Johann Georg Pfaff Repro: Würth Foto: Lahrer Zeitung

Kürzeller Kreuzwirt half 1799 durch seine Ortskenntnis bei der Festnahme von rund 800 französischen Soldaten

Von Alena Ehrlich

Kürzell. Als "Volksheld in schwerer Zeit" ist Johann Georg Pfaff schon zu Lebzeiten bezeichnet worden. Vor 245 Jahren ist der Kürzeller Kreuzwirt geboren, der 1797 im "Zweiten Koalitionskrieg" mit "List und Tücke" gegen die plündernden Franzosen vorging.

In seinem Buch "Riedprofile" widmet Martin Frenk einen Abschnitt dem "Gastwirt und Bauernrebell aus Kürzell".

Bekannt sei Pfaff durch seine "vorzügliche Unterhaltungsgabe und seinen heiteren und redlichen Sinn" geworden. Als Kreuzwirt in Kürzell kam der 1769 geborene Pfaff schnell zu Ansehen und Vermögen. Ursprünglich sollte er den "Vorderen Giesenhof" seiner Familie in Reichenbach bewirtschaften. Doch durch sein "lebhaftes Temperament" fühlte er sich auf dem abgelegenen Anwesen nicht wohl. Er tauschte den Giesenhof gegen das Gasthaus Kreuz, das im Besitz seines Stiefbruders war. Mit seiner Frau Katharina Sandhaas bezog Pfaff 1789 sein Anwesen in Kürzell.

Etwa um die selbe Zeit brach die Französische Revolution aus. Nachdem Frankreich dem mit Österreich und Preußen verbundenen Baden 1792 den Krieg erklärt hatte, war die Ortenau zunächst nur Schauplatz von Truppendurchmärschen und Einquartierungen. Erst ab 1796 überquerten die Franzosen regelmäßig den Rhein bei Kehl. Plündernde Revolutionsheere, die mit höchster Grausamkeit und Zerstörungswut wüteten, prägten das Bild der Region. Es kam zu zahlreichen Misshandlungen und Brandstiftungen. "Nichts ließen sie zurück außer Not, Elend, Verbrechen, Hunger und Seuchen", schreibt Frenk.

Als Kreuzwirt war Pfaff stark von den Plünderungen betroffen. Die Franzosen raubten seine Futtervorräte und zechten auf ausgelassene Weise in der Gastwirtschaft.

1799 gelang es dem österreichischen Erzherzog Karl, die Franzosen entscheidend zu schlagen. Da jedoch nur ungenügend österreichische Soldaten in der Region waren, um die Franzosen zu vertreiben, blieb Kehl und Umgebung besetzt. Fast täglich kam es zu Kämpfen in der Ortenau, während die Franzosen ihr Unwesen weitertrieben. Zu dieser Zeit begann Pfaffs "heldenhaftes Eintreten" für Kürzell und die umliegenden Dörfer.

Gemeinsam mit drei Bauernburschen zog er, mit Böllern und Pistolen bewaffnet, in den zwischen Kürzell und Schuttern gelegenen Eichwald. Nachts schossen sie ihre "Munition" ab, sodass die Franzosen herannahende Österreicher mit starkem Gewehrfeuer vermuteten und flüchteten.

Als ortskundiger Führer half Pfaff den österreichischen Truppen. Er fürchtete jedoch, dass die Franzosen Rache am Dorf und seiner Familie nehmen könnten. Daher wurde in der Gemeinde Kürzell auf seinen Antrag eine Bürgerwache gegründet. Er selbst übernahm den Posten des Hauptmanns.

Als Dank für seinen Einsatz ließ Placidius Bacheberle, Abt des Klosters Schuttern, eine Ulanenuniform für Pfaff schneidern. "Sie soll aus einer gelben Mütze mit Fangschnüren und weißem Federbusch, rot ausgeschlagenem Rock, grünen Hosen mit roten Streifen und einem weißen Mantel bestanden haben. Auch soll sich Pfaff einen martialischen ›Schnurrbart‹ gekauft haben, den er stets ›im Dienst‹ trug, wobei seinen feurigen ›Normänner‹ ritt", so Frenk in seinem Text.

In dieser Aufmachung nahm Pfaff an sämtlichen Unternehmungen der Österreicher gegen die französischen Besatzer teil. Unter seiner Mitwirkung wurden rund 800 französische Soldaten festgenommen. Fast ein halbes Jahr konnte er Kürzell vor Besetzung, Plünderung und Schikanen bewahren. Dies sei "seiner Ortskenntnis, seiner Listigkeit, seiner Kaltschnäuzigkeit und auch seiner Kühnheit" zu verdanken.

Anerkennung fanden seine Taten aber nicht nur bei seinen Kürzeller Mitbürgern. Auf Vorschlag von Erzherzog Karl wurde Pfaff, der "Kürzeller Volksheld", von dem österreichischen Kaiser Franz II. sogar mit der goldenen Verdienstmedaille ausgezeichnet.

Im Jahr 1800 bekamen gerade die Dörfer, die sich bisher recht erfolgreich gegen die Franzosen gewehrt hatten, deren Wut zu spüren. Auch Pfaff bangte um seine Sicherheit. Zurecht, denn ein ehemaliger österreichischer Ulanenkorporal verriet den Kürzeller Kreuzwirt bei dem französischen General Klein in Kork.

Eine berittene Einheit umstellte Pfaffs Haus und drohte mit Brandstiftung. Pfaff gab sich zu erkennen. Er wurde gefangengenommen und nach Kork gebracht, wo er von General Klein drei Stunden lang verhört wurde. Pfaff konnte sich aber so geschickt verteidigen, dass er am darauffolgenden Tag bereits freigelassen wurde.

Der Friedensvertrag von Lunéville wurde am 9. Februar 1801 geschlossen, die Zeiten wurden ruhiger und Pfaff widmete sich seiner Familie. Er hatte jedoch mit schweren wirtschaftlichen Einbrüchen und dem Tod seiner ersten Frau zu kämpfen. Der "Volksheld in schwerer Zeit" starb am 19. September 1840 im Alter von 71 Jahren.

Am Gasthaus Kreuz erinnert noch heute eine Gedenktafel an Johann Georg Pfaff. Das in die Jahre gekommene Gebäude soll jedoch abgerissen werden.