Bildung: Ortenaukreis erhält ein positives Signal aus Stuttgart / Kultusministerium sichert Unterricht

Kappel-Grafenhausen (red/cko). Die Trainingsklasse Ortenau in Kappel-Grafenhausen für Schüler in Krisensituationen stand auf der Kippe – jetzt geht es weiter. Zuvor hatte das Schulamt Offenburg die Kooperation zum Ende des laufenden Schuljahrs gekündigt. Als Grund hatte das Schulamt den Lehrermangel angegeben (wir berichteten).

Bei der Sitzung des Ortenauer Jugendhilfeausschusses am Dienstag hatte Landrat Frank Scherer den Mitgliedern Positives zu berichten: "Das Kultusministerium hat mir heute mitgeteilt, dass für die Trainingsklasse nun doch weiterhin Unterrichtsstunden zur Verfügung gestellt werden dürfen und somit die Fortführung grundsätzlich möglich ist." Als Reaktion auf die Kündigung hatte der Landrat mit den Bürgermeistern der beteiligten Gemeinden im Dezember ein Schreiben an das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport gerichtet. Darin brachten sie ihr Bedauern für den Fall zum Ausdruck, dass das wirksame Angebot beendet werde. Das Schreiben war verbunden mit der Bitte, die Lehrerversorgung der Trainingsklasse noch einmal zu prüfen oder zumindest die finanziellen Mittel für die bisher eingesetzte Lehrerstelle von rund 90 000 Euro zur Verfügung zu stellen.

"Ich freue mich sehr, dass das Kultusministerium nach intensiver Prüfung nun doch noch einen Weg gefunden hat, den Unterricht in der Trainingsklasse weiterhin zu gewährleisten. Ich sehe, dass diese flexible Lösung angesichts der schwierigen Situation in der Lehrerversorgung nicht einfach zu finden war. Umso dankbarer bin ich dem Ministerium und dem Staatlichen Schulamt, wenn es die notwendigen Lehrerwochenstunden zuweist und wir das Projekt fortführen können", so der Landrat.

"Das ist eine sehr gute Nachricht", ergänzt Sozial- und Jugenddezernent Georg Benz, "denn die Trainingsklasse hat sich als starkes sozialpädagogisches und integratives Instrument erwiesen. Dadurch, dass wir Schüler mit besonders herausforderndem Verhalten frühzeitig aus ihrer Klasse herausnehmen und in der Trainingsklasse mit speziell ausgebildetem Fachpersonal unterrichten und fördern, können wir die meisten wieder in die Regelschule zurückführen." Von rund 100 Schülern, die die Trainingsklasse besuchten, hätten laut Benz an die 80 Prozent in die Ursprungsklasse oder eine andere Regelschule zurückkehren können. Nur wenige Fälle mündeten im Wechsel an ein Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum.

Die Klasse startete zum Schuljahr 2010/11 in Kappel-Grafenhausen. Während einer sechswöchigen bis einjährigen Auszeit erhalten die Schüler speziellen Unterricht und werden von Lehrern und sozialpädagogischen Fachkräften unter Einbeziehung der Eltern betreut. Der Kommunale Soziale Dienst des Landratsamts Ortenaukreis arbeitet dabei mit den Schulen zusammen.

Für das Projekt kooperieren Schulen aus Ettenheim, Kappel-Grafenhausen, Mahlberg, Ringsheim und Rust mit dem Jugendamt des Kreises, den jeweiligen Kommunen als Schulträgern sowie dem Staatlichen Schulamt. Der Ortenaukreis trägt die Kosten der sozialpädagogischen Fachkräfte in Höhe von rund 78 000 Euro, wobei das Land die sozialpädagogischen Kosten aus dem Förderprogramm für die Jugendsozialarbeit an Schulen mit jährlich 16 700 Euro bezuschusst. Die Sachkosten von etwa 23 000 Euro übernehmen die beteiligten Gemeinden als Schulträger. Das Schulamt Offenburg stellte die Lehrerressourcen mit 30 Deputatstunden zur Verfügung.