Zwei Kirchen – ein Pfarrer: Die zwei evangelischen Kirchengemeinden Kippenheim (links) und Schmieheim sollen sich in Zukunft einen Pfarrer teilen. Fotos: Decoux-Kone Foto: Lahrer Zeitung

Evangelische Kirche: Kippenheim und Schmieheim werden zusammengelegt / Auch ein Dekanat weniger

Künftig wird es nur noch einen gemeinsamen Pfarrer für die Kippenheimer und Schmieheimer Kirchengemeinde geben. Die Gründe dafür sind Einsparungen bei der Landeskirche und Mitgliederrückgang. Zudem rücken weniger junge Pfarrer nach.

Kippenheim/Schmieheim. Die Perspektive für Kippenheim und Schmieheim, die Ettenheims Pfarrerin Severine Plöse und Kirchengemeinderatsvorsitzender Hans Schillinger bei der Gemeindeversammlung am Sonntag aufzeigten, ist letzten Endes eine Entwicklung, die sich von oben nach unten vollzieht. Laut Plan, so Plöse, sollen landesweit 30 Prozent der Kosten eingespart werden. Dabei nur an der Verwaltung anzusetzen, reiche nicht aus. So werden die Gemeinden im Südbezirk künftig noch mehr miteinander kooperieren, auch was die Stellen anbelangt.

Im Kirchenbezirk Ortenau sind derzeit drei Dekane tätig, deren Amtszeit spätestens Ende 2021 ausläuft. Künftig soll es dann nur noch zwei Dekane im Kirchenbezirk geben, deren Aufgaben künftig einen "deutlich kleineren Gemeindeanteil" beinhalten werden.

Für Schmieheim heißt dies, dass Dekan Rainer Becker seine Aufgaben als Pfarrer spätestens von 2022 an nicht mehr wahrnehmen wird und sich dann auf Verwaltung und Amtsgeschäfte konzentriert.

In Kippenheim ist die Pfarrerstelle seit Spätsommer dieses Jahrs vakant, Pfarrerin Henriette Gilbert wechselte ihre Stelle (wir berichteten). In Kippenheim hatte sie eine 75 Prozentstelle. Wer künftig als evangelischer Pfarrer seinen Amtssitz in Kippenheim haben wird, hat dies dann zu 100 Prozent – und zwar für beide Kirchengemeinden zusammen.

Den Beschluss von oben fand Severine Plöse dann anhand der Zahlen nachvollziehbar. In Ettenheim und Mahlberg werden je um die 2500 Kirchenmitglieder von zwei Pfarrern betreut. Zum Vergleich leben in Kippenheim und Schmieheim zusammen um die 2000 Kirchenmitglieder.

Die Stellenausschreibung werde derzeit vorbereitet. Hans Schillinger hofft darauf, dass trotz der aktuellen Corona-Lage weitere Sitzungen dazu stattfinden können. Definitiv werde die Stelle nicht vor Frühjahr 2021 ausgeschrieben. Zur Ausschreibung haben die Kirchenräte eine Gemeindeberatung eingeholt, "der Prozess ist noch vage", so Schillinger dazu. Fest steht, dass allgemein dazu noch die anstehenden, eigenständigen Aufgaben formuliert und weitere Ideen zur Zusammenarbeit im Südbezirk gesammelt werden.

Kurz angerissen wurde auch das Gemeindehaus in Kippenheim, das verkauft werden soll. Der Beschluss dazu stehe, erklärte Schillinger, "jetzt ist die politische Gemeinde am Zug".

Weitere Fragen zum Gemeindehaus gab es auch in Bezug darauf, wo Posaunen- und Kirchenchor in Zukunft proben sollten. Die Situation sei wegen Corona schwieriger geworden. So habe man die Konfirmation wegen der allgemeinen Vorschriften in mehreren Gottesdiensten gefeiert, Treffen und Aktivitäten in der Gemeinde allgemein seien eingeschränkt, auch die Ökumene sei derzeit schwieriger zu leben. Angedacht sei ein gemeinsamer ökumenischer Gottesdienst zu Weihnachten, wie Schillinger sagte. Ob der stattfinden kann sei fraglich. "Corona legt zurzeit alles lahm".

In der anschließenden Diskussion war dann weniger die Nachricht von einer Pfarrerstelle für zwei Kirchengemeinden Thema, sondern die räumlichen Bezüge. Denn bevor der neue Pfarrer oder die neue Pfarrerin ins Kippenheimer Pfarrhaus einziehen wird, muss dieses grundlegend saniert werden. Dem Vorschlag aus den Reihen der Kirchenmitglieder, den Amtssitz nach Schmieheim zu verlegen, weil sich die Sanierung des Kippenheimer Hauses nicht lohne, erteilte Severine Plöse eine Absage. Auch in Schmieheim sei das Pfarrhaus "nicht unbedingt ideal", der Sitz in Kippenheim mit seinen kurzen Wegen (etwa zum Einkaufen) sei "deutlich attraktiver". Das sei vom Bezirk so entschieden worden. Und ohne saniertes Pfarrhaus gebe es keine Ausschreibung. Jemand, der sich bewirbt, wolle wissen, was auf ihn warte: "Ein saniertes Pfarrhaus ist ein Pfund mit dem wir wuchern können", so Plöse.