Dank zahlreicher Spenden reichen Lukas Gänshirt nur noch Krücken, um sich fortzubewegen. Foto: Kauffmann

Verunglückter Mahlberger spendet 28 000 Euro für städtischen Hilfsfonds. "Tolle Geschichte"

Mahlberg - Die Solidarität der Mahlberger für Lukas Gänshirt war riesig: Ein schwerer Unfall im September 2013 fesselte ihn an den Rollstuhl. Nun gibt er die Spenden zurück – und zwar in Form eines Hilfsfonds, in den er 28 000 Startkapital eingezahlt hat.

Ein kurzweiliger Badeausflug ist für Lukas Gänshirt zu einem Desaster geworden: In Titisee-Neustadt verunglückte er derart heftig, dass er in der Zeit darauf auf den Rollstuhl angewiesen war. Die Welle der Solidarität mit dem Mahlberger war beispiellos: Bei Benefizaktionen sind insgesamt 32 600 Euro zusammengekommen.

Auf die Initiative Gänshirts geht die in der jüngsten Gemeinderatssitzung beschlossene Einrichtung eines Hilfsfonds für in Not geratene Mitmenschen Mahlbergs zurück. "Lukas Gänshirt war so gerührt, dass er jetzt Spenden zurückgibt", sagt Bürgermeister Dietmar Benz während der Sitzung des Gemeinderats. Als "tolle Geschichte" bezeichnete er die Initiative des Verunglückten.

Das Gremium hat die Einrichtung des Hilfsfonds für in Not geratene Menschen der Stadt Mahlberg beschlossen. Über deren Verwendung entscheidet im Einzelfall der Gemeinderat, verwaltet wird er von der Stadtverwaltung. Das Geld für den Fonds soll von Spenden und Zuweisungen Dritter kommen. Die Stadt Mahlberg kann freiwillige Zahlungen leisten.

Gänshirt hat von seiner Versicherung das Geld für die Behandlungen inzwischen erhalten und zahlt den größten Teil davon, nämlich 28 000 Euro, in den Fonds ein. Weitere 5000 Euro gehen an den Förderverein "Judoka für Judoka", der hilfsbedürftige Judo-Kämpfer unterstützt. In der Zeit nach dem Unfall war lange Zeit nicht klar, ob Gänshirt die finanzielle Hilfe der Versicherung überhaupt erhält. Der folgende Rechtsstreit ging jedoch zugunsten des Verunglückten aus.

Fortschritte dank umfangreicher Therapien

Mit den Spenden aus der Bevölkerung konnte er die ersten Behandlungen selbst vorfinanzieren. Rund 150 Spender, von Privatleuten, Unternehmen, Vereinen, der katholischen Kirche, Schulen, Fördervereinen und öffentlichen Institutionen kamen insgesamt 23 600 Euro. Weitere 8500 Euro brachte ein eigens abgehaltenes Benefizkonzert und zusätzliche 500 Euro erlöste die Versteigerung eines Speers der Mahlberger Olympionikin Christina Obergföll auf der Internet-Auktionsplattform Ebay.

Dank der umfangreichen Therapien macht Gänshirt inzwischen merklich Fortschritte: Tagsüber braucht er den Rollstuhl nur noch an seiner Arbeitsstelle. Am Abend und an Wochenenden reichen ihm Krücken, mit denen er auch an der Gemeinderatssitzung teilnehmen konnte.

Direkt nach dem Unfall hat Gänshirt von den Ärzten zunächst wenig hoffnungsvolle Nachrichten erhalten. Wird er je wieder gehen können? Nach einigen Wochen im Bett zeigte sich aber, dass er sehr wohl noch ein Gespür in den Füßen hat.

Info: Engagierter junger Mann

"Lukas gehört dazu", betonte Bürgermeister Benz bereits im April 2014. Der damals 20-Jährige war zu jener Zeit schon fest in Mahlberg verwurzelt. Er engagierte sich im Jugendzentrum: Nur einen Tag vor seinem Unfall betreute er eine Aktion des Ferienprogramms. Seit dem Jahr 2000 war Gänshirt Mitglied in der Judo-Abteilung des SV Kippenheimweiler und nahm an deutschen und überregionalen Turnieren teil.