Volles Haus im "Elsäßer Hof": 25 Bürger diskutieren am Montag bei der Aktion "LZ lädt ein" in Kappel-Grafenhausen über eine Vielzahl von Gemeindethemen. Foto: Gieger Foto: Lahrer Zeitung

LZ lädt ein: Wohnen und Verkehr brennen Kappel-Grafenhausenern besonders unter den Nägeln

Die Aktion "LZ lädt ein" am Montagabend in Kappel-Grafenhausen ist auf großes Interesse gestoßen. 25 Teilnehmer diskutierten intensiv über das Geschehen und die Zukunft in der Doppelgemeinde.

Kappel-Grafenhausen. Neben zahlreichen Bürger war auch Bürgermeister Jochen Paleit der Einladung unserer Zeitung in den "Elsässer Hof" in Kappel gefolgt, um mit LZ-Redakteur Felix Bender über Themen zu diskutieren, die die Bewohner in der Doppelgemeinde bewegen. Geschwindigkeitsreduzierung in den Ortsdurchfahrten, Fahrradstraße, neues Bau- und Gewerbegebiet: Rathauschef Paleit, der der Diskussion interessiert folgte, hatte einige neue Informationen parat und machte am Ende ein Versprechen – für mehr Bürgerbeteiligung. Wohnen und Bauen: Brigitte Nufer berichtete, dass sich ihr Sohn, der gerne im Ort bleiben würde, um einen Bauplatz im neuen Wohngebiet in Grafenhausen beworben, bei der Vergabe jedoch eine Absage erhalten hatte. Für Nufer "sehr enttäuschend". Paleit ("Wohnungsnot ist wichtigstes Thema") erklärte, dass dies zum einen an den Vergabekriterien liege, zum anderen aber auch daran, dass die Gemeinde nur einen Teil der Plätze besitze, mancher Private sein Grundstück zurückhalte. Das soll sich laut Paleit ändern. Zukünftig würden daher nur noch Baugebiete ausgewiesen, bei denen die Gemeinde "zu 100 Prozent Eigentümerin ist". Schon bald soll ein weiteres Baugebiet in Kappel entstehen, bei dem dann "hoffentlich" auch Brigitte Nufers Sohn zum Zuge kommen soll, sagte Paleit. Zudem kündigte er an, dass es in naher Zukunft auch ein weiteres Gewerbegebiet – ebenfalls komplett im Eigentum der Gemeinde – ausgewiesen werde. Verkehr und Fahrradfahren: Einige Besucher bemängelten: Wer in der Gemeinde mit dem Fahrrad unterwegs ist, brauche starke Nerven – vor allem in der neuen Oristdurchfahrt von Grafenhausen. "Die Straße ist zu eng", meinte mancher. Paleit erklärte, dass genau das so gewollt gewesen sei, nicht zuletzt um Autos auszubremsen. Zudem berichtete der Bürgermeister von einer frisch eingetroffenen Verkehrsstatistik. Demnach rollten mehr als 8100 Fahrzeuge täglich durch den Ort (letzter Stand: 6000). Mit diesen Zahlen könnte man nun im Rahmen eines Lärmaktionsplans über eine Temporeduzierung nachdenken. Weiter will sich Paleit auf den Parallelstraßen der Orstdurchfahrten von Westen nach Osten (Südend, Tramweg) für eine Fahrradstraße stark machen. "Wenn ich in der Hauptstraße wohne, hilft mir das nichts", kam jedoch prompt die Kritik aus der Runde. Parkplatzproblem an der Eisdiele in Kappel: An schönen Tagen herrsche über Stunden hinweg Chaos rund um die Eisdiele in Kappel, berichteten die Anwohner Elisabeth und Richard Trotter. Die Kunden blockierten teilweise die komplette Straße. Auch die Fahrräder der Eisliebhaber würden oft im Weg stehen. Ob es für so etwas nicht den Gemeindevollzugsdienst gebe und ob man nicht das unbebaute Grundstück nebenan temporär als Parkplatz nutzen könnte, lauteten die Fragen der beiden. Letzterem erteilte Paleit direkt eine Absage: "Wir können keine Parkplätze für ein Unternehmen bauen", sagte er. Er sehe jedoch ein: "Die Schmerzgrenze der Anwohner ist erreicht." Das Problem sei "verkehrsrechtlich in den Griff zu bekommen", der Gemeindevollzugsdienst werde eingreifen. Naturschutzgebiet Wilde Weide: Dass die Wilden Weiden umzäunt sind, stößt unter anderem Anglern übel auf. Ihnen werde der Zugang an Wasser verwehrt, hieß es aus der Runde. Bürgermeister Paleit betonte, dass das Projekt zum Ausgleich verschiedener Baumaßnahmen naturschutzrechtlich begründet sei. Er verwies auf die Möglichkeit, dass sich jeder einen Schlüssel für den Zaun holen könne, um dort zu angeln und spazieren zu gehen. Quellrain: Josef Junele aus Kappel beklagte den Zustand der Quelle, die keinen freien Lauf mehr habe. Er regte an, den ursprünglichen Zustand der Quelle wieder herzustellen – auch mit Blick auf die 800-Jahr-Feier des Ortsteils. Eine Idee, der die anderen Besucher und auch anwesende Gemeinderäte und der Bürgermeister hörbar offen gegenüberstehen.  Bürgerbeteiligung und Visionen: Bei nahezu jedem Thema, das in den fast zweieinhalb Stunden "LZ lädt ein" in Kappel-Grafenhausen angesprochen wurde, machten die Bürger deutlich, dass sie gerne mehr in die Entscheidungsfindung einbezogen würden. Es gehe dabei vor allem um die Visionen für die Zukunft, sagte Egdar Fleig, der auch ein gemeinsames Rathaus zwischen den beiden Ortsteilen ins Spiel brachte. Dazu konnte Paleit zwar nichts versprechen, doch zum Thema Bürgerbeteiligung hatte er gute Nachrichten: "Das werden wir machen, ich bin dabei." Denkbar wäre künftig ein halbjährliches Treffen mit Bürgern sowie dem dann neu gewählten Gemeinderat.

Im Rahmen der Leseraktion "LZ lädt ein" gibt es jeden Monat einen Termin in einem anderen Ort des großen LZ-Verbreitungsgebiets. Dort hören wir uns um, was die Bürger bewegt. Im Mai laden wir nach Ichenheim ein.