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Geschichte: Südwest-Archäologie wird die römischen Funde im Müllener Baugebiet in Landesarchiv bringen

Die Bauarbeiten im Gebiet "Bei der Kirche" in Müllen sind seit Februar eingestellt. Grund dafür sind archäologische Funde. Nun soll die Grabungsfirma Südwest-Archäologie aus Landau die Funde aus der Römerzeit "retten".

Müllen. S eit Frühjahr stehen die Bagger in Müllen still: Bei den Erschließungsarbeiten im Baugebiet "Bei der Kirche" in Müllen sind archäologische Funde aus der Römerzeit aufgetaucht. "Die Funde deuten auf eine römische Straßenstation oder einen Gutshof hin", erklärte Baumamtsleiter Klaus Person in der jüngsten Neurieder Gemeinderatssitzung. Darüber hinaus sollen auch Münzen und Keramik entdeckt worden sein (siehe Info). Lange habe man sich damit befasst, wie man mit dieser Situation nun umgehen solle. Und sich in der Ge meinderatssitzung am 10. April dafür entschieden, die Bergung der Funde eine archäologische Rettungsgrabung auszuschreiben. Die Kosten für die archäologische Ausgrabung wurden damals auf 150 000 Euro bis 200 000 Euro geschätzt. Diese falle nun etwas günstiger aus: Die Grabungsfirma Südwest-Archäologie habe als günstigster Anbieter ein Angebot von rund 143 000 Euro abgegeben. Für Baukosten und Sonstiges hat die Verwaltung nochmals 800 Euro dazu gerechnet. "Insgesamt liegen wir letztlich bei rund 145000 Euro", so Person.

Unterstützung erfährt Gemeinde vom Denkmalamt

Das Grabungsunternehmen wurde nicht alleine von der Gemeinde bestimmt. Untersützung hat das Neurieder Bauamt vom Archäologischen Denkmalamt erhalten und gemeinsam wurde eine Ausschreibung erstellt. Dabei wurde von zehn Wochen Grabungszeitraum ausgegangen. Im Juni wurde die Baumaßnahme dann öffentlich ausgeschrieben – vier Angebote sind eingegangen. "Die Angebotspalette erstreckte sich von 143 000 Euro bis 200 000 Euro", berichtete der Bauamtsleiter. Weiter seien die Angebote vom Neurieder Bauamt nachgerechnet, Übertragungsfehler korrigiert und zur Prüfung an das Archäologische Denkmalamt weitergeleitet worden. "Die Prüfung der Angebote ergab keine Beanstandungen."

Wann es mit den Arbeiten losgeht, konnte Person in der Sitzung nicht sagen – lange könne es allerdings nicht mehr dauern. Die Ortsvorsteherin von Müllen, Hilde Wurth-Schell (UL), zeigte sich erfreut: "Endlich haben die Bauherren und Grundstückbesitzer wieder eine Perspektive, wann sie mit dem Bau ihrer Häuser beginnen können." Ebenso erfreut ist sie hinsichtlich der Kosten: "Ich bin erleichert, dass sich die Kosten in Grenzen halten."

Und wohin kommen die historischen Funde aus der Römerzeit nach der Rettungsgrabung? Das wollte unter anderem Ratsmitglied Gerhard Moser (CDU) wissen. "Geplant ist, die römischen Entdeckungen vorerst in das Landesarchiv zu transportieren", sagte Person (siehe Info). Allerdings bestehe durchaus die Möglichkeit, dass die Gemeinde Funde bei sich behalten könne, die für sie interessant erscheinen.

"Neben Münzen, Ziegeln und Keramik wurden auch die Überreste eines rechteckigen römischen Raumes entdeckt, der wahrscheinlich zu einem ziegelgedeckten Gebäude gehörte", erklärte das Landesamt für Denkmalschutz auf Nachfrage. Vergleichbare Befunde würden darauf hinweisen, dass es sich hierbei um eine Straßenstation oder einen Gutshof gehandelt haben könnte. Die Keramik und Münzen würden fachgerecht geborgen, gegebenenfalls von den Restauratorinnen des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart konserviert und zuletzt in das zentrale Fundarchiv in Rastatt zur Lagerung gebracht. "Von dort können sie für Ausstellungen und wissenschaftliche Untersuchungen ausgeliehen werden", so das Landesamt für Denkmalschutz.