Die Frauen haben nichts verlernt, das bewiesen sie beim Tabakanstechen auf dem Mahlberger Stadtfest. Foto: Decoux-Kone

Kunst des Tabak-Anstechens fasziniert Besucher

Mahlberg. Tabakblätter nach deren Ernte "anstechen"? Diese alte Handarbeit ist längst im Aussterben begriffen, doch der Förderkreis des Mahlberger Tabakmuseums hält die Erinnerung daran seit Jahrzehnten aufrecht – auch beim Stadtfest. Erstmals allerdings nicht auf dem eigenen Museumsgelände, denn das ist vom Stadtfestgeschehen in der Altstadt doch recht weit entfernt.

So hatte man sich dieses Jahr versuchshalber in den Hof des ehemaligen Bürgerwehrgebäudes begeben, um Gästen einen kurzen Weg über eine Seitengasse zu bieten. Der Förderkreis hatte zuvor frisch geerntete Tabakblätter von seinem Museums- Schaufeld angeliefert. Die wurden dann wie früher Stück für Stück mit einer flachen Spezialnadel am Stängel angestochen, um sie auf Fäden aufzureihen. Danach wurden sie zum Trocknen aufgehängt. Das war früher reine Frauenarbeit, bestätigten die Mahlbergerinnen Marianne Baum und Gudrun Normann, frühere Routiniers auf dem Gebiet. Frauen seien erfahrungsgemäß einfach fingerfertiger und schneller.

Spontane Unterstützung beim Anstechen erfuhren sie durch Silvia Siegmund und deren Mutter Lydia Andlauer, die dafür ihren benachbarten Stand kurzerhand verließen, um sich rund um einen alten Holzklotz dazuzusetzen. An dem werden Schnüre mit einem Schlaufenende angehängt, um über das andere mit langer Nadel die Tabakblätter einzeln aufzufädeln. Das frühere Tempo ist dem Damen-Quartett noch immer im Blut. Das Aufhängen der Tabak-Ketten in luftigen Höhen auf schwankenden Brettern balancierend war dann wieder reine Männersache.

Museums- Chefmechaniker Bernhard Beyer demonstrierte derweil nebenan, wie sich Männer mit ersten Maschinen zum Anstechen selbst behalfen. Da wurde etwa eine lange flexible Drahtnadel durch vorher in Klemmen eingelegte 20 bis 30 Tabakblätter zugleich gekurbelt. Da staunten Stadtfest- Besucher, die so etwas nie gesehen hatten. Und ganz wie früher blieb genug Zeit, zu plaudern.

Das ehrenamtlich geführte Tabakmuseum in Mahlberg hat seine diesjährige Saison gerade beendet. Ab Mai kommenden Jahres ist es wieder geöffnet. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www. tabakmuseum-mahlberg.de.