Alle drei Erdmännchen auf ein Bild zu bekommen, ist kaum machbar – das dritte ist auch hier wieder weggeflitzt. Foto: THRO

Rettung: Tiere sollen in Lahr "aussortiert" worden sein / Neues Gehege in Ichenheim kostet 5000 Euro

Ichenheim - Zwei der Erdmännchen aus dem Lahrer Stadtpark leben seit wenigen Tagen auf dem Gelände der Neurieder Tierrettungsorganisation. Wie genau es zu der Umsiedlung der Tiere kam, darüber gehen die Darstellungen der Stadt Lahr und der Tierrettungsorganisation auseinander.

Die beiden Weibchen sind jedoch nicht die einzigen ihrer Art dort: Ein weiteres männliches Tier aus einem anderen Stadtpark leistet ihnen dort Gesellschaft. "Alle drei kommen aus Tier- und Stadtparks, wo sie nicht mehr gebraucht wurden", sagt der Vorsitzende der Tierrettungsorganisation, Karlheinz Meier gegenüber der Lahrer Zeitung.

Nicht mehr gebraucht heiße, sie sorgten seit geraumer Zeit für keinen Nachwuchs oder seien zu alt. "Dann werden die Tiere oft ›aussortiert‹, platzbedingt", weiß Meier. Auf Anfragen habe die Organisation in Ichenheim die Tiere bei sich aufgenommen.

Zwei weibliche Erdmännchen stammen aus dem Stadtpark Lahr

Die zwei weiblichen Erdmännchen stammen aus dem Stadtpark Lahr, bestätigt die Pressesprecherin der Stadt, Josie Giedemann, auf Nachfrage der LZ: "In Abstimmung mit dem Veterinäramt gingen die zwei Erdmännchen an die Organisation in Ichenheim."

So weit herrscht Einigkeit in der Darstellung, als Grund für den Umzug der Tiere gibt die Verwaltung jedoch einen anderen an: "Die Stadt Lahr hat auf Gesuch der Einrichtung zwei Tiere aus der Nachzucht dorthin abgegeben", sagt Giedemann.

"Völlig absurd", widerspricht Meier. "Bei aller Liebe, wir sind eine Organisation, die auf Spendengelder angewiesen ist. Wir können es uns definitiv nicht leisten, aus einer Laune heraus, drei Erdmännchen anzuschaffen", sagt der Vorsitzende. Wie die Verwaltung auf eine solche Aussage komme, wisse er nicht, aber es ärgere ihn "gewaltig".

"Rund 5000 Euro haben wir für das Zuhause der drei hingelegt", sagt Monika Ehrlacher, stellvertretende Vorsitzende der Tierhilfsorganisation. "Dies haben wir auf uns genommen, weil wir gefragt wurden, ob wir die Tiere aufnehmen könnten, und nicht, weil wir unbedingt kleine, putzige Zeitgenossen wollten", betont Meier.

Bevor die kleinen Flitzer nach Ichenheim umziehen konnten, mussten etliche Vorbereitungen getroffen werden: Das Wichtigste sei es gewesen, ein ausbruchsicheres Gehege für die Tiere zu schaffen. "Die Erdmännchen haben den Platz bekommen, wo vorher unsere Hasen gehaust haben", erläutert Ehrlacher. Grund dafür sei der Boden, der mit Schotter gefüllt ist – und somit ausbruchssicher ist. "Dass sie sich durch ihn ihren Weg in die Freiheit buddeln, ist ausgeschlossen", erklärt Ehrlacher.

Auch musste das Erdmännchen-Gehege mit Glasplatten umzäunt werden. Neben Spielmöglichkeiten, wurde auch ein Häuschen mit einer Wärmelampe integriert. Gerade im Winter sei dies unumgänglich für die Tiere, deren natürlicher Lebensraum sich im südlichen Afrika befindet.

Tiere können besucht werden

Was der Organisation in Ichenheim nun wichtig sei, sei der Blick nach vorne: "Was passiert ist, aus welchen Beweggründen auch immer, das muss uns egal sein, das ist nur unnötiger Ballast. Wichtig ist, dass wir die Tiere, in welchen Zustand sie auch zu uns kommen, wieder aufpäppeln und ihnen neuen Lebensmut schenken", erläutert Ehrlacher die Philosophie der Einrichtung.

Die putzigen Kleinen jedenfalls fühlen sich in ihrem Zuhause wohl: Erst hätten die Tierretter Bedenken gehabt, dass die Erdmännchen sich nicht verstehen könnten, "die waren aber schnell verflogen. Von Anfang an waren sie ein Herz und eine Seele", freut sich Ehrlacher. "Wer weiß, vielleicht klappt es ja hier mit dem Nachwuchs", scherzt die Tierretterin.

Bislang haben die Tiere keine Namen, "ich könnte die beiden Weibchen auch ehrlich gesagt nicht unterscheiden", gibt Monika Ehrlacher zu. Außerdem seien es eben keine Haustiere, auch wenn sie so niedlich aussehen. "Eine Vermittlung ist ausgeschlossen, sie dürfen hier bleiben, bis sie sterben", sagt die stellvertretende Vorsitzende der Ichenheimer Organisation.

Gerne dürften Menschen aber, nach telefonischer Anmeldung, die Tiere besuchen oder auch eine Patenschaft übernehmen. Weitere Infos gibt es im Internet unter www.tierhilfs-und-rettungsorganisation.de oder unter Telefon 07807/94 91 81.