Gerichtsdiener Robin Brechele führte die protestierende Gemeindereferentin Antonia Hugenschmidt durch den voll besetzten Bürgersaal. Foto: Lahrer Zeitung

Narrengericht: Gemeindereferentin und Wieber Buabe verurteilt

Kappel. Der Bürgersaal hat sich am Donnerstag als gewohnt viel zu klein erwiesen. Deshalb musste sich das hochwohllöbliche siebenköpfige Gremium des Narrenvereins Rhinschnooge einen Weg nach vorne bahnen, um dort das strenge nun schon 31. jährliche Narrengericht abzuhalten. Den Vorsitz hatte der unerbittliche Zunftmeister Gerd Kölble inne. Dieses Mal standen die Gemeindereferentin der Seelsorgeeinheit Rust, Antonia Hugenschmidt, und die Wieber Buabe unter schlimmer Anklage. Sie wurden von Gerichtsdiener Robin Brechele unter heftigem Protest zwangsvorgeführt.

Die schwerwiegenden Vorwürfe erhob – gewohnt bissig gereimt – Karl-Heinz Speier. Erst kam die Gemeindereferentin dran. Sie habe nicht nur die unchristliche Schandtat begangen, sich im Teufelsgewand unter Narren gemischt zu haben, sondern bei einem Besuch des Europa-Parks ausgerechnet Zunftmeister Kölble nach erzwungenem Verzehr eines Kinderpunschs lange vergeblich in seinem Auto-Taxi warten lassen. Außerdem verführe sie ansonsten regelmäßig fromme Frauen im Gemeindesaal zum hemmungslosen Trinken.

Hugenschmidt wehrte sich – gewohnt nicht maulfaul – mit extra aufgesetztem Heiligenschein, packte dann aber doch ihre Teufelshörner aus und ging zur Offensive über. Die Gemeindereferentin verschenkte Freikarten zu schlecht besuchten Gottesdiensten und versuchte das Gericht sogar mit Markgräfler Gutedel zu bestechen. Es half alles nichts: Hugenschmidt wurde nicht nur dazu verdonnert, den später aufgestellten Narrenbaum zu segnen, sondern auch Sorge dafür zu tragen, dass das Narrengericht mal bald in der Kirche tagt. Kölble: "Da ist eh zu viel gestuhlt, drum haben wir mehr Platz."

Die einheimischen musikalischen fünf Wieber Buabe mussten gleich mit fünf Speier’schen Anklagepunkten fertig werden. Sie hätten in heimischen Schlafzimmern nächtens musiziert, anstatt ihre Frauen zu erfreuen, außerdem die Rhinschnooge als Hauskapelle im Stich gelassen, seien überdies ausweislich ihres Gruppennamens eigentlich "Weiberhelden". Das wiesen die Angeklagten empört von sich, schuld seien nur reifere Damen-Fans. Da mochte der Gerichtsdiener noch so sehr zur Ordnung rufen: Mit neuen Liedern, etwa über eine Motorsäge als "scharfes Gerät" oder Humba Täterä brachten sie das Publikum auf ihre schunkelnde Seite, zwangen sogar den neuen Narren-Vorsitzenden Tobias Manz samt Andreas Köbele (zur Erleichterung des davon gekommenen Zunftmeisters) zu einer schrägen musikalischen Luftpumpeneinlage.

Doch alles half nichts: Das Tribunal verurteilte die ganze Lederhosen-Schar zu weiteren Auftritten bei Prunkabenden, und gleich anschließend musste das Quintett beim Narrenbaum-Aufstellen im Freien zumindest Hand an ihre Instrumente legen. Trotzdem versprachen sie: "Mir bliebe Kappler."