Geballte Handballkompetenz und tolle Tore erlebten die 350 Zuschauer in Meißenheim am Samstagabend beim Abschiedsspiel von Julius Emrich. Das Team "HTV & Friends" (rote Trikots) trennte sich vom Team "Emma & Friends" mit 33:33. Foto: Lahrer Zeitung

Handball: 350 Zuschauer in Meißenheim feiern Julius Emrich / Ehemalige Mitspieler setzen Kreisläufer in Szene

350 Zuschauer haben sich am Samstag in der Meißenheimer HTV-Arena bei einer Handball-Gala von Julius Emrich verabschiedet. Nach einem Jahrzehnt im Spitzenhandball verließ der 33-Jährige an der Seite von alten Weggefährten die große Bühne.

Der Abschied verlief wie gemalt: Familie und Freunde auf den Rängen und noch einmal zusammen mit den alten Weggefährten aus einem Jahrzehnt im Profihandball auf der Platte. Dazu TV-Moderator Lennart Brinkhoff als Hallensprecher in Bestform. Julius Emrich rang nach seinem gelungenen Abschiedsspiel am Samstagabend in der Meißenheimer HTV-Arena um Fassung. "Es ist einfach nur krass, was heute passiert ist", sagte der sichtlich bewegte Kreisläufer nach der Partie seiner Truppe "Emma & Friends" gegen eine gut besetzte HTV-Auswahl, die eigentlich ein Who is Who der Ortenauer Handballszene war. "Es ist wirklich beeindruckend, wie viele ehemalige Mitspieler von teilweise wirklich weit her angereist sind, um mich hier und heute zu verabschieden. Das ehrt mich", so der 33-Jährige langjährige Profi.

Seit Silvester liefen die Planungen für das Abschiedsspiel bereits

Rund 350 Zuschauer hatten sich am Samstagabend trotz großer Hitze in der HTV-Arena eingefunden, um ihrem "Emma" gewissermaßen die "letzte Ehre" zu erweisen. Schließlich hatte der spätere Bundesligaprofi und Champions-League-Teilnehmer Emrich seine ersten Schritte im Handball ab 1992 beim damaligen TV Meißenheim gemacht. An Silvester hatten Sebastian Jund (TuS Altenheim) und einige fleißige Mitstreiter mit den Planungen für das Highlight-Spiel zu Emrichs Karriereende begonnen. Die zahlreichen Handballcracks aus vielen Teilen Europas mussten kontaktiert, Unterkünfte organisiert, Helfer mobilisiert, das Spiel aus Versicherungsgründen offiziell angemeldet und das Programm zusammengestellt werden. Und das Ergebnis konnte sich sehen lassen: "Es war ein super Event und eine echt schöne Verabschiedung für Julius", sagte nach der Partie, in der sich beide Teams harmonisch 33:33 (15:14) voneinander getrennt hatten, Ex-Fußballprofi Oliver Schäfer. Der 50-Jährige aus Allmannsweier stahl auf Linksaußen mit seiner überragenden Fitness und zwei schönen Treffern seinen deutlich jüngeren Kontrahenten die Show. "Zu meiner Zeit beim 1. FC Kaiserslautern hat mein Nachbar Armin Emrich seine Söhne zu uns ins Stadion geschleppt", erklärt der heutige Leiter des Nachwuchsleistungszentrums des 1. FC Saarbrücken seine enge Verbindung zur Familie Emrich.

SG Köndringen/Teningen mit gleich zehn Spielern vertreten

Und auch Pascal Bührer, der vor wenigen Wochen in letzter Sekunde mit den Eulen Ludwigshafen den Klassenerhalt in der Bundesliga klar gemacht hatte und am Samstag im Team "HTV & Friends" ein paar Kabinettstückchen hinlegte, freute sich für seinen Kumpel "Emma". "Das hat er sich wirklich verdient", so der 23-Jährige, der zuletzt mit seinem Bruder Maurice den Klassenerhalt eine Woche lang in Ruhe auf Sardinien feierte. Bührers Team setzte sich nach eigenen Angaben "gefühlt zur Hälfte aus ehemaligen Mitspielern der SG Köndringen/Teningen" zusammen. Und in der Tat standen mit Felix Zipf, Christian Hefter, Jonathan Fischer, Chris Berchtenbreiter, Pascal Fleig, Alexander Velz, Philipp Grangé, Trainer Marco Schiemann und eben Bührer gleich neun Akteure mit SG-Hintergrund im Kader der Hausherren. Dazu kam mit Gästekeeper Domenico Ebner (zuletzt Bietigheim, demnächst TSV Hannover-Burgdorf) noch ein weiterer Spieler, der fünf Jahre lang das Teninger Tor gehütet hat.

Bührers Trainer auf Zeit, Marco Schiemann, der den HTV am Wochenende gemeinsam mit Frank Ehrhardt betreute, und eigentlich beim Drittligisten TV Willstätt an der Seitenlinie steht, betrachtete schon fast wehmütig die große Anzahl an talentierten Spieler aus der Ortenau, die sich in der Halle tummelte. "Ich kenne die meisten Jungs ja noch aus meiner Zeit in Teningen. Es ist schon schade, wenn man all die guten Spieler hier sieht, die weggegangen sind", würde der ehemalige Assistent von SG-Coach Ole Andersen sicherlich den ein oder anderen Akteur, den es aus Mangel an lokalen Perspektiven in Sachen Spitzenhandball in die Ferne gezogen hatte, gerne im eigenen Team sehen.

Einer dieser Spieler, der die Region verlassen musste, um sich seinen Traum vom Profihandball zu erfüllen, ist Peter Strosack.

Ex-Altenheimer Peter Strosack feiert in seinen 25. Geburtstag rein

Der Rechtsaußen, der in der Nacht von Samstag auf Sonntag im großen Handballerkreis seinen 25. Geburtstag feierte, hatte vor rund sechs Jahren seinem Heimatort Altenheim Lebewohl gesagt, um sich Bayer Dormagen anzuschließen. Über die Station SC DHfK Leipzig ist der einstige Jugendnationalspieler inzwischen beim ambitionierten Zweitligisten TuS Nettelstedt-Lübbecke gelandet. Am heutigen Montag wird Strosack nach einem Besuch bei den Eltern wieder nach Ostwestfalen zurückfahren. "Es wäre für die Zuschauer hier doch etwas ganz besonderes, einmal ein höherklassiges Team zu sehen, bei dem die meisten Spieler tatsächlich aus der Region kommen", so das Geburtstagskind, dass nach eigenem Bekunden nicht mehr wirklich viele Spieler aus dem aktuellen Kader des Südbadenligisten TuS Altenheim kennt.

Beim Spiel selbst war Strosack mit den geliehenen Schuhen von Schutterwalds Christoph Baumann aufgelaufen. "Ich war ja nur zufällig hier, als die Anfrage kam und hatte nur normale Laufschuhe dabei. Dann hieß es, spiel doch mit. Leider sind Christophs Schuhe jetzt durch."

Julius Emrich gibt sich vor der 3. Halbzeit siegessicher

Während Julius Emrich nach der Partie verbal den Staffelstab beziehungsweise Ball an seinen sieben Monate alten Sohn Rio übergab, der möglicherweise das Handballgen der Familie Emrich geerbt haben könnte, bereiteten sich seine Mitstreiter bereits langsam auf die "3. Halbzeit" vor, die am Sonntag um 10 Uhr in einer Meißenheimer Metzgerei enden sollte. "Wir machen durch", verkündete Julius Emrich. Weniger siegessicher gab sich dagegen der frisch gekürte Champions-League-Sieger Christian Dissinger, Ex-Mitspieler von Emrich bei den Kadetten Schaffhausen, der an der Seite seiner Freunde Felix Zipf und Christoph Baumann im Team "HTV & Friends" angetreten war: "Es ist eher unwahrscheinlich, dass ich es noch bis zur Metzgerei schaffen werde."

Der Wahl-Bietigheimer Julius Emrich, Sohn des ehemaligen Bundesligaspielers und deutschen und Schweizer Nationaltrainers Armin Emrich, begann im Alter von sechs Jahren beim TV Meißenheim mit dem Handball. So richtig ernst wurde es allerdings erst 2002 als Emrich mit der A-Jugend des TuS Schutterwald im Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen Magdeburg ran durfte. Trotz der Niederlage gegen den hohen Favoriten hatte der heute 33-jährige aus Allmansweier Blut geleckt. Beim TV Willstätt gab er sein Debüt in der 2. Bundesliga. Anschließend folgten Stationen beim TV Bittenfeld, den Stuttgarter Kickers, TV 1893 Neuhausen, den Kadetten Schaffhausen und dem Bundesligisten SG BBM Bietigheim. Zuletzt war Emrich beim Drittligisten SV Salamander Kornwestheim aktiv. 2006 wurde Emrich für besondere Verdienste um den Sport mit der Sportverdienstplakette der Stadt Waiblingen ausgezeichnet.