Kurt Bappert wird erneut deutscher Meister der Rassetaubenzüchter / Kappeler widmet seinen Tieren bis zu sieben Stunden täglich

Von Herbert Schabel

Kappel. Dutzende Tauben gucken neugierig auf, wenn Kurt Bappert den großen Käfig hinter seinem Wohnhaus in Kappel betritt. Darunter sind gefiederte "Schönheitsköniginnen", die ihrem Besitzer immer wieder Titelehren einbringen. Jüngster Erfolg ist der Gewinn der deutschen Meisterschaft.

Der 79-jährige Pensionär hat beim nationalen Geflügelwettbewerb in Ulm abgeräumt – dort gefiel der Jury seine weiße Pfauentaube unter 81 Konkurrentinnen aus ganz Deutschland am besten, womit Bappert der "Trophäenwand" in seinem Arbeitszimmer einen weiteren Wimpel hinzufügen darf. Zu sieben deutschen Meisterschaften hat er es bereits gebracht.

Bapperts Tauben sind keine "Sportlerinnen", die möglichst weit fliegen sollen, vielmehr kommt es auf ihr Aussehen an. "Ich züchte auf Schönheit", hebt der gebürtige Kappeler hervor. Preiswürdige Pfauentauben sollen "klein, zierlich und puppig" sein", erklärt er, vor allem aber müssten sie die Preisrichter mit ihrem "Adel" beeindrucken. Damit ist nicht der Tauben-Stammbaum gemeint, sondern das richtige Verhalten beim Beauty-Wettbewerb für Geflügel. Da hat die Pfauentaube nämlich "in Stellung zu gehen", wie der Fachmann sagt. Das Köpfchen weit nach hinten legen, die Brust hochtragen, auf den Zehenspitzen stehen und vor allem die Schwanzfedern weit auffächern – wie ein Pfau eben.

Dieses Posieren passiert auf Kommando, macht Bappert seine Tiere doch mit einem Klopfen an den Käfig darauf aufmerksam, wenn es bei einer Schau ernst wird, sprich das Preisgericht naht. Seine Tauben haben ihn bisher kaum im Stich gelassen, wie ein Blick auf die vielen Urkunden verrät, die in seinem Haus hängen. Eine weist ihn als Europameister der Rassetaubenzüchter 2006 aus – sein größter Erfolg.

Tauben posieren auf Kommando

In Deutschland gibt es etwa 800 Pfauentaubenzüchter, meist Männer im gesetzten Alter. "Wir haben nicht so viele junge Züchter", bedauert Bappert, der Mitglied im Geflügelzuchtverein Lahr und Umgebung sowie Ehrenmitglied im Kleintierzuchtverein Ettenheim ist. Dass die Taubenzucht kein einfaches Unterfangen ist, weiß Bappert aus jahrzehntelanger Erfahrung: "Es ist eine Wissenschaft für sich. Speziell bei Pfauentauben ist es eine große Herausforderung, die Rassemerkmale zur Geltung zu bringen." Pfauentauben, die im 16. Jahrhundert aus Indien nach Europa kamen, gibt es dabei in mehr als 40 verschiedenen Farben – am häufigsten jedoch in Weiß

Wer mit seinen Tieren Preise gewinnen will, muss sich viel Zeit für sie nehmen. In den letzten drei oder vier Wochen vor einem Wettkampf verbringt Bappert bis zu sieben Stunden täglich mit seinen gefiederten Freunden. Er reinigt akribisch den fünf mal fünf Meter großen Käfig, damit die Federkleider sauber bleiben, stellt den Tieren ein Becken mit wohltemperiertem Badewasser hin und päppelt sie mit vitaminhaltigem Fertigfutter auf. Vor allem aber ordnet er ihre Fächerfedern, die sich beim Wettbewerb nicht verhaken sollen. "Handpflege" nennt Bappert diesen sensiblen Teil der Züchterarbeit. Der Erfolg hängt auch von der Beobachtungsgabe des Taubenliebhabers ab: Bappert muss abschätzen können, welche Tauben "in Form" sind – nur die nimmt er zu den Wettkämpfen mit.

"Ich hatte schon als zehnjähriger Bub Hühner und Enten", erinnert sich Bappert an die Anfänge seines Hobbys. Seit mehr als 50 Jahren züchtet der Tierfreund nun Pfauentauben, wobei sich die ganz großen Erfolge erst eingestellt haben, seit er nicht mehr als selbstständiger Malermeister tätig ist. "Vorher hat mir die Zeit gefehlt, die man einfach braucht", sagt Bappert, dessen Gattin Erika sein Hobby unterstützt und ihn auch zu Meisterschaften begleitet. Warum er seinen Tieren so viele Stunden widmet? "Im Umgang mit ihnen kann ich Stress abbauen, die Tauben strahlen Ruhe aus", sagt er.