Stoßen auf ein hoffentlich besseres Jahr 2021 an (von links): Kippenheims Bürgermeister Matthias Gutbrod, Florian, Lothar und Cornelia Schwörer sowie Landwirtschaftsminister Peter Hauk und CDU-Landtagsabgeordnete Marion Gentges.Foto: Göpfert Foto: Lahrer Zeitung

Besuch: Corona sorgt für Krisenjahr im Weinbau / Landwirtschaftsminister zu Gast in Schmieheim

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben auch die Winzer hart getroffen. Jedoch sind sie lange nicht das einzige Problem der Weinwirtschaft, wie Landwirtschaftsminister Peter Hauk bei einem Besuch in Schmieheim erfuhr.

Schmieheim. "Die Zeiten sind bewegt für jeden – und für den Weinbau ganz besonders", so die CDU-Landtagsabgeordnete Marion Gentges. Deshalb hatte sie auf Anregung der Kippenheimer CDU-Fraktionsvorsitzenden Annerose Mattmüller Landwirtschaftsminister Hauk (CDU) nach Schmieheim eingeladen. Im Weingut Lothar Schwörer sprach er mit den Winzern über ihre Sorgen.

  Corona legt alles lahm: Der letzte Besuch von Hauk beim Weingut war im Frostjahr 2017 gewesen. "Damals hat uns die Landesregierung geholfen, wir hoffen, dass Ihr Besuch uns in diesem Krisenjahr wieder hilft", wandte sich Weingut-Besitzer Lothar Schwörer an Hauk. Die 40 Prozent seiner Umsätze, die der Zehn-Hektar-Betrieb normalerweise durch die Gastronomie erziele, seien komplett weggebrochen – "und können nicht mehr eingeholt werden", so Schwörer. Ein Trost sei es, dass die meisten Privatkunden ihm in der Krise treu geblieben seien. Trotzdem seien die 9000 Euro, die die Landesregierung den Betrieben zur Verfügung gestellt habe, bei Weitem nicht ausreichend.  Ohne Hilfe geht kein Artenschutz: "In Sachen Artenschutz fordert die Gesellschaft nur von der Landwirtschaft, aber unterstützt diese nicht. Wir können nicht alles aus eigenen Mitteln schaffen", erklärte Schwörer. So seien etwa die Preise von Geräten, die unter den Stöcken das Unkraut entfernten, "unglaublich gestiegen". Auch die Förderung der teuren Pheromonfallen sei auf große Flächen ausgelegt, für kleinere Betriebe müssten da praktikablere Lösungen her. Hauk hatte diesbezüglich eine gute Nachricht: Die von Schwörer angesprochenen Maschinen würden seit diesem Jahr bezuschusst, um auch kleineren Betrieben eine Anschaffung zu ermöglichen. Bürokratie macht schwer zu schaffen: Das Ausfüllen der Förderanträge mache einen Juristen erforderlich, ohne die Hilfe der Landwirtschaftsämter und von Verbänden, sei es gar nicht mehr möglich, beklagte sich Schwörer. "Und wehe, man füllt etwas falsch aus."   "Bienen-Begehren" wäre Katastrophe gewesen: Hauk betonte, dass er froh sei, dass das Bienen-Begehren abgewendet worden sei. Denn dieses hätte ein Verbot von Spritzmitteln für die Hälfte aller Wein- und Obstbetriebe bedeutet. "Kulturpflanzen sind aber anfällig und brauchen einen besonderen Schutz", erklärte er. Auch Biobauern müssten etwa spritzen, wenn sie einen Ertrag wollten, nur eben natürlich.   Rote Flächen sollen überprüft werden:  Klaus Dorner, Vorsitzender im Badisch-Landwirtschaftlichen Hauptverband (BLHV), wies darauf hin, dass die Verteilung von "roten Flächen" nicht immer gerecht sei. Auf diesen darf aufgrund von hoher Nitratkonzentration nur noch sehr eingeschränkt Gülle verwendet werden. In Lahr befänden sich die Messstellen jedoch rund um den Flugplatz, sodass der Verdacht naheliege, dass dieser und nicht die Landwirtschaft der Verursacher der dortigen roten Fläche sei. Hauk versprach sich dafür einzusetzen, dass bei roten Flächen generell in Zukunft geprüft werde, woran die hohe Konzentration liege.   Prävention stärken: Der Landwirtschaftsminister betonte, dass man in Sachen Frost die Landwirte unterstützen wolle. So sollten Modelle zur Frostberegnung, die die Reben schützen, in Zukunft gefördert werden.

Sowohl Hauk als auch Mattmüller betonten, dass es oftmals an Wertschätzung für Landwirte und Winzer fehle. Dadurch dass viele Bürger keinen Garten oder Acker mehr besitzen, wüssten viele nicht mehr, wie arbeitsintensiv die Bewirtschaftung sei und würden die notwendigen Betriebsabläufe nicht mehr verstehen und daher kritisieren. Dabei trügen gerade die kleineren Betriebe, wie es sie in Baden-Württemberg gebe, maßgeblich zum Erhalt des Landschaftsbilds bei, "das etwa auch Jogger und Radfahrer schätzen", so Schwörer.