Ein Beispiel für die Investitionen der Meißenheimer und Kürzeller Betriebe ist der gerade um Entstehen befindliche Nezbau der zimmereu Jägle im Gewerbegebiet "Dreschschopf" in Kürzell. Am bisherigen Standort wure es dür den in den vergangenen Jahren stark gewachsenen Betrieb zu klein. Foto: Lehmann

Unternehmen investieren in Meißenheim und führen deshalb weniger ab

Meißenheim - Die Einnahmen aus der Gewerbesteuer in Meißenheim sind im vergangenen Jahr eingebrochen. Statt der erwarteten 900 000 Euro konnte die Gemeinde nur gut 580 000 Euro verbuchen. Warum es den Unternehmen dennoch gut geht.

Auch der Vergleich mit den vergangenen Jahren lässt zunächst keinen Schluss zu, wie es zu dem Einbruch kam. 2016 wurden 950 000 Euro, 2015 913 000 Euro und 2014 gar 1,4 Millionen Euro eingenommen. 2012 und 2013 bewegten sich die Einnahmen allerdings auf dem jetzt aktuellen Niveau.

Wie ist der aktuelle Einbruch also zu bewerten?

"Der Rückgang der Gewerbesteuerzahlungen resultiert im Wesentlichen auf Investitionen, die vonseiten unserer Unternehmen in den vergangenen Jahren getätigt wurden", erklärt Bürgermeister Alexander Schröder. Durch die Investitionen müssten die Firmen weniger Gewerbesteuer zahlen. "Den Unternehmen geht es sehr gut, sie investieren in ihre Betriebe und damit auch in unsere Gemeinde und die Zukunft", so Schröder weiter.

Welchen Anteil haben die einzelnen Sparten am Steueraufkommen?

"Die stärksten Gewerbesteuerzahler in Meißenheim stammen zu 40 Prozent aus dem Dienstleistungssektor, zu 37 Prozent aus dem Handwerk und zu 23 Prozent aus dem Handel", informiert die Leiterin des Rechnungsamts Julia Schwarz.

Wie konnte die Prognose so weit danebenliegen?

Die Schätzungen beruhen auf den Gewerbesteuereinnahmen der vergangenen Jahre, den Wirtschaftsprognosen sowie den allgemein zugänglichen Wirtschaftsdaten. "Das Haupt-Gewerbesteueraufkommen ist aber geprägt von der wirtschaftlichen Entwicklung und den Investitionen einiger weniger Firmen", führt der Schultes aus. Aus diesem Grund sei es starken Schwankungen unterworfen, die nur schwer vorhersehbar seien.

Wie geht die Gemeinde damit um, dass die Gewerbesteuer so schwer kalkulierbar ist?

Im Rahmen der Haushaltsberatungen und bei den Vorarbeiten im Bereich der Kämmerei werde versucht, eine möglichst konkrete Prognose für das kommende Jahr abzugeben. "In der Regel funktioniert das sehr gut", sagt Schröder.

Was tut die Gemeinde dafür, dass die Gewerbesteuereinnahmen in Zukunft wieder steigen?

Die Gemeinde will weiterhin in den Ausbau von attraktiven Gewerbeflächen investieren, etwa Dreschschopf Kürzell, Oberried und Tieflache Meißenheim. Meißenheim biete verkehrsgünstig gelegene mit einer top Infrastruktur angebundene Gewerbegebiete zu angemessenen Konditionen, bei denen es sich lohne zu investieren

Was ist das mittelfristige Ziel für die Höhe der Gewerbesteuereinnahmen?

Eine konkrete Zielvorgabe will sich die Gemeinde nicht setzen. "Es geht hier nicht um eine Gewinn-Maximierung sondern um ein ausgewogenes Miteinander in der Gemeinde zwischen Wohnen und Gewerbe", sagt Schröder. Ziel müsse vielmehr im Sinne auch eines ökologischen Gleichgewichts sein, mehr Arbeitsplätze vor Ort zu bieten, um den Bürgern das Pendeln zu ersparen.

Welchen Stellenwert hat die Steuer für Meißenheim?

"Die Gewerbesteuer ist eine von mehreren Einnahmequellen der Gemeinde, die aber in der Regel von außen gesehen überbewertet wird", gibt Schröder zu bedenken. Durch den Finanzausgleich werde – bezogen auf die Gewerbesteuer – ein allgemeiner Ausgleich aller Kommunen im Land erzielt.

Wie sieht sich Meißenheim im Vergleich zu den Nachbargemeinden?

Mit Nachbargemeinden, wo Weltmarktführer beheimatet sind, könne Meißenheim nicht mithalten, allerdings seien auch dort Schwankungen nicht unbekannt. 

Info: So berechnet sich die Steuer

> Mit der Gewerbesteuer besteuern Gemeinden die Gewerbeerträge von Unternehmens. Sie errechnet sich über die Kennzahlen Steuermesszahl und Hebesatz, der von den Gemeinden selbst bestimmt werden kann. Das hat zur Folge, dass die Gewerbesteuer nicht überall gleich hoch ist und von Gemeinde zu Gemeinde abweichen kann. Tendenziell fällt die Gewerbesteuer in Städten und Ballungsgebieten etwas höher aus als in ländlichen Gebieten. Durchschnittlich muss ein Unternehmer mit einer Gewerbesteuer in Höhe von etwa 15 Prozent des Gewinns rechnen.

 > Der Gewerbesteuerhebesatz in Meißenheim beträgt derzeit 340 Prozent. Der Hebesatz wird zur Ermittlung der Steuerschuld mit dem Steuermessbetrag multipliziert wird. Der Messbetrag ist das Produkt aus Gewerbeertrag, also dem was die Firma nach Abzug des Freibetrags erwirtschaftet hat und Steuermesszahl, die bei 3,5 Prozent liegt.