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Lahrer Historiker sieht in Ortsgeschichte eine "interessante Option" / Bürgermeister zeigt sich offen

Kippenheim/Lahr - Die Ortsgeschichten von vier Lahrer Stadtteilen hat Walter Caroli bereits niedergeschrieben. In einem fünften Buch könnte es um die Historie der Gemeinde Kippenheim gehen – weder der Autor noch die Gemeinde zeigen sich abgeneigt.

Das jüngste Projekt von Walter Caroli befindet sich aktuell auf der Zielgeraden: Am Mittwoch wurden die Druckmaschinen für das 631 Seiten starke Buch über die Sulzer Ortsgeschichte angeworfen. Anschließend sollen sich noch einmal Lektoren des Werks annehmen, bevor es planmäßig am 6. März in der Sulzberghalle vorgestellt wird. Pünktlich zum 750. Geburtstag des größten Lahrer Stadtteils.

Zweieinhalb Jahre Arbeit hat Caroli in das Buch gesteckt. Er fungiert nicht nur als Rechercheur und Autor, sondern auch als Gestalter. "Ich kann, ohne zu übertreiben, sagen, dass ich fast täglich von morgens bis abends damit beschäftigt war, in den letzten Wochen sogar nahezu pausenlos", sagt der 77-Jährige im Gespräch mit der LZ. Dementsprechend will er sich nach der Veröffentlichung selbst erst einmal "eine Ruhepause verordnen". Doch wer den umtriebigen Ur-Lahrer, und vor allem seine große Energie und Schaffenskraft kennt, weiß, dass diese Auszeit nicht allzu lange dauern dürfte.

Ausgemachte Sache ist bereits eine Serie über lokale Gasthäuser in der Lahrer Zeitung. Sie soll im Frühsommer starten. Danach hätte Caroli Zeit und Lust auf mehr – und da könnte Kippenheim ins Spiel kommen: "Wenn es die Gesundheit zulässt, bin ich offen für ein weiteres größeres Projekt. Kippenheim hat eine bemerkenswerte Geschichte und wäre deshalb eine interessante Option."

Vor der Sulzer hat Caroli die Geschichte von Dinglingen, Hugsweier und Kuhbach niedergeschrieben (siehe Info). Dass er mit einem Buch über Kippenheims Historie seiner Stadt "fremdgehen" würde, sieht er nicht als Problem, im Gegenteil: Lahr habe deutlich mehr Berührungspunkte mit seiner Nachbargemeinde als die lokale Nähe. "Die Geschichte der beiden Kommunen ist eng miteinander verknüpft." Als Beispiel nennt Caroli die Gründung von Sulz, die auf Kippenheimer Siedler zurückgehe. Überdies seien Sulzer Protestanten im 17. und 18. Jahrhundert für mehr als 130 Jahre in Kippenheim in die Kirche gegangen. Politisch ist Kippenheim bis heute Teil der Lahrer Verwaltungsgemeinschaft.

Auch persönlich ist Caroli mit der Gemeinde verbunden, hat von 1964 bis 1970 dort gelebt und als Lehrer an der Schule unterrichtet. In den 1970er- und 1980er-Jahren trug der 77-Jährige mit dazu bei, dass die ehemalige Synagoge, die bis dahin als Warenlager diente, zur Gedenkstätte wurde. "Da hing damals sehr viel Herzblut dran, das hat bis heute gehalten", sagt Caroli.

Ein Buch über die nunmehr 1257-jährige Geschichte Kippenheims? Der Bürgermeister zeigt sich gegenüber der LZ offen. "Das ist grundsätzlich ein interessanter Gedanke, den man weiter vertiefen könnte", sagt Matthias Gutbrod. Bereits zum Gemeindejubiläum im Jahr 2013 habe man darüber nachgedacht, die Historie Kippenheims niederschreiben zu lassen, allerdings sei das "wieder im Sande verlaufen". Nicht zuletzt des zeitlichen und finanziellen Aufwands wegen.

Zwei Aspekte, die mit Caroli an der Seite weniger stark ins Gewicht fallen dürften. Mit ihm würde sich ein "ausgewiesener Experte der regionalen Geschichte" (Gutbrod) der Sache annehmen – und zwar kostenlos: Caroli hat schon für die Lahrer Stadtteile ohne Honorar gearbeitet und würde das auch in Kippenheim tun, sagt er. Die Unkosten, etwa für den Druck, müsste die Gemeinde aller Voraussicht nach nicht alleine stemmen; bisher fanden sich immer recht großzügige Sponsoren, die sich an der Finanzierung des jeweiligen Projekts beteiligten.

Die Voraussetzungen für eine buchstäblich geschichtsträchtige Kooperation scheinen geschaffen – nun müssen beide Seiten noch zusammenfinden.

Info: Bisherige Werke sind begehrt

Die drei bis dato erschienenen Bücher über die Ortsgeschichten der Lahrer Stadtteile Dinglingen ("Das Dorf am Schutterlindenberg", erschienen 2011), Hugsweier ("Dorf an der Silberschutter", 2013) und Kuhbach ("Tor zum Schuttertal", 2017) sind alle über den regulären Buchhandel erhältlich – und dort alles andere als Ladenhüter. Laut Autor Walter Caroli sind von den 1250 Exemplaren über Dinglingen "nur noch ganz wenige zu haben". Auch die jeweils 700 Bücher, die für Hugsweier und Kuhbach gedruckt wurden, seien fast vergriffen. Wie groß die Auflage in Sulz sein wird, stehe noch nicht fest, sagt Caroli. Angedacht seien 1500 oder 1800 Exemplare.