Post für Fridi Miller: Eine Mahlbergin schickte der Bürgermeisterkandidatin eine Kopie des LZ-Berichts nebst 25 Euro – damit ihr aus ihrer Bewerbung "kein finanzieller Nachteil" entsteht. Foto: Miller Foto: Lahrer Zeitung

Bürgermeisterwahl: Kandidatin erhält aus Mahlberg 25 Euro – und will das Zehnfache zurückgeben

Ein Brief aus Mahlberg hat Fridi Miller in Entzücken versetzt. So sehr, dass die Bürgermeisterkandidatin ihren Geldbeutel weit aufmachen und 250 Euro an den Hilfsfonds der Stadt spenden will.

Mahlberg. Sie habe schon einiges erlebt bei ihrem Bewerbungsmarathon quer durchs Land, sagt Miller. Nach eigenen Angaben stand beziehungsweise steht sie bei mehr als 100 Bürgermeisterwahlen auf dem Stimmzettel. Negatives sei ebenso dabei gewesen wie Schönes. "Aber die Reaktion aus Mahlberg hat mich wirklich total überrascht." Positiv überrascht, wohlgemerkt. Was ist passiert?

Vergangene Woche bekam die Sindelfingerin Post aus Mahlberg. Eine Bürgerin drückte ihr Bedauern darüber aus, dass die Überall-Kandidatin ausgerechnet im Stauferstädtchen nicht mit von der Partie ist. Miller hatte ein Einsehen und schickte doch noch eine Bewerbung auf die Reise. Darüber berichtete die Lahrer Zeitung in ihrer Samstagsausgabe – und erwähnte dabei auch, was Miller die Kandidatur kostet. Nämlich 20 Euro für die Wählbarkeitsbescheinigung plus 3,60 Porto.

Die Frau, die Miller darum gebeten hatte, in Mahlberg anzutreten, entpuppte sich als aufmerksame LZ-Leserin. Denn am Mittwoch hatte Miller wieder einen Umschlag aus Mahlberg in ihrem Briefkasten. Von derselben Absenderin. Sie bedankte sich für Millers Engagement und schrieb: "Da die Kandidatur von uns gewünscht war, sollen Sie keinen finanziellen Nachteil haben." Dem Anschreiben lagen eine Kopie besagten LZ-Berichts und 25 Euro bei.

Miller ist aus dem Häuschen: Sie sei schon öfter auf Bitten aus der Bevölkerung ins Rennen um einen Bürgermeisterposten eingestiegen. "Die Größe, mir meine Unkosten, oder sogar noch ein bisschen mehr, zu erstatten, hatte aber noch niemand", erklärt sie gegenüber der Lahrer Zeitung.

Statt das Geld zu behalten, will Miller etwas zurückgeben – und zwar das Zehnfache. "Ich finde diese Geste aus Mahlberg so toll, dass ich 250 Euro für sozial benachteiligte Menschen spenden möchte", sagt die 48-Jährige, die einst 32 000 Euro bei der TV-Show "Wer wird Millionär?" gewann, nach eigener Aussage im Moment aber über kein Einkommen verfügt.

Weil sie sich in Mahlberg nicht auskennt, bat Miller unsere Redaktion um Hilfe bei der Suche nach einem geeigneten Adressaten für ihre Spende. Unser Vorschlag: der kürzlich ins Leben gerufene Hilfsfonds der Stadt. Die Bürgermeisterkandidatin zeigt sich begeistert: "Tolle Idee! Tolles Projekt!" Auch wenn "ich es schade finde, dass der Gemeinderat bestimmt, was mit dem Geld passiert, statt die Bürger und die Menschen, die den Fonds finanzieren", versprach sie, das Geld zu überweisen.

Als "Wählerbestechung" will Miller ihre Gabe nicht verstanden wissen: "Wer das denkt, der kann ja den Bürgermeister darum bitten, für denselben Betrag ein Fest zu veranstalten." Dann wäre man quasi wieder pari.

Als Lukas Gänshirt 2013 bei einem Badeunfall verunglückte, zeigten die Mahlberger ein großes Herz. Bei diversen Benefizveranstaltungen kamen mehr als 32 000 Euro zusammen. Weil der junge Mann von seiner Versicherung das Geld für seine Behandlungen inzwischen erstattet bekam, regte er einen städtischen Hilfsfonds für in Not geratene Menschen an. Der Gemeinderat setzte die Idee im Juni diesen Jahres um. Als Startkapital gab Gänshirt 28 000 Euro.