Meißenheim - Gerade noch finden letzte Gesangsaufnahmen statt, dann ist das neunzigminütige Meisterwerk fertig: "Missne – Der Film" wird am 29. und am 30 September vor jeweils 500 Zuschauern in der Meißenheimer Festhalle uraufgeführt.

Im ersten Stock des Alten Rathauses hat der Filmclub Lahr ein provisorisches Tonstudio eingerichtet. Der Vorsitzende Wolfgang Hierlinger und Filmemacher Enrico Kurz machen in diesen Tagen noch letzte Gesangsaufnahmen. Die provisorisch aufgezeichneten Lieder werden durch professionelle Stimmen aus Meißenheim ersetzt.

Eingesungen werden die Lieder nun von Bewohnern des Dorfes: Die Berufsmusikerin und Gesangspädagogin Marion Matter steht gemeinsam mit dem Meißenheimer Sänger Uwe Bertsch, der bereits in verschiedenen Gesangs-Duos aufgetreten ist, vor dem Mikrofon im verhängten Tonstudio. Matter hat klassischen Gesang studiert und ist seit vielen Jahren als freiberufliche Sängerin sowie als klassische Solistin in der Kirchenmusik tätig. Als Dozentin gibt sie Stimmbildungs- und Gesangsunterricht. "Die beiden Sänger haben ganz entschieden dazu beigetragen, die Songs zu optimieren und die idealen Linien zu finden. Gerade Marion Matter hat sehr viel Gespür für zweite Stimmen und arbeitet sehr strukturiert", berichtet Kurz von der Arbeit.

Der Filmemacher aus Kippenheimweiler schrieb nicht nur das Drehbuch für den Film über das Jubiläumsjahr der Gemeinde Meißenheim, sondern führte auch Regie und hat in den zurückliegenden Monaten das Material geschnitten. Er komponierte auch die Musik des Soundtracks und verfasste die Texte – und zwar in Meißenheimer Mundart. Der Meißenheimer Trompeter Eckhard Klotz hat einen Solopart eingespielt. Bei Ton- und Kameraaufnahmen unterstützten ihn Mitglieder des Lahrer Film-Clubs.

"Das Singen im Missner Dialekt ist eine große Herausforderung gewesen", sagt selbst Bertsch als gebürtiger Meißenheimer. "Es ist so, als wäre ich erst jetzt hier richtig heimisch geworden", pflichtet ihm Profisängerin Matter bei: Sie selbst ist vor einigen Jahren zugezogen und fühlt sich bestens integriert. Auch er habe erst lernen müssen, dass es "Missne" und nicht "Missene" heiße, erzählt Kurz über seine Arbeit an den Texten zum Film und alle lachen.

Die Sequenzen für den Film, den Enrico Kurz mit Unterstützung des Filmclubs Lahr herstellt, wurden im Wesentlichen bereits im Jahr 2017 abgedreht. Der Filmclub hat etwa 30 Mitglieder und beteiligt sich an Regionalwettbewerben, hat aber mit Kurz auch schon Spielfilme gedreht und Preise gewonnen.

"Missne – Der Film" zeigt die Jubiläumsveranstaltungen des Jahres 2017, aber auch das Dorfleben im Jahreslauf: Er zeigt die Menschen auf den Festen, die gefeiert werden, sowie die Pflanzen- und Tierwelt rund um das Dorf. "Die Natur um Meißenheim ist wirklich außergewöhnlich", sagt Kurz und zeigt einige ausgewählte Szenen aus dem Film: Zeitlupenaufnahmen von Schmetterlingen, Insekten und Schwänen.

Viele Meißenheimer kennen den Filmemacher aus Kippenheimweiler bereits und nehmen daher kaum noch Notiz von seiner Kamera, wenn er im Ort unterwegs ist. Manche werden sich daher wohl überraschend auf der neun Meter großen Leinwand wiederfinden, auf denen das Werk an zwei Abenden im September zu sehen ist.

Gezeigt werden am Samstag, 29. September, um 20 Uhr, und am Sonntag, 30. September, um 16 Uhr, zwei Teile mit einer Länge von jeweils 45 Minuten. Der Vorverkauf hat bereits begonnen. Die Karten gibt es für sechs Euro das Stück im Bürgerbüro des neuen Rathauses.

Ein Dorf im Spiegel der Zeit

Der erste Teil des Films schaut auf den Lauf des Jahres in der Natur: das Frühjahr, den Sommer und den Herbst – "praktisch vom Neujahrsfest bis Weihnachten", sagt Kurz. Eingewoben in die Naturaufnahmen sind kurze Sequenzen, zum Beispiel Zeitzeugenberichte oder spielfilmartige Szenen, in denen aus der Geschichte Meißenheims berichtet wird.

Gezeigt werden Gespräche mit älteren Einwohnern, die den Krieg oder das Hochwasser erlebt haben, oder die Vorbereitungen einer Familie, die Ende des 19. Jahrhunderts nach Amerika auswandert. Die Sequenzen wurden in Fachwerkhäusern im Ried gefilmt, unter anderem im Gehöft von Gerhard und Marthel Kern. Als Laienschauspieler waren Bürgermeister Alexander Schröder, Tamara Krämer, Miriam Weber, Andreas Gauch sowie Kinder aus dem Dorf im Einsatz.

Der zweite Teil erzählt Geschichten aus dem Dorf, von früher, von heute und vom Jubiläum. Auf den gemeinsamen Rückblick in Kinoatmosphäre dürfen sich die Meißenheimer freuen. "Sie haben es verdient, sich zurückzulehnen, um zu sehen, was sie im letzten Jahr Großartiges auf die Beine gestellt haben", begründet der Drehbuchautor sein Engagement.

Zwischen beiden Teilen soll es eine kurze Pause geben, in der ausreichend Gelegenheit besteht, über das Gesehene auch mit den Filmemachern und den Laiendarstellern zu reden. Am Rande der Aufführungen kann man die DVD mit dem Film erwerben.

Weitere Informationen: Im Internet ist auf dem You Tube-Kanal "Rockserlein" bereits ein Trailer zu sehen: https://youtu.be/El0mWe9--KI.

Info: Videografika

Beim Kurzfilmfestival der Filmfreunde Baden-Württemberg für nichtkommerzielle Autoren ist der 1976 gegründete Filmclub Lahr 2016 sehr erfolgreich gewesen. Filmemacher Enrico Kurz aus Kippenheimweiler gewann mit dem Dokumentarfilm "Jeska" gleich drei Preise. Der zweite Beitrag des Filmclubs "Es war einmal…" wurde von der Jury ebenfalls mit einem ersten Platz bedacht.