Fast volle Hütte: Der Landesvorsitzende des Tabakbauverbandes, Jochen Adam, hat – wie viele seiner Kollegen – in diesem Jahr etwa 20 Prozent weniger Ertrag eingefahren. Foto: Fink Foto: Lahrer Zeitung

Landwirtschaft: Tabak aus der Ortenau wird im Nahen Osten geschätzt und geraucht

Die Trockenheit wirkt sich auch auf die Tabakernte aus. Die Verluste halten sich jedoch in Grenzen. Direktvermarktung macht den Tabakanbau wieder attraktiv. Wasserpfeifenraucher im Nahen Osten wissen die milde Sorte aus der Ortenau zu schätzen.

Neuried. "Die diesjährige Ernte war schwierig", berichtet Jochen Adam, Landesvorsitzender des Tabakbauverbandes. Durch Bewässerung hätten die Tabakpflanzer die Trockenheit teilweise ausgleichen können, der Landwirt gehe aber trotzdem von im Vergleich zum Vorjahr von 20 Prozent weniger Ertrag aus. Die Beregnung mit Grundwasser habe auch zu einem gesteigerten Aufwand geführt. Grundsätzlich sei die Lage aber nicht dramatisch. "Die Brunnen hatten immer genügend Wasser", berichtet Adam. Dieses Jahr habe er jedoch Schwierigkeiten gehabt, genügend Helfer für die Ernte zu finden. "Das liegt an der boomenden Wirtschaft in der EU, da will niemand in der Landwirtschaft arbeiten", erklärt sich Adam die Situation.

Geschmack wird immer milder und aromatisiert

Allgemein handele es sich bei Tabak um eine robuste Pflanze, die keine besonderen Ansprüche an den Boden stelle. "Er braucht keine zusätzliche Düngung" , stellt der Experte fest. Trotzdem handele es sich wegen viel Handarbeit um eine aufwendige Kultur. "Die Ernte läuft über 12 Wochen", so der Tabakpflanzer. Helfer würden die einzelnen Blätter von unten nach oben immer wieder abpflücken. Die Blätter trockneten anschließend für eine Woche in einem Trockencontainer.

Der Geschmack der Raucher habe sich im Laufe der Jahre geändert, so Adam. Früher griffen diese gerne zu starken Zigarren, später dann zu den milderen Zigaretten. Heute würden sie verstärkt aromatisierten Tabak für die "Shisha" genannte Wasserpfeife nachfragen. "Der Tabak in Baden bekommt weniger Sonne ab als in Anbaugebieten weiter südlich", erläutert Adam. Daher lagere er nicht so viel Nikotin ein, sei milder und als Shisha-Tabak geeignet. Dieser Meinung seien auch Tabakfabrikanten im Nahen Osten: Ein großer Teil des badischen Tabaks wird nach Jordanien und Ägypten exportiert.

Direktvermarktung hilft den Betrieben

"Ab dem Jahr 2009 sind die Subventionen der Europäischen Union für den Tabakanbau bis 2012 schrittweise abgebaut worden", berichtet der Landesvorsitzende des Tabakverbandes. Die Beihilfe habe 50 Prozent des Verkaufspreises ausgemacht. Daraufhin habe die Tabakindustrie die Preise angehoben, um ihre Zulieferbetriebe zu stützen.

Die seit 1978 in Baden angebaute Sorte Virgin habe sich vollends in der Ortenau durchgesetzt. "Wir benötigen nur noch 400 Arbeitsstunden pro Hektar", fasst Adam zusammen. Die traditionelle Sorte Geudertheimer habe im Vergleich 1000 Stunden pro Hektar an Arbeit verlangt. Virgin werde nicht mehr in luftigen Scheunen, sondern in speziellen Trockencontainern mit warmer Luft getrocknet.

Auf 600 Hektar wird in der Ortenau Tabak angebaut. Allein in Altenheim befänden sich mit seinem eigenen noch sechs weitere Betriebe. "In Goldscheuer und Dundenheim gibt es auch noch einige", ergänzt Adam. Vor dem Wegfall der Subventionen habe es deutlich mehr Tabakerzeuger gegeben. Die Flächen seien nur leicht zurück gegangen, da die verbliebenen Betriebe sich vergrößert hätten.

Seit vier Jahren könnten die Erzeuger über Direktvermarktung gute Preise erzielen, erzählt Adam im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Hälfte der Ernte werde über eine Erzeugergemeinschaft direkt an die internationalen Kunden verkauft. Einen größeren Teil der Wertschöpfungskette bei den Erzeugern zu realisieren, habe den Tabak wieder lukrativ gemacht. "Wir hoffen auf neue Betriebe", sagt Adam in Hinblick auf die Zukunft.

In der Ortenau gibt es noch etwa 20 Tabakanbaubetriebe. Sie bewirtschaften rund 600 Hektar. Einst waren hier, auch wegen der Subventionierung, 100 Betriebe ansässig. Die Anbaufläche ist allerdings nahezu gleichgeblieben.