teilzeit in den vergangenen zwei Jahren gewälzt. Die Zeit reicht von etwa 1800 bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Es sind dabei mehr die Dinge aus dem Leben der kleinen Leute, die in den Akten und Rechnungsbüchern stehen.

Spuren der Geschichte sind zum Beispiel Berufe, die nicht mehr ausgeübt werden, wie der Nachtwächter, Laternenanzünder und Maulwurfsjäger. Zum Stichpunkt Familiengeschichte fand er auch Belege früheren jüdischen Lebens. Bis zur Kaiserzeit um 1890 habe es relativ viele jüdische Familien gegeben, die meisten seien um diese Zeit ausgewandert, wie er am Dienstag bei einem Pressetermin erzählte. Auch eine Synagoge habe es gegeben, die wurde um 1890 verkauft. Wo vermerkt ist, wann ein Maulwurfsjäger seinen Lohn erhielt, ist jetzt in einem digitalen Inhaltsverzeichnis zu finden. Auf etlichen Seiten hat der 52-jährige Mahlberger Schlagwörter aufgelistet. Die Akten enthalten keine Seitenangaben, aber Angaben über das Datum. So sind die Dateien geordnet. Entgegen gekommen ist Silberer dabei, dass er die alte Verwaltungsschrift (Sütterlin) lesen kann.

Die Hingabe, sich in alte Akten einzulesen, hat er in Offenburg im Ritterhausmuseum entdeckt. Dort hat der 52-Jährige mit Magistertitel in Philosophie und deutschen Literaturwissenschaften die ersten Grundbegriffe des Archivierens gelernt. Und bevor Silberer die im wahrsten Sinn des Worts verstaubten Akten sichtete und aufbereitete, hatte er dies unter anderem in Rust getan. In der Orschweirer Ortsverwaltung wird er noch ein paar Tage tätig sein, dann warten die nächsten Aktenberge auf ihn, im Januar tritt Reginald Silberer eine entsprechende Stelle in Ettenheim an.

Die Akten in Orschweier lagern mittlerweile nicht mehr im Speicher, sondern im Keller. Sie sind nun strukturiert und geordnet, was Nachforschungen leichter macht. Ganz so einfach werde die Einsicht zukünftig aber nicht sein, wie Ortsvorsteher Bernd Dosch am Dienstag auf eine Frage von Nikolaj Blasi geantwortet hatte. Etwa aus Gründen des Datenschutzes.