Die Bauarbeiten im Gebiet "Bei der Kirche" wurden vorrübergehend eingestellt. Ob irgendwann wieder weitergearbeitet wird, ist noch unklar. Foto: Bühler Foto: Lahrer Zeitung

Landesamt für Denkmalschutz findet Münzen und Scherben im Müllener Gebiet "Bei der Kirche".

Müllen - Im Baugebiet "Bei der Kirche" in Müllen hat das Landesamt für Denkmalpflege Münzen und Scherben aus der Zeit der Römer gefunden. Dies könnte die Erschließung des Baugebiets verzögern oder gar ganz auf Eis legen.

Die archäologischen Funde aus der Zeit um 100 bis 200 nach Christus haben dafür gesorgt, dass die Bauarbeiten im Gebiet "Bei der Kirche" in Müllen zunächst eingestellt wurden. Erste Gelder für das Baugebiet seien jedoch bereits geflossen – etwa die Planungskosten von rund 50 000 Euro, wie der Gemeinderat in der jüngsten Sitzung mitteilte. Nun müsse die Gemeinde darüber entscheiden, ob auf das Baugebiet verzichtet werden solle und alles wieder zugeschüttet würde. Eine andere Möglichkeit wäre eine geophysikalische Untersuchung des Bodens, die bei rund 2500 Euro läge. So könnte laut Gemeinderat geprüft werden, ob das ganze Baugebiet betroffen wäre. Eine weitere Alternative wäre, das Gelände archäologisch untersuchen zu lassen, was 200 000 Euro kosten würde.

Für die Müllener Ortsvorsteherin Hilde Wurth-Schell sei dies eine schwierige Situation. Nur kurz zuvor hätte man die Bauherren kontaktiert und Zusagen erteilt. "Wenn wir das jetzt zuschütten, haben wir eine Wiese gekauft, mit der wir nichts anfangen können", sagte Wurth-Schell. Nun ist es am Gemeinderat Neuried zu entscheiden, wie mit dem Gelände verfahren werden soll.

"Neben zahlreichen Funden aus römischer Zeit (Münzen, Ziegel, Keramik) wurden auch die Überreste eines rechteckigen römischen Raumes mit Hypokaustheizung (römische Fußbodenheizung) entdeckt, der wahrscheinlich zu einem ziegelgedeckten Gebäude gehörte", schreibt das Landesamt für Denkmalschutz auf Nachfrage unserer Zeitung. Vergleichbare Befunde von römischen Bauwerken würden darauf hinweisen, dass es sich hierbei um eine Straßenstation oder einen Gutshof gehandelt haben könnte. Die bisher gefundenen Münzen und die Keramik würden eine Zeitspanne zwischen dem Ende des ersten Jahrhunderts und dem Anfang des dritten Jahrhunderts nach Christus abdecken.

Die Keramik und Münzen würden fachgerecht geborgen, gegebenenfalls von den Restauratorinnen des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart konserviert und zuletzt in das zentrale Fundarchiv in Rastatt zur dauerhaften Lagerung gebracht. "Von dort können sie für Ausstellungen und wissenschaftliche Untersuchungen ausgeliehen werden", so das Landesamt.

Die Reste von Bauten und Bodenverfärbungen würden fachgerecht dokumentiert und stünden ebenfalls für spätere wissenschaftliche Untersuchungen zur Verfügung.

Für den Neurieder Ortsteil Müllen könnten durch die Funde, wesentliche Erkenntnisse zur Heimatgeschichte gemacht werden und sich evtentuell klären, ob an der Stelle tatsächlich die 1348 erwähnte Burg gestanden hat oder ob ausschließlich römische Überreste auf dem Areal liegen. Falls auf dem Areal gebaut werden soll, müsse zuvor eine "Rettungsgrabung" durchgeführt werden. Auch für die Landesarchäologie sei die mögliche Lage und Existenz der Burg von großem Interesse.