Aktuell befindet sich im Pfarrhaus in Oberweier eine Corona-Schwerpunktpraxis. Weitere Pläne für das Gebäude hat der Ortschaftsrat derzeit nicht. Foto: Bohnert-Seidel

Gemeindeentwicklung: Oberweierer listen Wünsche für die kommenden Jahre auf

Oberweier - Der Ortschaftsrat Oberweier hat sich am Mittwoch ausschließlich das Gemeindeentwicklungskonzept vorgenommen. Es rauchten die Köpfe und die Intensität, mit der offen und konkret an den Aussagen gefeilt wurde, ließ keine Eile aufkommen. "Das hat mir sehr gefallen", lobte Ortsvorsteher Andreas Bix sein Gremium.

Ortsvorsteher Bix appelliert zum Einkauf bei heimischen Anbietern

Unter dem Strich setzte der Rat selbst nochmals klare Akzente: Gewünscht wird ein tarifgünstiges Friesenheim-Ticket und die Ausarbeitung eines Themenwanderwegs. Ob ein Kulturzentrum für Oberweier zielführend ist, müsse noch entschieden werden, der Erhalt eigener Gebäudesubstanzen und die Unterstützung privater Hauseigentümer bei der Sanierung von Gebäuden ist dem Rat wichtig, weshalb er sich im Vorfeld für die Förderung durch Fördermittel "Entwicklung Ländlicher Raum" klar positionierte. Einigen Ratsmitgliedern wie Julius Haas fehlten allerdings im Konzept Handlungsstränge und Vorschläge an die Gemeinde zur Entwicklung.

Der Rat stellte sich vielen Fragen, darunter die grundsätzliche: "Wo hat Oberweier eine Ortsmitte?" Dass Schule, Kirche, Waldmattenhalle mit Kindertagesstätte eine Art Mittelpunkt darstellen, sei unstrittig. "Einzig was fehlt, ist eine Bäckerei, wo wir am Sonntagmorgen die Brötchen holen können", bemerkte Richard Kopf.

Veränderte Einkaufsverhalten vor allem nachfolgender Generationen dürfte auf lange Sicht die Notwendigkeit von Einkäufen im Ort verändern: "Die Jugend kauft online", so Kopf.

In der Folge gleiche es "kaltem Kaffee", sich über eine Aufwertung der Ortsmitte Gedanken zu machen. "Die Jugend nimmt im Ort die Angebote ohnehin nicht mehr an", so Kopf weiter. Enttäuscht zeigte sich Haas: "Solange die Leute nicht mitmachen, können wir noch so schöne Sachen entwerfen."

Das Ergebnis zeige sich an nicht vorhandenen oder wieder geschlossenen Dorfläden und Bäckereien. Zur Standortsicherung appellierte Ortsvorsteher Bix zum Einkauf bei heimischen Anbietern.

Haushaltslage verhindert Begegnungsstätte

Das Zusammenwirken im Ort ist Bix wichtig. Jährliche Treffen mit den Vereinsvorständen gehörten zur Kontaktpflege und Stärkung der Vereinskultur. Inwiefern sich die Dorfgemeinschaft und die Vereine entwickelten, hänge vom Engagement eines jeden Einzelnen ab, bemerkte Gemeinderätin Simone Buttenmüller.

Kopf schlug eine stärkere Kooperation am Beispiel der Sportvereine vor. Was für die Zusammenlegung von Sportvereinen spreche, sollte längerfristig die Kommunen einbeziehen. "Nicht jeder Ort braucht seine Ortsverwaltung", bemerkte Buttenmüller. "Rationalisierung" war für Kopf das Stichwort.

Eine sinnvolle Nutzung für das Pfarrhaus wird angestrebt, konkrete Pläne, über die Corona-Schwerpunktpraxis hinaus, gebe es laut Bix noch nicht. Die Erweiterung von Betreuungszeiten müsste sich über die Kindergärten hinaus auf die Schulen mit Mittagessenangebot fortsetzen, fügte Karin Stuber an.

Aus der Bürgerwerkstatt heraus kristallisierte sich der starke Wunsch nach einer zentralen Begegnungsstätte. Diese lasse sich aufgrund der aktuellen Haushaltslage nicht realisieren. Wenngleich die Bevölkerung kein Interesse an der Sitzung zeigte, der Rat hat sich für die Entwicklung von Oberweier bis ins Jahr 2035 klar positioniert. Bleibt abzuwarten, was sich realisieren lässt.

Die Ergänzungen aus dem Ortsteil Oberweier werden als Vorschlag aufgenommen und ins Gemeindeentwicklungskonzept einfließen. Die finale Beschlussfassung im Gemeinderat ist am 14. Dezember. Etwaige Landesfördermittel müssten noch bis zum 31. Dezember gestellt werden.