Der Schulbetrieb an der Werkrealschule Kippenheim-Mahlberg wird zum kommenden Schuljahr aufgehoben, es werden keine Fünftklässler mehr aufgenommen. Damit endet der Schulbetrieb in Kippenheim definitiv 2021, in Mahlberg ein Jahr später. Foto: Archivfotos: Ehrlich

Schließung der Werkrealschule hat nicht nur Auswirkungen für Schüler.

Kippenheim/Mahlberg - Das Aus der Werkrealschule Kippenheim-Mahlberg hat weitreichende Auswirkungen auf Schüler, Eltern und Lehrer. Die Lahrer Zeitung hat beim Schulamt in Offenburg nachgehakt und gibt einen Überblick über die wichtigsten Fakten.

Es war ein Paukenschlag, mit dem Bürgermeister Dietmar Benz am Montag die Gemeinderatssitzung in Mahlberg beendete: Die Werkrealschule schließt. Wann genau, das vermochte er ebenso wie tags darauf sein Kippenheimer Amtskollege Matthias Gutbrod nicht mit Gewissheit zu sagen (wir berichteten). Die zuständige Behörde blieb Antworten auf diese und weitere drängende Fragen zunächst schuldig. Am Donnerstag nahm die Leiterin des Schulamts, Gabriele Weinrich, nun gegenüber der LZ Stellung.

Warum schließt die Werkrealschule Kippenheim-Mahlberg?

Kurz gesagt: weil sie zu wenig Schüler hat. Nach dem Gesetz verliert eine Schule ihre Daseinsberechtigung, wenn zwei Jahre hintereinander weniger als 16 Anmeldungen vorliegen. Das war laut Weinrich in Kippenheim-Mahlberg der Fall. Ausnahmeregelungen seien zwar "sorgfältig geprüft" worden, griffen aber nicht, weil es "in Lahr und in Ettenheim in erreichbarer Nähe zwei Werkrealschulstandorte" gebe. Zudem hätten die beiden Gemeinden als Schulträger keinen entsprechenden Antrag gestellt. Konsequenz: Die Werkrealschule wird "zum Schuljahr 2020/21 aufgehoben".

Heißt das, dass die Schule sofort schließt?

Nein, aber es werden keine neuen Fünftklässler mehr aufgenommen. Weinrich spricht von einem "pädagogischen Auslaufen". Heißt: Die Schüler der aktuellen Klassen fünf und sechs, die in Kippenheim gemeinsam unterrichtet werden, müssen sich mit dem Wechsel in die siebte beziehungsweise achte Klasse eine neue Schule suchen. Die Siebt- bis Neuntklässler können laut der Schulamtsleiterin ihren Hauptschulabschluss noch in Mahlberg machen. Dort sind die achten und neunten Klassen untergebracht. Demnach ist in Kippenheim definitiv nach dem Schuljahr 2020/21 Schluss, in Mahlberg ein Jahr später.

Ist es möglich, dass das Aus auch früher kommt?

Theoretisch, ja. Nämlich dann, wenn zu viele der aktuellen Schüler der Werkrealschule den Rücken kehren und dadurch keine ausreichende Klassenstärke mehr gegeben wäre. Auf eine genaue Zahl will sich Weinrich dabei nicht festlegen: "Sollte es hier Veränderungen geben, werden wir abwägen und entscheiden." Die Schulamtsdirektorin geht indes davon aus, "dass die Eltern die vorgeschlagenen pädagogisch sehr sinnvollen Möglichkeiten nutzen". Zumindest in Kippenheim dürfte der anvisierte Schließungstermin fix sein. Die Klasse dort (Fünft- und Sechstklässler zusammen) ist aktuell so groß, dass es schon zu einer Flut von abwandernden Schülern kommen müsste, um ein frühzeitiges Aus zu besiegeln.

Was bedeutet die Schulschließung für die Lehrer?

Noch nichts. Denn noch werden sie in Kippenheim und Mahlberg gebraucht. Klar ist aber, dass sich die Lehrer spätestens mit der Schulschließung umorientieren müssen. Weinrich: "Mit den Kolleginnen und Kollegen wurden und werden Personalgespräche geführt und der weitere schulische Einsatz besprochen."

Welche Konsequenzen ergeben sich für den Rektor?

Offenbar keine. Stefan Kaltenbach ist Leiter der Grund- und Werkrealschule in Kippenheim-Mahlberg. Die Frage, ob er in der Funktion als Rektor am Standort bleiben kann, wenn es nur noch eine Grundschule gibt, beantwortet Weinrich schlicht mit: "Ja".

Warum hat das Schulamt die Öffentlichkeit nicht über die Schließung informiert?

Nicht die Behörde, sondern Bürgermeister Benz und final die Presse haben das Aus der Werkrealschule verkündet. Dabei war der Stichtag für die Anmeldezahlen im Oktober, also vor mehr als einem Vierteljahr. Weinrich verweist auf eine "sorgsam abgewogene" Entscheidung. Zudem habe man Einwendungsfristen der Schulträger abwarten müssen.

Wussten die direkt Betroffenen Bescheid?

Ja, sagt Weinrich. "Selbstverständlich waren die Schulleitung, das Kollegium und die Elternbeiratsvorsitzende frühzeitig informiert." Auch die Eltern seien schriftlich über die Schulschließung benachrichtigt worden und hätten nun "die Möglichkeit, einen Informationsabend zu besuchen oder ein persönliches Gesprächsangebot wahrzunehmen".

Der Start der Werkrealschule war 2010

2010 stimmte das Regierungspräsidium der Einrichtung einer Werkrealschule in Kippenheim und Mahlberg zu. Die beiden Kommunen hatten dies im Dezember 2009 gemeinsam beantragt. Zum Schuljahr 2010/11 nahm die Werkrealschule ihren Betrieb auf. Kippenheims Bürgermeister Matthias Gutbrod, in dessen Gemeinde die Schule ihren Hauptsitz hat, sagte damals: "Wir freuen uns, dass wir einen weiteren Schritt zum Mittleren Bildungsabschluss  geben konnten."