Die vier Bürgermeister der Südgemeinden haben sich von den Mitarbeitern der Ohlebusch-Gruppe und Schulleiterin Maria Gut (rechts vorne) die neuen Unterrichtsräume der Trainingsklasse zeigen lassen. Foto: Masson

Neuer Partner und neue Räume für Grafenhausener Trainingsklasse. Fünf Gemeinden beteiligt.

Grafenhausen - Die Trainingsklasse für verhaltensauffällige Schüler in Grafenhausen hat seit diesem Schuljahr einen neuen Partner. Am Ziel hat sich dadurch jedoch nichts geändert.

Was tun, wenn ein Schulkind derart verhaltensauffällig wird, dass es dem Regelunterricht nicht mehr folgen kann, extrem stört, mangelndes Sozialverhalten zeigt? Früher wurde in solchen Fällen als letzte Konsequenz gelegentlich sogar die Notbremse Schulausweisung gezogen, zugunsten der anderen lernbereiten und -willigen Schüler.

Das soll vermieden werden. Seit September hat die in Rastatt ansässige Ohlebusch-Gruppe die Trainingsklasse für sogenannte Problemschüler in der südlichen Ortenau übernommen. Sie beginnt nicht bei Null, denn schon vor zehn Jahren war die Idee dazu von Lehrkräften geboren worden. Anschließend brauchte es allerdings noch zwei Jahre, um die Gemeinden Ettenheim, Mahlberg, Ringsheim, Kappel-Grafenhausen und Rust mit ins Boot zu nehmen. 2011 wurde dann die erste gemeindeübergreifende Trainingsklasse eingerichtet, anfangs im ehemaligen Grafenhausener Lehrerwohnhaus.

Seit September hat sie jetzt Platz in neuen Räumlichkeiten des ehemaligen Volksbank-Gebäudes gefunden. Die Nähe zur Ferdinand-Ruska-Schule erlaubt die Mitbenutzung von deren Einrichtungen, etwa beim Sport. Ansonsten sind die pädagogischen Fachkräfte mit ihren Trainingsschülern hier unter sich. Sie sind mindestens vier Wochen in der Klasse, wenn es sich um eine "Krisenintervention" handelt, also akut notwendigem Handlungsbedarf, kann sich aber auch über mehrere Monate bis zu einem halben Jahr hinziehen. So saßen voriges Jahr insgesamt 25 Schüler in der Trainingsklasse. Die kommen nach Vorschlägen ihrer heimischen Schulen bis zur siebten Klasse, mit Einverständnis der Eltern. Von denen wird nämlich Mitarbeit verlangt.

Bei einem Vorort-Treffen am Mittwochvormittag mit den vier Bürgermeistern Bruno Metz (Ettenheim), Dietmar Benz (Mahlberg), Jochen Paleit (Kappel-Grafenhausen und Pascal Weber (Ringsheim) schilderte Grafenhausens Rektorin Maria Gut einige Hintergründe. Dazu gehören etwa kritische familiäre Verhältnisse, etwa überforderte Alleinerziehende. Das belaste einige Kinder derart, dass sie in der Regelschule nicht mehr klar kämen. Dagegen wird neben dem normalen Unterrichtsstoff gezielt pädagogisch angearbeitet. Kinder bis zum zehnten Lebensalter seien noch sozial lernfähiger als ältere.

Erfolgsquote ist alterabhängig

Die Ohlebusch-Gruppe handelt als Nachfolger der Jugendhilfeeinrichtung "Intensiv-stationäres Krisen- Interventionszentrum" (Iskiz) im Auftrag des Landkreises, von Schulamt und Jugendhilfe-Behörden. Ihr Ziel mit vorläufig vier Mitarbeitern in Grafenhausen: Möglichst viele der Trainingsschüler erfolgreich wieder zurück in ihre jeweilige Regelschule zu führen. Im vorigen Jahr gelang das mit 90 Prozent Erfolgsquote bei den Grundschülern. Von älteren Schülern der Sekundarstufe schafft hingegen nur jeder zweite, sein auffälliges Verhalten zu ändern. Parallel zur Schularbeit wird regelmäßig mit Jugendamt und Eltern kommuniziert und nachbetreut. Die Gemeinden sind an dieser übergreifenden Kooperation finanziell mitbeteiligt.