Der Fundus an skurrilen und geschichtsträchtigen Pfeifen im Mahlberger Tabakmuseum hat sich weiter vergrößert.Foto: Masson Foto: Lahrer Zeitung

Corona: Arbeit im Oberrheinischen Tabakmuseum in Mahlberg läuft weiter / Erklärungen Zuhause anhören

Trotz Corona lief die Arbeit im Mahlberger Tabakmuseum in diesem Jahr hinter den Kulissen weiter. So wurde etwa ein "Audioguide-System" angeschafft. Dadurch können Besucher Führungen jetzt sogar mit dem Smartphone erleben.

Mahlberg. Schon die übliche Jahreseröffnung am 1. Mai musste im Oberrheinischen Tabakmuseum (OTM) abgesagt werden. Seitdem waren die Pforten für Besucher bis zum Saisonende im September komplett geschlossen.

Museumsleiter Patrick Benz hatte im ablaufenden Jahr dennoch reichlich zu tun. Mittlerweile wurde ein illustrierter Museumsflyer auch ins Französische übersetzt.

Außerdem wurde ein sogenanntes "Audioguide-System" angeschafft. Das ermöglicht es den Museumsbesuchern, sich unabhängig von Führungen mit eigenem Smartphone einzuloggen und vor Ort, aber auch von zu Hause die Museumsstationen und Exponate zu erkunden – inklusive Führungswegen und einer Erläuterung zu den Ausstellungsstücken auf Deutsch, Französisch und Englisch.

Ministerium trägt 90 Prozent der Anschaffungskosten

Diese rund 17 000 Euro teure und von einer Fachfirma realisierte Anschaffung war nur möglich geworden, weil das baden-württembergische Staatsministerium für Kultur und Medien während der Pandemiezeit allen Museen angeboten hatte, 90 Prozent der Kosten dafür zu tragen. Den verbleibenden finanziellen Rest übernimmt die Stadt Mahlberg als Museumsträger.

Ansonsten hatte Benz reichlich zu sortieren und zu inventarisieren. Etwa eine persönlich in Bergisch Gladbach abgeholte umfangreiche historische Pfeifensammlung der Firma Denicotea. Unter den 258 Einzelstücken im Wert von vorsichtig geschätzten 7000 Euro finden sich etwa ungarische tönerne Weingärtnerpfeifen, türkische Zigarettenspitzen mit Perlmutt-Intarsien oder eine afrikanische mit Löwenkopf.

Der Museumsleiter muss sich entscheiden, denn längst nicht alle der außergewöhnlichen Exponate können auch in den vorhandenen Vitrinen zur Schau gestellt werden. Vieles muss im großen Museumsfundus landen. Und der wächst stetig an und damit auch die verbundenen Lagerprobleme.

Solche hat Benz nun auch mit viel altem Papier, denn: Eine schon zweite Spende von Nachfolgern der ehemaligen landwirtschaftlichen Versuchsanstalt für Tabakanbau brachte weitere Schätze an Jahrhunderte alten Fachzeitschriften, Firmenunterlagen und Dokumenten zutage.

Deshalb sind jetzt die neu angeschafften Regalwände in der zum Museumsareal gehörenden Fabrikantenvilla auf zwei Bibliotheks-Etagen schon wieder gut gefüllt. Längst reisen eigens Wissenschaftler an, um zu Forschungszwecken die einzigartigen schriftlichen Mahlberger Quellen der Tabakgeschichte zu nutzen. Sogar ein Lahrer Romanschriftsteller war schon da, um für sein geplantes zweibändiges Werk über eine Tabakfabrikanten-Dynastie zu recherchieren.

Zu sichten hatte Benz nebenher auch noch tausende von teils skurrilen Zigaretten-Sammelbildern aus dem vergangenen Jahrhundert, frisch gespendet von einem Weiler Bürger als beeindrucktem Museumsbesucher aus dem Nachlass seines Vaters.

Von der ehemaligen Lahrer Zigarrenfabrik Heidinger wurden letzte Maschinen und Arbeitsmaterialien abgeholt. Das wird, fürchtet der Museumsleiter, wohl eine der letzten Gelegenheiten gewesen sein, wie seit Jahrzehnten erfolgreich und findig verfolgt, an letzte Hinterlassenschaften ehemaliger Tabakfabriken zu kommen.

Durch die ausgefallenen Veranstaltungen fehlen dem Oberrheinischen Tabakmuseum Vereinseinnahmen in Höhe von mehreren tausend Euro. Die Mitgliedsbeiträge können das nicht ausgleichen. Trotzdem will der Förderkreis des Museums 2021 bis zu 5000 Euro zweckgebunden an die Stadt als Museumsträger überweisen. Beschlossen werden soll das auf der nächsten Hauptversammlung am 12. März 2021.