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Gemeinderat: Wohnungsmangel in Kappel-Grafenhausen / Kritik an Bauvorhaben für zwei Ferienhäuser

Wo sollen die Kappel-Grafenhausener wohnen, wenn es nur noch Ferienwohnungen gibt? Eine Frage, die den Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschäftigte. Doch die Verhinderung von Ferienwohnungen bereitet baurechtliche Probleme.

Kappel-Grafenhausen. Größte Probleme hatte der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung mit den vorliegenden Bauanträgen auf den Neubau von drei Ferienwohnungen in der Kirchstraße. Diese liegt im Grafenhausener Ortszentrum, und hier sind solche touristischen Vorhaben (städte-)baurechtlich noch nicht ausgeschlossen.

Unerwünscht sind sie längst jedenfalls nach Meinung der breiten Gemeinderatsmehrheit grundsätzlich überall (wir berichteten). Frank Andlauer und Tobias Manz (beide CDU) bekräftigten ihre Meinung, dass man angesichts der aktuellen Wohnungsnot für eigene Bürger nicht auch noch Kurzzeittouristen bräuchte, die Raum blockieren. Brunhilde Gündner (FWV) stellte fest: "Die Problematik hat Fahrt aufgenommen, da hinken wir gründlich hinterher."

Das Rezept von Bürgermeister Jochen Paleit: "Da brauchen wir für die alten Ortskerne ein entsprechendes Leitbild." Wann das denn vorgelegt wird, wollte Manz vergeblich wissen.

Zusätzliche Kritik wurde auch an der Ausgestaltung zweier geplanter dreistöckiger Ferienhaus-Gebäude mit Flachdach und äußerer Stahltreppe laut. Dies, sagte Rita Ohnemus (FW), füge sich städtebaulich überhaupt nicht in die Umgebung ein.

Schon zuvor in der Bürgerfragestunde hatte eine unmittelbare Nachbarin auf befürchteten künftigen Lärm und neue Parkplatzproblematik hingewiesen. Bürgermeister Paleit meinte schließlich: "Wir können auch ablehnen." Allerdings würden dann die Landratsamt-Baubehörden entscheiden – und wie, das könne auch von anderen ähnlich gelagerten Fällen erahnt werden. Das Landratsamt würde womöglich zustimmen.

"Was also tun?", gab der Bürgermeister in den Gemeinderat zurück. Gündner bekräftigte indes: "Das Problem wird immer extremer." Rebecca Wild (FW) forderte gar: "In vier Wochen will ich eine komplette Idee haben." Nämlich, wie man die zunehmende Ferienhaus-Inflation grundsätzlich überall in beiden Ortsteilen in den Griff bekommt.

Schließlich beschloss der Gemeinderat mit einer Mehrheit von acht Stimmen, den umstrittenen Bauantrag auf die nächste Sitzung zu vertagen, was die Fristen noch zulassen. Fünf waren dagegen. Bis dahin ist die Gemeindeverwaltung also gefordert, ein Handlungskonzept gegen Ferienhäuser vorzulegen, wo bislang das Baurecht noch nicht greift, etwa in Ortskernen ohne Bebauungsplan.

Nach Auskunft von Schwarzwald Tourismus gab es im vergangenen Jahr 35 419 Übernachtungen in Kappel-Grafenhausen. Das sind im Vergleich zu 2016 gut vier Prozent mehr. Zur Verfügung standen 2017 insgesamt 234 Betten. Die durchschnittliche Verweildauer in der Gemeinde lag bei 1,6 Tagen. Angekommen sind im Jahr 2017 exakt 22 418 Gäste. Erfasst werden die Zahlen von Beherbergungsbetrieben mit mindestens zehn Betten.