Von der Sonne verbrannt: Wie dieser Mais in der Nähe des Apostelsees sehen derzeit viele Maisfelder aus. Die Ernteausfälle sind dieses Jahr enorm. Foto: Decoux-Kone Foto: Lahrer Zeitung

Ernte: Vorhergesagter Regen bringt den versengten Kulturen nichts mehr / Enorme Ausfälle erwartet

Anfang nächster Woche soll endlich Regen fallen, doch für die Pflanzen vieler Landwirte ist es schon zu spät. Unter der wochenlangen Trockenheit litten besonders Mais und Soja in der südlichen Ortenau. Erwartet werden heftige Ernteausfälle.

Mahlberg/Kappel-Grafenhausen. "Wir erwarten enorme Schäden. Beim Mais ist es eine Katastrophe", meint Brigitte Scherer vom gleichnamigen Mahlberger Landwirtschaftsbetrieb resigniert. "Man muss nur von der B 3 auf die Felder schauen. Selbst als Laie sieht man, dass mit dem Mais etwas nicht stimmt", sagt sie weiter. Ein Jahr, das so extrem trocken war, hat sie nicht Erinnerung. So wie den Scherers geht es derzeit vielen Landwirten in der südlichen Ortenau.

Grund dafür sind die kiesigen und sandigen Böden in der Rheinebene, die das Wasser aufgrund ihrer Beschaffenheit ohnehin schon schwer halten können, sich schneller erwärmen und so den letzten Tropfen verdunsten.

Klaus Dorner, Mitglied im Vorstand des Kreisverbands vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV) Lahr, zu dem auch die südliche Ortenau zählt, schätzt auf Nachfrage unserer Zeitung: "Teilweise müssen die Landwirte in der Rheinebene wohl mit Ausfällen um die Hälfte, teilweise sogar mit Totalausfällen rechnen."

Wie hoch die Ausfälle jedoch sein werden, könne man erst nach der Ernte mit Sicherheit sagen. Sicher ist: "Mit einem dicken Minus pro Hektar ist man dabei." Und damit rechnet auch der Vollerwerbslandwirt Philipp Andlauer aus Kappel-Grafenhausen. Er klagt: "Seit 2003 hatten wir keine so großen Ernteausfälle mehr." Der letzte Niederschlag sei Mitte Juli gefallen.

Das gehe auch an seinen Kulturen nicht spurlos vorbei. Andlauer: "Wir hatten die letzten Wochen ständig über 30 Grad und der Wind hat den Boden zusätzlich ausgetrocknet." Er erwartet 30 bis 40 Prozent Ernteausfälle beim Mais, bei Sojabohnen rechne im schlimmsten Fall sogar bis zur Hälfte weniger als in normalen Jahren. Wenn er seinen Blick über die Felder schweifen lässt, fragt er sich, ob sich die Ernte überhaupt noch lohnt. Der Mais sei von der Sonne teils völlig verbrannt worden und die Hitze ließ Sojapflanzen einfach umknicken.

Andlauer meint: "Der Regen rettet jetzt auch nichts mehr." Gerade, da Mais und Soja im Rheintal die wichtigsten Kulturen sind, müssen viele Landwirtschaftsbetriebe mit starken Einbußen rechnen, zumal sie bereits Kosten für Samen und Dünger investiert haben. Andlauers Prognose: "Ich denke, dass der eine oder andere Betrieb an der Trockenheit schon zu knabbern haben wird."

"Wir hoffen, dass wir nicht zu große Einbußen haben", sagt etwa auch Jakob Baum, Landwirt aus Mahlberg. "Ernteeinbußen haben wir dieses Jahr auf jeden Fall, vor allem bei Sojabohnen und beim Mais." Wegen der Trockenheit beregnet er den Mais. Man sehe zwar deutlich den Unterschied, aber die Bewässerung sei kostspielig, weil pro Quadratmeter 20 bis 30 Liter verbraucht werden. Wenn wochenlang so trocken ist, bleibt zur künstlichen Bewässerung jedoch kaum eine Alternative.

Wie Dorner vom BLHV sagt, haben bereits in den vergangenen Jahren Klimaprobleme den Landwirten zugesetzt. "Wir haben das dritte Jahr hintereinander große Probleme mit dem Wetter." Vor zwei Jahren gab es ein "Jahrhundert-Hochwasser", vor einem Jahr den "Jahrhundert-Frost" und nun die "Jahrhundert-Hitze". Dorner weiter: "Da macht man sich schon Sorgen." Seine Einschätzung ist, dass in Zukunft nur Landwirte Erfolg haben, die sich so breit wie möglich aufgestellt haben und nicht nur auf wenige Kulturen setzen.

Wie der Agrarhändler Baywa mitteilt, könnten bald die Preise für Brot und andere Backwaren deutlich steigen. Die Dürre mache den Weizen nämlich erheblich teurer. Der Weizenpreis sei von Mai bis Ende Juli um 20 Prozent auf mehr als 200 Euro pro Tonne gestiegen. Grund dafür sei die flächendeckende Trockenheit in Europa.